Zweierlei vorneweg: Die Schreibweise Häs ist eigentlich falsch. Da hier ein langes ä vor einem stimmlosen s steht, müsste es Häß heißen – wie bei Gefäß oder Gesäß. Aber da Dialektschreibungen sowieso an Willkürakte grenzen, bleiben wir bei Häs.
Und die Frage, ob es im Plural nun die Häs, die Häse oder die Häser heißt, lassen wir lieber im Raum stehen. Denn Festlegungen jedweder Art lösen hier gerne Blutfehden zwischen den Anhängern der verschiedenen Theorien aus. Man weiß es ja: Bei nichts geht es so todernst zu wie beim Fastnachtsbrauchtum.
Aber nun zum Wort Häs an sich: Im alemannisch-schwäbischen Dialektraum spricht man – außer vom Fasnetshäs – auch heute noch vom Sunndigshäs, Werchtigshäs, Schaffhäs oder Trauerhäs. Damit klingt ein alter Sprachgebrauch an: Einst stand dieses Wort Häs schlichtweg für Kleidung. Und nicht nur im Süden. Auch wenn es Landsleute aus nördlicheren Gefilden wohl nur ungern zur Kenntnis nehmen werden, auch sie trugen in früheren Jahrhunderten Häs, Häse oder Häser.
Über die Herkunft dieses Wortes lässt sich trefflich streiten. Nur so viel: Der bekannte Fastnachtsforscher Professor Werner Mezger sieht den Ursprung in einem schon "bei den Hethitern nachgewiesenen und über die Griechen zu den Römern gelangten Wortstamm wes für Kleidung, wie er beispielsweise im lateinischen vestis = Kleid steckt".
Diese Herleitung halten wiederum andere Experten für allzu gewagt. Im Mittelhochdeutschen gibt es ein Wort haeze für Kleidung, und im Altenglischen lässt sich ein Begriff haeteru = Kleider nachweisen. Die Wissenschaft erkennt hier letztlich - was Laien allerdings nicht auf Anhieb sehen - ganze Wortfamilien, die auf gemeinsame indogermanische Wurzeln wie *skeu oder *hel für bedecken, verhüllen, verbergen zurückgehen und zu der auch Wörter wie Hose oder Hülle gehören.
Nun hat ja der Mummenschanz an Fastnacht in der Tat vieles mit Bedecken, Verbergen und Verhüllen zu tun, was zum einen sehr witzig sein kann, zum anderen wiederum auch einem Gnadenakt gleichkommt. Spätestens der Aschermittwoch bringt es an den Tag.
Aber was Hose und Hülle angeht, so sei zur Fastnachtszeit ein kleiner Abstecher nach Kalau erlaubt: Im Freiburg der 1920er- Jahre warb ein Bekleidungsgeschäft für seine wärmende Leibwäsche im Schaufenster mit einem griffigen Vierzeiler:
"Endlich eine Unterhose,
die des Bauches Rundung sanft umhüllt,
die mein Sohn, der Herr Studiosus,
mir nicht aus dem Kasten stiehlt."
Der Inhaber hatte es erkannt: Auf Liebestöter stehen junge Leute nicht. Übrigens auch nicht unterm Häs.
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