"Nimm auch noch Tempos mit!", ruft der Gatte der Gattin zwischen den Regalen im Supermarkt zu. Ein verständlicher Wunsch in den Zeiten der Influenza – und ein Thema für eine Sprachglosse obendrein. Denn ob die Gattin nun wirklich Papiertaschentücher der Marke Tempo in den Einkaufswagen legt, ist die Frage. Auch andere Kosmetikfirmen haben längst ähnliche Produkte auf dem Markt. Dennoch spricht man in der Regel von Tempos. Wir haben hier also den gar nicht so seltenen Fall, dass ein Markenname aufgrund des enormen Erfolgs zum Gattungsbegriff wurde.
Andere gängige Beispiele sind Uhu, wie man gemeinhin jeden Kleber nennt. Oder Tesa, das – einmal kreiert – schnell zum Synonym für jedwede Art von Klebeband wurde. Auch der Knirps gehört hierher, der – obwohl bei seiner Erfindung in den 1930er-Jahren nur ein Markenname – heute für jede Art von Mini-Regenschirm gebraucht wird.
Oft sind solche Gattungsbezeichnungen auch aus Eigennamen entstanden. Weil ein Samuel Colt (1814-1862) einst die erste Feuerwaffe mit Drehzylinder erfand, wurde Colt schnell zum Begriff für jede Art von Revolver. Das Wort Zeppelin gebrauchen wir heute für jede Art von Luftschiff, weil Ferdinand Graf von Zeppelin vor über 100 Jahren den Prototyp schuf. Vom Diesel sprechen wir, wenn wir ein Auto mit einem speziellen Motor meinen, und verbinden das schon noch mit seinem Erfinder Rudolf Diesel (1858-1913).
Auch bei einem Satz wie "Meine Frau leidet an Alzheimer" weiß man eigentlich, dass der Name dieser Krankheit auf einen Arzt namens Alzheimer zurückgeht, obwohl dieser Frankfurter Neuropathologe bereits 1915 starb.
Kaum einer ist sich allerdings bewusst, dass die Mansarde ihren Namen vom französischen Architekten Jules Hardouin-Mansart hat, der vor über 300 Jahren erstmals jene Art von Dachgeschoss baute.
Und falsch liegen schließlich viele Zeitgenossen, wenn sie bei Bachblüten-Therapie auf irgendwelche Gewächse an einem Wasserlauf tippen. Geistiger Vater dieses alternativen Heilverfahrens aus den 1930er-Jahren war der englische Arzt Edward Bach.
Manche schwören übrigens auch bei Erkältungen auf eine Bachblüten-Kur. Und wenn das nichts nützt, gibt es ja immer noch Tempos.
Freitag, 20. November 2009
Wenn der Kaffee zum Davonlaufen ist
Deutschland war ja früher – kaffeemäßig gesehen – eher ein Entwicklungsland. Mit Milch oder ohne Milch, allenfalls noch ein Mokka, das war’s schon. Verglichen mit Österreich und seinen rund fünfzig Kaffeevariationen ein Nichts. Das ist heute anders. Vor allem Italien hat uns mit Spezialitäten versorgt – vom Cappuccino über den Espresso bis zum Latte Macchiato.
Aber steigen nun auch andere Länder ein, an die man nicht sofort denkt? "Kaffee Togo" steht auf einem Schild vor einem Berliner Straßencafé.
In Togo wird wohl Kaffee angebaut, aber darum geht es hier gar nicht. Wir haben nur mal wieder ein beredtes Beispiel für den hirnlosen Umgang mit der englischen Sprache, wenn man sie nicht beherrscht. Gemeint ist "Kaffee to go", also "Kaffee zum Mitnehmen".
Aber auch wenn man es richtig schreibt, ist es nicht viel besser. "Kaffee to go" kann man schließlich auch anders interpretieren: "Bleiben Sie lieber draußen, dieser Kaffee ist zum Davonlaufen."
Aber steigen nun auch andere Länder ein, an die man nicht sofort denkt? "Kaffee Togo" steht auf einem Schild vor einem Berliner Straßencafé.
In Togo wird wohl Kaffee angebaut, aber darum geht es hier gar nicht. Wir haben nur mal wieder ein beredtes Beispiel für den hirnlosen Umgang mit der englischen Sprache, wenn man sie nicht beherrscht. Gemeint ist "Kaffee to go", also "Kaffee zum Mitnehmen".
Aber auch wenn man es richtig schreibt, ist es nicht viel besser. "Kaffee to go" kann man schließlich auch anders interpretieren: "Bleiben Sie lieber draußen, dieser Kaffee ist zum Davonlaufen."
Freitag, 13. November 2009
„Warum heißt es eigentlich Lebkuchen und nicht Totkuchen?“
Auf eine Frage dieses Kalibers gibt man eigentlich keine Antwort. Aber von ungefähr kommt sie ja nicht. Zur Klarstellung: Der Bestandteil Leb in der vor allem süd- und westdeutschen Bezeichnung für das vorweihnachtliche Gebäck – im Norden sagt man eher Pfefferkuchen – hat mit Leben nichts zu tun. Wahrscheinlich kommt er vom Wort Laib im Sinn von Brotlaib. Der Lebkuchen wäre dann ganz einfach ein mit Honig und Gewürzen verfeinerter Brotkuchen.
Wer nun allerdings meint, das niederdeutsche Labskaus, ein beliebtes Gericht aus Fleisch, Fisch und Kartoffeln, hätte auch etwas mit Laib zu tun, der irrt sich. Der Name kommt vom englischen Lobscouse, dessen Herkunft im Dunkeln liegt.
Im Dunklen liegt manchmal auch der Inhalt von Wurstwaren. Damit wären wir beim Leberkäse.
Der enthält – zumindest in Bayern – weder Leber noch Käse. Das bayerische Loabi in Loabikas geht wohl wieder auf Laib zurück, und das Ganze sieht halt aus wie ein Käselaib. Andernorts wurde dem Leberkäse früher in der Tat Leber beigemengt, womit die Bezeichnung in Ordnung ging. Dieser Leberanteil tendiert zwar heute eher gegen Null, außerhalb des Freistaats – jetzt wird es kompliziert – muss der Leberkäse nach dem deutschen Lebensmittelbuch aber unbedingt etwas Leber enthalten. Ist das nicht der Fall, so hat man ihn als Bayerischen Leberkäse zu deklarieren, der dann wieder leberfrei sein darf…
Was Wunder, wenn vielerorts heute eher vom Fleischkäse die Rede ist. Im Allgäu hält sich allerdings die Sitte, dass man in der Metzgerei schnell einen LKW (Leberkäswecken) mitnimmt oder gar einen LKW mit ABS (Leberkäswecken mit a bissle Senf).
FKW wäre als Ersatz auch zu unappetitlich: Fluorkohlenwasserstoff? Wohl bekomm’s!
Auf eine Frage dieses Kalibers gibt man eigentlich keine Antwort. Aber von ungefähr kommt sie ja nicht. Zur Klarstellung: Der Bestandteil Leb in der vor allem süd- und westdeutschen Bezeichnung für das vorweihnachtliche Gebäck – im Norden sagt man eher Pfefferkuchen – hat mit Leben nichts zu tun. Wahrscheinlich kommt er vom Wort Laib im Sinn von Brotlaib. Der Lebkuchen wäre dann ganz einfach ein mit Honig und Gewürzen verfeinerter Brotkuchen.
Wer nun allerdings meint, das niederdeutsche Labskaus, ein beliebtes Gericht aus Fleisch, Fisch und Kartoffeln, hätte auch etwas mit Laib zu tun, der irrt sich. Der Name kommt vom englischen Lobscouse, dessen Herkunft im Dunkeln liegt.
Im Dunklen liegt manchmal auch der Inhalt von Wurstwaren. Damit wären wir beim Leberkäse.
Der enthält – zumindest in Bayern – weder Leber noch Käse. Das bayerische Loabi in Loabikas geht wohl wieder auf Laib zurück, und das Ganze sieht halt aus wie ein Käselaib. Andernorts wurde dem Leberkäse früher in der Tat Leber beigemengt, womit die Bezeichnung in Ordnung ging. Dieser Leberanteil tendiert zwar heute eher gegen Null, außerhalb des Freistaats – jetzt wird es kompliziert – muss der Leberkäse nach dem deutschen Lebensmittelbuch aber unbedingt etwas Leber enthalten. Ist das nicht der Fall, so hat man ihn als Bayerischen Leberkäse zu deklarieren, der dann wieder leberfrei sein darf…
Was Wunder, wenn vielerorts heute eher vom Fleischkäse die Rede ist. Im Allgäu hält sich allerdings die Sitte, dass man in der Metzgerei schnell einen LKW (Leberkäswecken) mitnimmt oder gar einen LKW mit ABS (Leberkäswecken mit a bissle Senf).
FKW wäre als Ersatz auch zu unappetitlich: Fluorkohlenwasserstoff? Wohl bekomm’s!
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