In der Nacht zu Donnerstag hing ein massives Bass-Wummern über ganz Leutkirch. Aha, erinnerte man sich, „School's-out-Party“, so war es ja auch morgens in der Zeitung gestanden. Auf gut Deutsch gesagt: Die Schule ist aus, die Leute fahren in die Ferien – nach Frankreich, in den Kaukasus, nach Österreich, in die Toskana, nach Schweden, in das Tessin … Oder heißt es in den Tessin?
Bei Namen von Ländern und auch Landschaften kann man schon mal ins Grübeln kommen.
Aber es gibt ein paar Regeln: Die meisten Ländernamen haben im Normalfall keinen Artikel: Norwegen, England, Irland, Italien, Indien, China, Argentinien, Chile, Algerien, Ghana, Australien etc.
Das gilt auch für viele Landschaften und Regionen: Bayern, Pommern, Vorarlberg, Karelien, Umbrien, Sizilien, Galizien, Essex, Wales, Anatolien etc.
Tritt dann wegen eines Attributs doch ein Artikel hinzu, so erweisen sie sich als Neutra. Man sagt also das sonnige Griechenland, das Ägypten des Gamar Abdel Nasser, das moderne Mexiko und das vom Terror bedrohte Pakistan oder das Sachsen der Wettiner, das heutige Tirol und das deutschstämmige Siebenbürgen.
Es gibt aber auch Länder und Landschaften, die immer einen Artikel verlangen. Sie sind überwiegend weiblich, vor allem jene, die auf -ei enden: die Türkei, die Mongolei, die Slowakei, die Mandschurei, die Walachei, die Lombardei.
Die Schweiz, die Ukraine, die Lausitz, die Pfalz oder die Rhön sind ebenfalls feminine Formen mit Artikel. Zudem gibt es Neutra, die unbedingt den Artikel brauchen, zum Beispiel das Elsass und – um das nun klarzustellen – das Tessin. Der Tessin (italienisch: Ticino) ist der Fluss, nach dem der Schweizer Kanton seinen Namen hat.
Und wo bleibt das männliche Geschlecht? Rein männlich ist – kein Wunder – der Vatikan, ebenso der Balkan. Der Kongo, der Libanon, der Sudan, der Niger, der Jemen, der Tschad und der Kosovo sind männliche Formen, aber all diese Namen kommen auch ohne Artikel und dann als Neutra vor, allerdings wesentlich seltener.
Außerdem gibt es zwei Länder, die früher nur mit männlichem Artikel üblich waren, die jetzt aber verstärkt zum Neutrum tendieren: der Iran und der Irak. "Die Amerikaner versuchen, in Irak die Hände frei zu bekommen, um Iran besser ins Visier nehmen zu können", ist heute ein möglicher Satz.
Um das Maß der Verwirrung vollzumachen, fallen einem auch noch Länder ein, die nur den Plural kennen: die Niederlande sowie einige berühmte Inselparadiese wie die Philippinen, die Seychellen, die Malediven, die Salomonen und die Bahamas.
Wer da nicht an Ferien denkt!
Und wenn alle in die Ferien fahren, wollen wir nicht hintanstehen. Wir machen auch Ferien. Bis Anfang September, bis alle wieder ins Allgäu zurückkommen.
In das Allgäu, auch ein Neutrum.
Freitag, 24. Juli 2009
Der Mensch und die Reimresistenz
Frage eines Lesers: Warum gibt es im Deutschen keinen Reim auf ein so wichtiges Wort wie Mensch?
Die Antwort ist einfach: Wir wissen es nicht. Diese Reimresistenz scheint eine Laune der Sprache zu sein.
Im Schwabenland wären Verse allerdings denkbar. Da könnte sich eine gescheiterte Eheanbahnung im Gedicht folgendermaßen lesen: "Bei so em bodebeisa Mensch, do gibt’s nur ois, do guggsch, dass rennsch!" – wobei hier mit Mensch ein weibliches Wesen gemeint ist.
Jetzt werden Sie aber albern, sagen Sie?
Mitnichten. Selbst unsere größten Dichter und Denker haben es manchmal mit dem Reimen nicht so genau genommen und ein bisschen heimischen Dialekt eingebaut, wenn es klemmte. Berühmt ist der Vers aus Goethes "Faust": "Neige, du Schmerzensreiche." Das passt nur, wenn der Herr Geheimrat in diesem Fall so babbelte, wie ihm der hessische Schnabel gewachsen war: "Neische, du Schmerzensreische".
Auch beim Kollegen Schiller werden wir fündig. In seiner Ballade "Der Handschuh" heißt es: "Da fällt von des Altans Rand, / ein Handschuh von schöner Hand, / zwischen den Tiger und den Leun / mittenhinein." Die Aussprache mittenhineun wird ja wohl nicht Schillers Ernst gewesen sein. So ist mit ihm wohl ganz einfach der Schwabe durchgegangen. Da heißt der Löwe nun mal Lei – und dann stimmt der Reim.
Der Mensch ist also untauglich für hochdeutsche Poesie. Aber damit steht dieses Wort nicht allein. Wie CUS, der Kreuzworträtsler der Süddeutschen Zeitung, herausgefunden hat, sperren sich auch Silber, Kanzel, Mönch und fünf gegen jegliche Reimkünste. Und auf Monat reimt sich – mit etwas Schummeln – Donut, jenes pappsüße Gebäckstück, das doughnut (Teignuss) hieß und als die amerikanische Antwort auf den Berliner Pfannkuchen gilt.
Da stellt sich dann auch eine Frage: Warum essen die Leute eigentlich Donuts? Und die Antwort ist wieder: Wir wissen es nicht.
Die Antwort ist einfach: Wir wissen es nicht. Diese Reimresistenz scheint eine Laune der Sprache zu sein.
Im Schwabenland wären Verse allerdings denkbar. Da könnte sich eine gescheiterte Eheanbahnung im Gedicht folgendermaßen lesen: "Bei so em bodebeisa Mensch, do gibt’s nur ois, do guggsch, dass rennsch!" – wobei hier mit Mensch ein weibliches Wesen gemeint ist.
Jetzt werden Sie aber albern, sagen Sie?
Mitnichten. Selbst unsere größten Dichter und Denker haben es manchmal mit dem Reimen nicht so genau genommen und ein bisschen heimischen Dialekt eingebaut, wenn es klemmte. Berühmt ist der Vers aus Goethes "Faust": "Neige, du Schmerzensreiche." Das passt nur, wenn der Herr Geheimrat in diesem Fall so babbelte, wie ihm der hessische Schnabel gewachsen war: "Neische, du Schmerzensreische".
Auch beim Kollegen Schiller werden wir fündig. In seiner Ballade "Der Handschuh" heißt es: "Da fällt von des Altans Rand, / ein Handschuh von schöner Hand, / zwischen den Tiger und den Leun / mittenhinein." Die Aussprache mittenhineun wird ja wohl nicht Schillers Ernst gewesen sein. So ist mit ihm wohl ganz einfach der Schwabe durchgegangen. Da heißt der Löwe nun mal Lei – und dann stimmt der Reim.
Der Mensch ist also untauglich für hochdeutsche Poesie. Aber damit steht dieses Wort nicht allein. Wie CUS, der Kreuzworträtsler der Süddeutschen Zeitung, herausgefunden hat, sperren sich auch Silber, Kanzel, Mönch und fünf gegen jegliche Reimkünste. Und auf Monat reimt sich – mit etwas Schummeln – Donut, jenes pappsüße Gebäckstück, das doughnut (Teignuss) hieß und als die amerikanische Antwort auf den Berliner Pfannkuchen gilt.
Da stellt sich dann auch eine Frage: Warum essen die Leute eigentlich Donuts? Und die Antwort ist wieder: Wir wissen es nicht.
Freitag, 17. Juli 2009
Die Toskana-Fraktion hatten wir schon, auch die Pizza-Connection.
Jetzt gibt es die Nabucco-Pipeline. Aber hat jeder parat, was sich hinter dem Namen dieser Röhre verbirgt, durch die irgendwann einmal Öl aus Aserbeidschan und Turkmenistan an Russland vorbei nach Europa gepumpt werden soll?
Stichproben lassen daran zweifeln.
Zunächst könnte man auf die Idee kommen, dass es sich um eine sprechende Abkürzung handelt. Wie bei Amsel, das für Aktion Multiple Sklerose Erkrankter, Landesverband steht.
Oder wie bei Attac. So nennt sich jene Organisation der Gobalisierungkritiker, die immer bei G8-Treffen in Aktion tritt. Da hat man sich aus dem französischen Titel Association pour une taxation des transactions financi̬res pour l'aide aux citoyens (Vereinigung für eine Besteuerung von Finanztransaktionen zum Nutzen der Bürger) einfach jene Buchstaben ausgesucht, die dann – schön programmatisch – an Attacke denken lassen.
Oder aber wie bei Verdi, wie sich die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft heute kurz und griffig nennt.
Verdi ist ein gutes Stichwort. Denn bei dem Ölgeschäft geht es in der Tat um die Verdi-Oper „Nabucco“. Der österreichische Konzern ÖMV hatte die anderen Gründungsmitglieder des Pipeline-Konsortiums 2002 nach dem offiziellen Start in die Wiener Staatsoper eingeladen, wo an jenem Abend „Nabucco“ gespielt wurde. Danach habe man dann kurzerhand die Pipeline benannt, heißt es.
Verdis Oper geht in ihrem Titel bekanntlich auf jenen babylonischen König Nabuchodonosor oder – anders geschrieben – Nebukadnezar zurück, unter dessen Herrschaft im 6. Jahrhundert vor Christus die Israeliten zunächst in Gefangenschaft verschleppt wurden, dann aber doch zurückkehren durften. Damit könnte der Namen der Pipeline als Anspielung auf die Befreiung aus russischer Gasknechtschaft verstanden werden.
Die Betreiberstaaten bestreiten dies zwar seit Beginn entschieden, aber wer weiß.
Wie heißt es doch im Gefangenenchor aus"Nabucco"? "Die Erinnerung allein gibt uns Stärke zu erdulden, was uns hier bedroht".
Das Gas-Diktat der Russen kann man schon als Bedrohung empfinden.
Jetzt gibt es die Nabucco-Pipeline. Aber hat jeder parat, was sich hinter dem Namen dieser Röhre verbirgt, durch die irgendwann einmal Öl aus Aserbeidschan und Turkmenistan an Russland vorbei nach Europa gepumpt werden soll?
Stichproben lassen daran zweifeln.
Zunächst könnte man auf die Idee kommen, dass es sich um eine sprechende Abkürzung handelt. Wie bei Amsel, das für Aktion Multiple Sklerose Erkrankter, Landesverband steht.
Oder wie bei Attac. So nennt sich jene Organisation der Gobalisierungkritiker, die immer bei G8-Treffen in Aktion tritt. Da hat man sich aus dem französischen Titel Association pour une taxation des transactions financi̬res pour l'aide aux citoyens (Vereinigung für eine Besteuerung von Finanztransaktionen zum Nutzen der Bürger) einfach jene Buchstaben ausgesucht, die dann – schön programmatisch – an Attacke denken lassen.
Oder aber wie bei Verdi, wie sich die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft heute kurz und griffig nennt.
Verdi ist ein gutes Stichwort. Denn bei dem Ölgeschäft geht es in der Tat um die Verdi-Oper „Nabucco“. Der österreichische Konzern ÖMV hatte die anderen Gründungsmitglieder des Pipeline-Konsortiums 2002 nach dem offiziellen Start in die Wiener Staatsoper eingeladen, wo an jenem Abend „Nabucco“ gespielt wurde. Danach habe man dann kurzerhand die Pipeline benannt, heißt es.
Verdis Oper geht in ihrem Titel bekanntlich auf jenen babylonischen König Nabuchodonosor oder – anders geschrieben – Nebukadnezar zurück, unter dessen Herrschaft im 6. Jahrhundert vor Christus die Israeliten zunächst in Gefangenschaft verschleppt wurden, dann aber doch zurückkehren durften. Damit könnte der Namen der Pipeline als Anspielung auf die Befreiung aus russischer Gasknechtschaft verstanden werden.
Die Betreiberstaaten bestreiten dies zwar seit Beginn entschieden, aber wer weiß.
Wie heißt es doch im Gefangenenchor aus"Nabucco"? "Die Erinnerung allein gibt uns Stärke zu erdulden, was uns hier bedroht".
Das Gas-Diktat der Russen kann man schon als Bedrohung empfinden.
Freitag, 10. Juli 2009
Legal oder legitim, das ist hier die Frage
Im Oberrheintal zwischen Basel und Offenburg bringt die Bundesbahn derzeit mit ihren heftig umstrittenen Streckenausbauplänen die Bürger in Harnisch. So wurde jetzt eine offizielle Anhörung kurzerhand durch eine Traktorblockade verhindert. Das sei zwar nicht legal, meinte der Sprecher der Initiative, aber legitim. Ein feiner Unterschied, der das nähere Hinschauen lohnt.
Beide Wörter – legal und legitim – sind vom lateinischen lex = Gesetz abgeleitet, und beide bedeuten im Grunde gesetzmäßig, rechtmäßig.
Aber während legal sich heute immer klar auf etwas bezieht, das gegen kein geschriebenes Gesetz oder Recht verstößt, ist legitim breiter und vor allem schillernder angelegt. Zum einen steht es für ehelich. Legitime Kinder sind die ehelichen Nachkommen im Gegensatz zu den illegitimen, den unehelichen Kindern.
Außerdem wird legitim aber auch im Sinn von allgemein anerkannt, berechtigt, begründet und – was es noch komplizierter macht – vertretbar gebraucht. Damit spielen entschieden andere Kriterien hinein. So kann etwas durchaus als legitim gelten, es muss deswegen aber noch nicht legal sein. Ein Beispiel: Folter ist bei uns gesetzlich verboten, also illegal. Dennoch wird immer wieder laut darüber nachgedacht, ob die Androhung von Folter in einem Entführungsfall vertretbar ist, weil dadurch eventuell Leben gerettet werden kann. Dieses Nachdenken halten dann manche Zeitgenossen – obwohl moralisch höchst bedenklich – für legitim.
Umgekehrt kann jedoch auch der Fall eintreten, dass etwas legal ist, aber nicht von allen als legitim bezeichnet wird. Ein Fall aus unseligen Zeiten: Hitlers Weg zur Macht war durch die damalige Gesetzeslage gedeckt, also legal. Der danach folgende Missbrauch dieser Macht erschien jedoch vielen Deutschen – weil nach moralischen Vorstellungen nicht vertretbar – als zutiefst illegitim.
Was lernen wir daraus? Bei diesem Begriffspaar ist höchste Vorsicht geboten. Auch der Einsatz von Wörtern kann illegitim sein.
Beide Wörter – legal und legitim – sind vom lateinischen lex = Gesetz abgeleitet, und beide bedeuten im Grunde gesetzmäßig, rechtmäßig.
Aber während legal sich heute immer klar auf etwas bezieht, das gegen kein geschriebenes Gesetz oder Recht verstößt, ist legitim breiter und vor allem schillernder angelegt. Zum einen steht es für ehelich. Legitime Kinder sind die ehelichen Nachkommen im Gegensatz zu den illegitimen, den unehelichen Kindern.
Außerdem wird legitim aber auch im Sinn von allgemein anerkannt, berechtigt, begründet und – was es noch komplizierter macht – vertretbar gebraucht. Damit spielen entschieden andere Kriterien hinein. So kann etwas durchaus als legitim gelten, es muss deswegen aber noch nicht legal sein. Ein Beispiel: Folter ist bei uns gesetzlich verboten, also illegal. Dennoch wird immer wieder laut darüber nachgedacht, ob die Androhung von Folter in einem Entführungsfall vertretbar ist, weil dadurch eventuell Leben gerettet werden kann. Dieses Nachdenken halten dann manche Zeitgenossen – obwohl moralisch höchst bedenklich – für legitim.
Umgekehrt kann jedoch auch der Fall eintreten, dass etwas legal ist, aber nicht von allen als legitim bezeichnet wird. Ein Fall aus unseligen Zeiten: Hitlers Weg zur Macht war durch die damalige Gesetzeslage gedeckt, also legal. Der danach folgende Missbrauch dieser Macht erschien jedoch vielen Deutschen – weil nach moralischen Vorstellungen nicht vertretbar – als zutiefst illegitim.
Was lernen wir daraus? Bei diesem Begriffspaar ist höchste Vorsicht geboten. Auch der Einsatz von Wörtern kann illegitim sein.
Donnerstag, 2. Juli 2009
Frühe Donald-Duck-Fans erinnern sich vielleicht noch an eine Geschichte aus den Fünfzigern. Da löste der Enterich auf Skiurlaub in den Bergen allein durch seinen markerschütternden Gesang eine Lawine aus. Sein Lied: "Und lieg ich dereinst auf der Bahre, dann denkt an meine Gitarre und gebt sie mir mit in mein Grab..."
Was uns hier nun interessiert, ist weniger der etwas gequälte Reim als das Wörtchen dereinst.
Es hat die erstaunliche Eigenschaft, zwei konträre Bedeutungen in sich zu vereinen: Zum einen steht es für die Zukunft, zum anderen für die Vergangenheit. In älteren Texten wäre – streng genommen – folgender Satz denkbar gewesen: "Als er dereinst dieses Studienfach studierte, war nicht abzusehen, dass er damit dereinst viel Geld machen würde." In heutigen Ohren klingt dieses dereinst allerdings recht antiquiert, oder aber es hat eine bewusst ironische Note – siehe oben.
Und was ist mit dem eng verwandten einst? Ebenfalls der eher gehobenen Sprache angehörend, hat es dieselbe Eigenschaft. Ein Beispiel aus aktuellen Krisenzeiten, wieder etwas zugespitzt: "Über eine vernünftige Altersvorsorge hat er sich einst keine Sorgen gemacht, und das wird er einst mit Sicherheit büßen."
Verwechslungen sind allerdings auszuschließen. Denn der Kontext macht es: Steht der Satz in der Vergangenheit, ist auch etwas längst Vergangenes gemeint; steht er in der Zukunft, geht es um etwas, das noch weit vor uns liegt.
Kein Wunder also, dass wir diesem fernen einst in vielen schönen, alten Kirchenliedern begegnen.
"In dir, Herr, lass mich leben / und bleiben allezeit, / so wirst du mir einst geben / des Himmels Wonn und Freud."
Dazu ertönt dann aber allenfalls die Orgel – und keine Gitarre.
Was uns hier nun interessiert, ist weniger der etwas gequälte Reim als das Wörtchen dereinst.
Es hat die erstaunliche Eigenschaft, zwei konträre Bedeutungen in sich zu vereinen: Zum einen steht es für die Zukunft, zum anderen für die Vergangenheit. In älteren Texten wäre – streng genommen – folgender Satz denkbar gewesen: "Als er dereinst dieses Studienfach studierte, war nicht abzusehen, dass er damit dereinst viel Geld machen würde." In heutigen Ohren klingt dieses dereinst allerdings recht antiquiert, oder aber es hat eine bewusst ironische Note – siehe oben.
Und was ist mit dem eng verwandten einst? Ebenfalls der eher gehobenen Sprache angehörend, hat es dieselbe Eigenschaft. Ein Beispiel aus aktuellen Krisenzeiten, wieder etwas zugespitzt: "Über eine vernünftige Altersvorsorge hat er sich einst keine Sorgen gemacht, und das wird er einst mit Sicherheit büßen."
Verwechslungen sind allerdings auszuschließen. Denn der Kontext macht es: Steht der Satz in der Vergangenheit, ist auch etwas längst Vergangenes gemeint; steht er in der Zukunft, geht es um etwas, das noch weit vor uns liegt.
Kein Wunder also, dass wir diesem fernen einst in vielen schönen, alten Kirchenliedern begegnen.
"In dir, Herr, lass mich leben / und bleiben allezeit, / so wirst du mir einst geben / des Himmels Wonn und Freud."
Dazu ertönt dann aber allenfalls die Orgel – und keine Gitarre.
(Seite 1 von 1, insgesamt 5 Einträge)
Kommentare