Ein Hoch auf den Holunder
"Darf es zur Begrüßung ein Prosecco Sambuco sein?" Party-Experten wissen, was man ihnen da anbietet: Edelbrause mit einem Schuss Holundersirup. Sambucus ist der lateinische Name jener uralten Kulturpflanze, und daher kommt die heutige italienische Form sambuco.
Klingt halt etwas mondäner. Uns soll hier das deutsche Wort Holunder interessieren.
Betrachtet man Namen wie Holunder, Flieder, Wacholder, Rüster (ein anderer Name für die Ulme), Affolter (eine alte Bezeichnung für den Apfelbaum) oder Heister (ein Fachbegriff für junge, zweimal umgepflanzte Laubbäume), so fällt die gemeinsame Endung auf. Forscher sehen dieses -der oder -ter als Überbleibsel einer germanischen Nachsilbe -dra für Baum, mit der die meisten Baumnamen gebildet wurden. Daher kommt das englische Wort tree.
Verwandt ist griechisch dendron, das wir aus Pflanzennamen wie Rhododendron kennen, eigentlich Rosenbaum.
In diese Wortfamilie gehört unser treu, das nichts anderes heißt als so fest wie ein Baum.
Na ja, Bäume können auch schwach werden und umfallen.
Zurück zum Holunder. Mancherorts nennt man ihn auch Holder oder Holler. Im Märchen "Frau Holle" schüttelt die Goldmarie das Bettzeug aus dem Fenster, worauf die Federn als Schnee auf die Erde fallen. Es gibt Theorien, wonach in dieser Figur der Frau Holle eine altgermanische Göttin namens Hulda, Holda oder Holla nachlebt. In ihrem Zusammenhang wird - schon vom Namen her - der Holunder gesehen, der als besonders mythisch befrachtete Pflanze gilt. Dass man bei seinen weißen Blütendolden an Frau Holles Schneeflocken denkt, ist ja nicht ganz abwegig.
Just aus diesen Blüten wird der Sirup für den Schampus hergestellt. Manche machen Likör daraus, und die schwarzen Früchte lassen sich zu einem Holunderwein veredeln.
Pflanzen haben allezeit die Fantasie der Spezialisten für Alkoholika angeregt. So auch der Wacholder. Aus seinen Beeren entsteht jener Schnaps, der unter dem englischen Namen Gin weltweit bekannt ist - abgeleitet vom lateinischen juniperus (Wacholder) über französisch genièvre und niederländisch jenever. In Österreich und Teilen Bayerns wird der Wacholder auch Kranewitt genannt, der dazugehörige Hochprozentige ist der Kranewitter oder Krambambuli.
Womit wir bei der Literatur sind: Krambambuli heißt jener im wahren Wortsinn arme Hund in Marie von Ebner-Eschenbachs berühmter Novelle. Tiernamen - auch ein weites Feld. Wir werden es beackern.
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