"Da streiten sich die Leut’ herumSo hat einst der großartige Wiener Theaterautor Ferdinand Raimund gespottet. Soll man also gar nicht über das Glück nachdenken, weil Denken ja ohnehin Glücksache ist? Oder ist das auch Unsinn, weil man ja mehr Glück als Verstand haben kann und das Denken sich dann doch wieder lohnt?
oft um den Wert des Glücks.
Der eine heißt den andern dumm,
am End’ weiß keiner nix."
Man merke: Glück ist in der Tat ein schillernder Begriff. Das beweisen gerade viele unserer Redensarten, die mit Glück zu tun haben. Pech im Spiel, Glück in der Liebe; trautes Heim, Glück allein; jeder ist seines Glückes Schmied; Glück und Glas, wie leicht bricht das…
Auf den ersten Blick sind sie alle selbsterklärend. Aber beim genaueren Hinschauen bemerkt man ihre Doppelbödigkeit. Das Glück in der Liebe mag als echtes Glück empfunden werden – zumindest zeitweise. Aber wissen wir, ob ein Glück, das so leicht brach wie Glas, nicht schon die Bruchstelle in sich trug, weil man es leichtfertig herausgefordert hat?
Unsere Dichter haben diese Ambivalenz wohl gespürt: "Die Uhr schlägt keinem Glücklichen", befand Schiller mit aller Euphorie. Will sagen: Wahrhaft glücklich sind wir dann, wenn wir die Zeit vergessen können. Für Heinrich Heine dagegen war das Glück nur eine leichte Dirne: "Sie küsst dich rasch und flattert fort."
Der Doppelsinn steckt übrigens auch in jener Redensart, in der das Wort Glück ersetzt ist: Statt Glück gehabt sagt man auch Schwein gehabt.
Warum? Warum wird ausgerechnet das Schwein, dieses von uns überheblichen Menschen als schmutzig, unrein, gefräßig, dumm und sexbesessen verlästerte Tier, zum Glückssymbol?
Zwei Erklärungen bieten sich an: Einerseits könnte das Verstärkungsmoment in Wörtern wie saudumm, sauschwer oder Sauarbeit auch zu Formulierungen wie Sauglück oder Schweineglück geführt haben. Man redet ja auch vom Schweinegeld, das jemand verdient, und das ist durchaus anerkennend gemeint.
Andererseits spricht einiges dafür, dass der Ausdruck Schwein gehabt auf einen alten Brauch bei Schützenfesten zurückgeht. Danach wurde dem Letzten eines Wettschießens als Trostpreis ein Schwein überreicht. Wer also das Schwein bekam, erhielt etwas, ohne es eigentlich verdient zu haben, und hatte somit Schweineglück oder einfach Schwein. Hier ist die Anerkennung der Geringschätzung gewichen.
Wie auch immer: Mit dem Alfred aus der "Fledermaus" sollten wir es nicht halten: "Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist", singt er mit zynischem Unterton. Darauf lässt sich Glück nicht reduzieren.
Zum Glück!
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