„Wenn ich ein Mundschmiss wär
und auch zwei Schaufeln hätt,
grüb ich mich ein.
Da ich kein Mundschmiss bin
und auch keine Schaufeln hab,
lass ich es sein.“
Für solche hirnrissigen Verse lieben wir Heinz Erhardt bis heute. Das Wort Maulwurf sei ihm zu grob, so hatte er damals die Verniedlichung des Namens in Mundschmiss begründet. Den etymologischen Hintergrund der Sache übersah er dabei geflissentlich.
Denn mit dem Wort Maul hat der Maulwurf nichts zu tun. Es gibt die Maultrommel, den Maulhelden, den Maulkorb, die Maulschelle und den Maulaffen.
Dass Maul aber nicht immer gleich Maul im Sinn von Schnauze ist, kennen wir schon vom Maultier. Das hieß auf lateinisch mulus, wurde eingedeutscht und zur Verdeutlichung noch mit -tier kombiniert.
Ähnlich liegt der Fall bei der Maulbeere. Auch sie wird nicht etwa ins Maul gesteckt, sondern geht auf das mittelhochdeutsche mulber zurück, das wiederum auf lateinische morum = Maulbeere, Brombeere beruht. Und für die Freunde des Französischen sei angemerkt: Dieselbe Wurzel steckt natürlich auch in mûre = Maulbeere, Brombeere.
Im Namen Maulwurf aber haben wir zunächst ein altenglisches muha = Haufen, das unsere Altvorderen irgendwann nicht mehr verstanden und dann als das mittelhochdeutsche molt = Erde interpretierten. Später wurde dieses Molt dann zu Maul umgedeutet. Der samtschwarze Geselle ist also ursprünglich Haufenwerfer und Erdschmeißer in einem, weswegen er ja auch mit viel Tatendrang die bei Landwirten und Gärtnern so sehr beliebten dunklen Hügel ins satte Grün baut.
Wie sang die Berliner Kabarettistin Claire Waldow in den Dreißigern? "Wer schmeißt denn da mit Lehm, der sollte sich was schäm’, der könnte doch was andres nehm’ als ausgerechnet Lehm."
Na bitte, der Maulwurf hält sich dran.
Freitag, 19. Juni 2009
Es ist viel Geschwätz in der Welt.
Was einst in Tagebüchern verschwand oder ungehört verhallte, wird heute grenzenlos verbreitet: Peinliches, halb Verstandenes, falsch Formuliertes. In seinen "Sprachplaudereien" rückt Rolf Waldvogel manchen Unsinn zurecht. Jetzt nachzulesen in seinem köstlichen Buch "Wortsalat mit Wurstersoße".
Fakten, Fakten, Fakten überschwemmen die modernen Medien. Um feine Formulierungen kümmert sich der Zeitgeist immer weniger. Wie gut, dass es noch Instanzen gibt wie Rolf Waldvogel, der bis zu seinem Ruhestand Ende 2008 die Kulturredaktion leitete und den Kollegen aller Ressorts in Fällen akuter Sprachverwirrung hilfreich zur Seite stand.
"Er ist unser Sprachpapst", bemerkte Mediendirektor Joachim Umbach bei der Vorstellung von Waldvogels Buch, das, versehen mit humorvollen Zeichnungen der Ulmer Illustratorin Tanja Hanser, als Edition der Schwäbischen Zeitung im Verlag Robert Gessler erschien.
Vom Dativ zum Pustekuchen
Die zahlreichen Anhänger der "Sprachplaudereien", haben sich schon lange ein Büchlein gewünscht, in dem sie jederzeit nachschlagen können, was Rolf Waldvogel zum Dativ (oft missbraucht) oder zum Ursprung des Pustekuchens (rätselhaft) zu sagen hat.
Mit Leidenschaft erforscht der studierte Philologe und erfahrene Kulturjournalist die Geheimnisse der Grammatik und die Herkunft der Wörter. Tatsächlich, verriet er den Gästen in der Geschäftsstelle der Schwäbischen Zeitung Friedrichshafen, war ein kleiner Redaktionsstreit um ein Wort vor drei Jahren die Initialzündung für die Kolumne. "Olympiade", meinte Waldvogel damals, sei nicht etwa die Bezeichnung für die Olympischen Spiele, sondern für den Zeitraum zwischen den Spielen. Das, stellte sich heraus, galt ursprünglich in der Tat – eine Olympiade war eine Zeiteinheit für die alten Griechen.
Aber inzwischen, ergaben Waldvogels Erkundungen, hatte die normative Kraft des Faktischen die Sprache verändert. Auch der neue Duden ließ die Olympiade als Begriff für die Spiele gelten. "Ich war überholt worden", seufzt der Experte im Rückblick – und lächelt verschmitzt.
Durch die Arbeit an den mittlerweile 160 Folgen der Kolumne (die Hälfte davon steckt nun zwischen Buchdeckeln) ist Rolf Waldvogel so gut informiert, dass ihm niemand mehr ein X für ein U vormachen kann. Aber seine Texte sind nicht nur geprägt von wissenschaftlicher Genauigkeit, sondern auch von einer Heiterkeit, die die Lektüre zum puren Vergnügen macht.
Begeistert lauschte das Publikum einigen Kapiteln, die der Autor selbst vorlas, und lernte zum Beispiel, wie das Blaukraut (des Südens) mit oder ohne Essig zum Rotkohl (des Nordens) wurde und warum dieselbe Frau keinesfalls die gleiche ist. Dasselbe ist nämlich etwas Identisches, das Gleiche nur etwas Ähnliches. Und, wie Waldvogel zu Recht schreibt: "Zwei Freunde können bei der Auswahl ihrer Freundinnen den gleichen Geschmack haben. Dass sie dieselbe Freundin haben, geht sogar auch – aber wahrscheinlich nicht lange gut."
Auch das Geschlecht der Hauptwörter ist so eine Sache. In der südbadischen Heimat des Sprachforschers heißt es schon mal "der Butter" und "die Huhn". Im Schwäbischen, so Waldvogel mit liebevoller Ironie, "scheuen die Eingeborenen weder das Teller noch der Sofa".
Der Dialekt hat eben seine eigenen Gesetze – das gilt erst recht für manches Fachgebiet wie zum Beispiel die Jägersprache, die von der Ranz (Paarungszeit des Fuchses) bis zur Rausche (des Wildschweins wildeste Zeit) nur dem wackeren Waidmann geläufig ist. Allerdings benutzen wir auch in der Alltagssprache gewisse Begriffe aus der großen Hatz. So mussten Jagdgehilfen einst um das Revier der adeligen Herren Schnüre mit Stofffetzen spannen, um das fliehende Wild aufzuhalten. "Schlug sich nun ein schlaues Hirschlein trotz allem vor dem Finale mortale seitwärts in die Büsche, so war es durch die Lappen gegangen", erklärt Rolf Waldvogel in seinem Buch. Und das sollte man sich keinesfalls durch die Lappen gehen lassen.
Birgit Kölgen
Rolf Waldvogel: „Wortsalat mit Wurstersoße – Sprachplaudereien aus der Schwäbischen Zeitung“ mit llustrationen von Tanja Hanser. Schwäbische Zeitung und Verlag Robert Gessler, 160 Seiten, 17,80 Euro. Erhältlich ist das Werk im Buchhandel sowie in den Geschäftsstellen der "Schwäbischen Zeitung".
Was einst in Tagebüchern verschwand oder ungehört verhallte, wird heute grenzenlos verbreitet: Peinliches, halb Verstandenes, falsch Formuliertes. In seinen "Sprachplaudereien" rückt Rolf Waldvogel manchen Unsinn zurecht. Jetzt nachzulesen in seinem köstlichen Buch "Wortsalat mit Wurstersoße".
Fakten, Fakten, Fakten überschwemmen die modernen Medien. Um feine Formulierungen kümmert sich der Zeitgeist immer weniger. Wie gut, dass es noch Instanzen gibt wie Rolf Waldvogel, der bis zu seinem Ruhestand Ende 2008 die Kulturredaktion leitete und den Kollegen aller Ressorts in Fällen akuter Sprachverwirrung hilfreich zur Seite stand.
"Er ist unser Sprachpapst", bemerkte Mediendirektor Joachim Umbach bei der Vorstellung von Waldvogels Buch, das, versehen mit humorvollen Zeichnungen der Ulmer Illustratorin Tanja Hanser, als Edition der Schwäbischen Zeitung im Verlag Robert Gessler erschien.
-> Fotos von der Buch-Präsentation
-> Das Video zum Buch
-> Das Buch können Sie hier kaufen
Vom Dativ zum Pustekuchen
Die zahlreichen Anhänger der "Sprachplaudereien", haben sich schon lange ein Büchlein gewünscht, in dem sie jederzeit nachschlagen können, was Rolf Waldvogel zum Dativ (oft missbraucht) oder zum Ursprung des Pustekuchens (rätselhaft) zu sagen hat.
Mit Leidenschaft erforscht der studierte Philologe und erfahrene Kulturjournalist die Geheimnisse der Grammatik und die Herkunft der Wörter. Tatsächlich, verriet er den Gästen in der Geschäftsstelle der Schwäbischen Zeitung Friedrichshafen, war ein kleiner Redaktionsstreit um ein Wort vor drei Jahren die Initialzündung für die Kolumne. "Olympiade", meinte Waldvogel damals, sei nicht etwa die Bezeichnung für die Olympischen Spiele, sondern für den Zeitraum zwischen den Spielen. Das, stellte sich heraus, galt ursprünglich in der Tat – eine Olympiade war eine Zeiteinheit für die alten Griechen.
Aber inzwischen, ergaben Waldvogels Erkundungen, hatte die normative Kraft des Faktischen die Sprache verändert. Auch der neue Duden ließ die Olympiade als Begriff für die Spiele gelten. "Ich war überholt worden", seufzt der Experte im Rückblick – und lächelt verschmitzt.
Durch die Arbeit an den mittlerweile 160 Folgen der Kolumne (die Hälfte davon steckt nun zwischen Buchdeckeln) ist Rolf Waldvogel so gut informiert, dass ihm niemand mehr ein X für ein U vormachen kann. Aber seine Texte sind nicht nur geprägt von wissenschaftlicher Genauigkeit, sondern auch von einer Heiterkeit, die die Lektüre zum puren Vergnügen macht.
Begeistert lauschte das Publikum einigen Kapiteln, die der Autor selbst vorlas, und lernte zum Beispiel, wie das Blaukraut (des Südens) mit oder ohne Essig zum Rotkohl (des Nordens) wurde und warum dieselbe Frau keinesfalls die gleiche ist. Dasselbe ist nämlich etwas Identisches, das Gleiche nur etwas Ähnliches. Und, wie Waldvogel zu Recht schreibt: "Zwei Freunde können bei der Auswahl ihrer Freundinnen den gleichen Geschmack haben. Dass sie dieselbe Freundin haben, geht sogar auch – aber wahrscheinlich nicht lange gut."
Auch das Geschlecht der Hauptwörter ist so eine Sache. In der südbadischen Heimat des Sprachforschers heißt es schon mal "der Butter" und "die Huhn". Im Schwäbischen, so Waldvogel mit liebevoller Ironie, "scheuen die Eingeborenen weder das Teller noch der Sofa".
Der Dialekt hat eben seine eigenen Gesetze – das gilt erst recht für manches Fachgebiet wie zum Beispiel die Jägersprache, die von der Ranz (Paarungszeit des Fuchses) bis zur Rausche (des Wildschweins wildeste Zeit) nur dem wackeren Waidmann geläufig ist. Allerdings benutzen wir auch in der Alltagssprache gewisse Begriffe aus der großen Hatz. So mussten Jagdgehilfen einst um das Revier der adeligen Herren Schnüre mit Stofffetzen spannen, um das fliehende Wild aufzuhalten. "Schlug sich nun ein schlaues Hirschlein trotz allem vor dem Finale mortale seitwärts in die Büsche, so war es durch die Lappen gegangen", erklärt Rolf Waldvogel in seinem Buch. Und das sollte man sich keinesfalls durch die Lappen gehen lassen.
Birgit Kölgen
Rolf Waldvogel: „Wortsalat mit Wurstersoße – Sprachplaudereien aus der Schwäbischen Zeitung“ mit llustrationen von Tanja Hanser. Schwäbische Zeitung und Verlag Robert Gessler, 160 Seiten, 17,80 Euro. Erhältlich ist das Werk im Buchhandel sowie in den Geschäftsstellen der "Schwäbischen Zeitung".
Freitag, 12. Juni 2009
Die spinnen, die Doktoren
Spätestens der aufgeregte Streit um Arcandor zwischen Außenminister Steinmeier und Wirtschaftsminister zu Guttenberg macht es klar: Die heiße Phase des Wahlkampfes ist angebrochen und damit auch die große Zeit der Spindoktoren. Sie wissen nicht, was ein Spindoktor ist? Keine Schande, bis vor drei Jahren stand es nicht einmal im Duden.
Das eingedeutschte Wort Spindoktor stammt aus den USA, und unter einem spin-doctor versteht man dort einen PR-Berater, also einen Experten für Öffentlichkeitsarbeit vor allem von Politikern.
Der Begriff ist noch ziemlich jung. Der Schriftsteller Saul Bellow soll ihn erstmals 1977 in einer Vorlesung benutzt haben. In die Medien wurde er angeblich von einem Journalisten der "New York Times" im Zusammenhang mit den TV-Duellen von 1984 zwischen den US-Präsidentschaftskandidaten Reagan und Mondale eingeführt. Als spin-doctors beschrieb er die hinter der Bühne wartenden PR-Manager beider Bewerber, die den Journalisten völlig unterschiedliche Bewertungen desselben Geschehens präsentierten, um so der Berichterstattung einen ihnen genehmen Dreh zu verpassen.
Damit ist auch der Hintergrund des Wortes angesprochen: to spin heißt im Englischen – wie auch im Deutschen – zum einen spinnen im Sinn von weben, zum anderen aber auch drehen. Beim Billard spricht man von spin, wenn man dem Ball einen bestimmten Dreh oder Effet gibt. Tut man das bei einer politischen Stellungnahme, so ist die bewusste Manipulation von Information nicht weit, der bedenkenlose Umgang mit der Wahrheit, die gezielte Stimmungsmache.
Das Wort ist also alles andere als positiv besetzt. Nicht umsonst war spin-doctor 1989 "Unwort des Jahres" in den USA. Im Deutschen kommt dann noch ein besonderer Beiklang hinzu. Anders als im Englischen steht spinnen eben auch für wunderliche Gedanken haben, nicht recht bei Trost sein oder etwas Unsinniges daherfaseln.
So wundert man sich, dass es dieser Ausdruck überhaupt in unsere Sprache geschafft hat. Den grauen Eminenzen unserer Politiker kann es jedenfalls nicht recht sein. Aber wie auch immer, Obelix würde sagen: Die spinnen, die Doktoren.
Das glauben Sie nicht? Wir werden es in den nächsten drei Monaten erleben.
Das eingedeutschte Wort Spindoktor stammt aus den USA, und unter einem spin-doctor versteht man dort einen PR-Berater, also einen Experten für Öffentlichkeitsarbeit vor allem von Politikern.
Der Begriff ist noch ziemlich jung. Der Schriftsteller Saul Bellow soll ihn erstmals 1977 in einer Vorlesung benutzt haben. In die Medien wurde er angeblich von einem Journalisten der "New York Times" im Zusammenhang mit den TV-Duellen von 1984 zwischen den US-Präsidentschaftskandidaten Reagan und Mondale eingeführt. Als spin-doctors beschrieb er die hinter der Bühne wartenden PR-Manager beider Bewerber, die den Journalisten völlig unterschiedliche Bewertungen desselben Geschehens präsentierten, um so der Berichterstattung einen ihnen genehmen Dreh zu verpassen.
Damit ist auch der Hintergrund des Wortes angesprochen: to spin heißt im Englischen – wie auch im Deutschen – zum einen spinnen im Sinn von weben, zum anderen aber auch drehen. Beim Billard spricht man von spin, wenn man dem Ball einen bestimmten Dreh oder Effet gibt. Tut man das bei einer politischen Stellungnahme, so ist die bewusste Manipulation von Information nicht weit, der bedenkenlose Umgang mit der Wahrheit, die gezielte Stimmungsmache.
Das Wort ist also alles andere als positiv besetzt. Nicht umsonst war spin-doctor 1989 "Unwort des Jahres" in den USA. Im Deutschen kommt dann noch ein besonderer Beiklang hinzu. Anders als im Englischen steht spinnen eben auch für wunderliche Gedanken haben, nicht recht bei Trost sein oder etwas Unsinniges daherfaseln.
So wundert man sich, dass es dieser Ausdruck überhaupt in unsere Sprache geschafft hat. Den grauen Eminenzen unserer Politiker kann es jedenfalls nicht recht sein. Aber wie auch immer, Obelix würde sagen: Die spinnen, die Doktoren.
Das glauben Sie nicht? Wir werden es in den nächsten drei Monaten erleben.
Montag, 8. Juni 2009
Schlag nach bei Gustav Schwab!
Mit der Gewährung von Staatshilfe für Opel wurde die Büchse der Pandora aufgemacht. In vielen Medien bemühen Journalisten seit Tagen dieses Bild für eine Tat mit unabsehbaren Folgen. Damit fällt wieder einmal ein Schlaglicht auf das reiche antike Erbe, das in unserer Sprache weiterlebt. Aber Hand aufs Herz: Hat man immer den genauen Hintergrund solcher Redewendungen parat?
Schauen wir mal bei den alten Griechen nach, warum diese Büchse der Pandora beileibe keine Pralinéschachtel war: In Urzeiten lebten die Menschen ohne Alter, Krankheit und Schmerz. Als jedoch der Titan Prometheus das Feuer im Himmel raubte und gegen den Willen von Göttervater Zeus auf die Erde brachte, sann dieser auf Rache. Er schickte Pandora mit einem Gefäß zu den armen Menschlein, das alles Unheil der Welt enthielt. Und die Schöne öffnet es dann auch weisungsgemäß. Bei Hesiod liest sich das so: "Aber das Weib hob ab den mächtigen Deckel und ließ alles heraus, den Menschen zu stiften Not, Jammer und Plage."
Da kommt also nach der Opel-Einigung noch einiges auf uns zu. Aber wenn wir schon bei den griechischen Sagen sind: Auch vom Augiasstall war in den letzten Monaten oft die Rede, den es auszumisten gelte – und gemeint war damit meistens die Chefetage irgendeiner Bank. Bei diesem Ausdruck stand der Held Herakles Pate, der bekanntlich zwölf Taten vollbringen musste, unter anderem den verdreckten Rinderstall von König Augias ausputzen. Der Kraftprotz leitete einfach zwei Flüsse hindurch, und flugs war der Dung fortgespült.
Ein letztes Beispiel: In der Wirtschaftskrise gelte es für Politiker, den Ariadnefaden nicht zu verlieren, sprich den richtigen Weg aus diesem Irrgarten zu wählen. Auch das ist derzeit eine beliebte Wendung. Hier greifen die Schreiber auf die Sage von der schönen Königstochter auf Kreta zurück, mit deren Wollknäuel ihr Geliebter Theseus aus dem Labyrinth des Ungeheuers Minotauros wieder herausfand.
Bildungshuberei? Wenn sich jemand in Gesellschaft blamiert, weil er Syphilisarbeit statt Sisyphosarbeit sagt, wäre es besser gewesen, er hätte irgendwann mal Gustav Schwabs bis heute wunderbar zu lesende "Sagen des klassischen Altertums" in die Hand genommen.
Aber so hat halt jeder seine Achillesferse – auch so ein sagenhaftes Wort.
Schlag nach bei Schwab!
Schauen wir mal bei den alten Griechen nach, warum diese Büchse der Pandora beileibe keine Pralinéschachtel war: In Urzeiten lebten die Menschen ohne Alter, Krankheit und Schmerz. Als jedoch der Titan Prometheus das Feuer im Himmel raubte und gegen den Willen von Göttervater Zeus auf die Erde brachte, sann dieser auf Rache. Er schickte Pandora mit einem Gefäß zu den armen Menschlein, das alles Unheil der Welt enthielt. Und die Schöne öffnet es dann auch weisungsgemäß. Bei Hesiod liest sich das so: "Aber das Weib hob ab den mächtigen Deckel und ließ alles heraus, den Menschen zu stiften Not, Jammer und Plage."
Da kommt also nach der Opel-Einigung noch einiges auf uns zu. Aber wenn wir schon bei den griechischen Sagen sind: Auch vom Augiasstall war in den letzten Monaten oft die Rede, den es auszumisten gelte – und gemeint war damit meistens die Chefetage irgendeiner Bank. Bei diesem Ausdruck stand der Held Herakles Pate, der bekanntlich zwölf Taten vollbringen musste, unter anderem den verdreckten Rinderstall von König Augias ausputzen. Der Kraftprotz leitete einfach zwei Flüsse hindurch, und flugs war der Dung fortgespült.
Ein letztes Beispiel: In der Wirtschaftskrise gelte es für Politiker, den Ariadnefaden nicht zu verlieren, sprich den richtigen Weg aus diesem Irrgarten zu wählen. Auch das ist derzeit eine beliebte Wendung. Hier greifen die Schreiber auf die Sage von der schönen Königstochter auf Kreta zurück, mit deren Wollknäuel ihr Geliebter Theseus aus dem Labyrinth des Ungeheuers Minotauros wieder herausfand.
Bildungshuberei? Wenn sich jemand in Gesellschaft blamiert, weil er Syphilisarbeit statt Sisyphosarbeit sagt, wäre es besser gewesen, er hätte irgendwann mal Gustav Schwabs bis heute wunderbar zu lesende "Sagen des klassischen Altertums" in die Hand genommen.
Aber so hat halt jeder seine Achillesferse – auch so ein sagenhaftes Wort.
Schlag nach bei Schwab!
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