Die Festtage sind zwar schon vorbei, aber wir müssen doch noch mal kurz auf sie zurückkommen. Immer wieder wird nach dem Sinn von fürbass gefragt. Gewiss zählt dieses recht veraltet klingende Wort nicht zum alltäglichen Sprachschatz. Aber gerade zur Weihnachtszeit hört man es oft: „Treibt zusammen, treibt zusammen die Schäflein fürbass!“ So beginnt die zweite Strophe des Liedes „Was soll das bedeuten“.
Nun meinen manche Leute, fürbass sei einfach eine Umdrehung von barfuß – und zwar um des Reimes willen. Man kennt so etwas ja aus der Tierwelt: "Ein Wiesel / saß auf einem Kiesel / inmitten Bachgeriesel. / Wisst ihr weshalb? / Das Mondkalb / verriet es mir / im Stillen. / Das raffinierte Tier / tat‘s um des / Reimes willen." So klärte uns Christian Morgenstern schon vor rund 100 Jahren auf.
Aber in unserem Fall geht es nicht um Dichtkunst. Fürbass hat zwar wie barfuß etwas mit dem Gehwerkzeugen zu tun, doch es heißt einfach weiter, vorwärts, nach vorne.
Wir finden es in vielen Volksliedern, und ein sozialistischer Dichter wie Erich Weinert setzte es auch gezielt deutschtümelnd in einem hübschen Spottlied auf die Wandervogel-Bewegung ein: "Der Frühling braust; / wir ziehen fürbass / und zupfen unsere Geigen. / Wir hüpfen froh ins nasse Gras / und tanzen unsre Reigen. / Die Klampfe klirrt im Schritt und Tritt. / Die Kochgeschirre klirren mit. / Der Wald ist voll Akustik. / Wir sind so schrecklich lustig."
Die sprachliche Wurzel ist übrigens nicht uninteressant. Das Wort geht auf ein althochdeutsches furba im Sinn von besser vorwärts zurück. Dieses ba ist der unregelmäßige Komparativ, der auch in unserer heutigen Steigerungsform besser steckt – gut (wohl), besser, am besten.
Über diese Unregelmäßigkeit – also den Wechsel der Wortstämme – denkt man gemeinhin nie nach. Es gibt zudem deutsche Landsleute, die sich diesen Wechsel sparen: „Mein Gudester“, säuseln die Sachsen, und andere können sich dann ein mildes Lächeln nicht verkneifen.
Aber die Schwaben sollten sich hier zurückhalten. Die Abfolge gern - gerner - am gernsten statt gern - lieber - am liebsten ist auch nicht schöner. "Wir Schwaben mögen den Schiller gerner als den Goethe", das gilt vielen am Neckar als durchaus richtiger Satz. Ein bekennender Goethe-Fan kann dann nur noch mit "Faust" kontern: "Es irrt der Mensch, solang er strebt."
Freitag, 14. Januar 2011
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#1
Dr. Eduard Breuer
(Homepage)
am
23.10.2012 11:18
(Antwort)
#2
Anonym
(Homepage)
am
05.12.2012 02:04
(Antwort)