Viele Fremdwörter aus dem Französischen sind – was man ihnen meistens nicht mehr ansieht – sogenannte Rückwanderer. Das heißt, sie stammen ursprünglich aus dem germanischen Sprachraum, wurden von unseren Nachbarn übernommen und dann wiederum von den Deutschen entlehnt.
Nur ein paar Beispiele: Balkon (von einem frühen germanischen Wort für Balken), Bankett (Bank), Ballon (Ball), Biwak (Beiwacht), Flakon (Flasche), Galopp (laufen)…
Und auch Grippe gehört zu dieser Familie. Das Wort kam in der Bedeutung Laune im 18. Jahrhundert aus Frankreich und wurde auf die Krankheit übertragen, weil sie den Menschen wie eine Laune ganz plötzlich ergreift.
Ergreift ist dabei das Schlüsselwort: Denn das französische Verb gripper geht auf eine germanische Wurzel zurück, die auch in unserem Wort greifen steckt. Die Grippe greift also zu, und dann geht es uns schlicht und ergreifend schlecht. Dieses Gnadenlos-Zupackende von Erkältungskrankheiten hat schon Christian Morgenstern vor über 100 Jahren erkannt:
Ein Schnupfen hockt auf der Terrasse,Was hätte dieser Großmeister des Skurrilen aus der Schweinegrippe für ein Gedicht gemacht!
auf dass er sich ein Opfer fasse,
und stürzt alsbald mit großem Grimm
auf einen Menschen namens Schrimm.
Paul Schrimm erwidert prompt: "Pitschü!"
und hat ihn drauf bis Montag früh.
Kommentare