Mit einem Jubelgeschrei wurde Anfang der Woche im Darmstädter Kontrollzentrum der europäischen Raumfahrtagentur Esa der erfolgreiche Weckruf für die Sonde Rosetta gefeiert, die fortan ein paar Hundert Millionen Kilometer entfernt von uns dem Kometen Tschurjumow-Gerasimenko nachjagen soll. Aber woher hat dieser Flugkörper eigentlich seinen Namen?
Der Gedanke an eine Frau drängt sich auf. Schließlich gibt es auch Raketen, die Nike heißen oder Ariane.
In der Tat ist italienisch Rosetta die Verkleinerungsform von Rosa, also zum einen kleine Rose oder Röschen (Pflanze), zum anderen kleine Rosa oder Röschen (weibliches Wesen). Die französische Entsprechung ist Rosette, was wir Deutschen heute auch als Fremdwort mit sehr vielen Bedeutungen kennen – unter anderem für eine bestimmte Zeichnung im Tierfell, für das Schallloch bei Zupfinstrumenten, für eine Fensterform oder für die Abdeckung bei einem Installationsrohr.
Rosette (französisch) oder Rosetta (englisch) ist aber auch der Name einer Stadt im Nildelta, die ursprünglich Raschid hieß und von Europäern umgetauft wurde, angeblich weil ihre Häuser im Sonnenlicht so rosig schimmerten. In diesem Rosette – so nennt man die Stadt bei uns – stolperte 1799 das Pferd eines französischen Offiziers über einen aus dem Boden ragenden Brocken. Und mithilfe dieses Steins von Rosette, der in drei Sprachen beschriftet war, gelang es, der Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphen ein gutes Stück näher- zukommen.
Und warum heißt die Raumsonde so? Weil sie beim Lüften des Geheimnisses helfen soll, wie unser Sonnensystem entstand.
Aber damit nicht genug der Symbolik: Das mit Messinstrumenten vollgestopfte Landegerät, das Rosetta auf dem Kometen absetzen soll, taufte man Philae. Auf jener Insel im Nil fand sich ein Obelisk mit mehrsprachiger Inschrift, der wiederum bei der Entschlüsselung des Steins von Rosette half. Die Insel Philae gibt es allerdings nicht mehr. Sie verschwand beim Bau des Assuan-Staudamms 1971 für immer in den Fluten.
Auch Landegerät Philae wird mit dem Kometen auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Ob man in Darmstadt bei der Namensgebung daran gedacht hat? Wie auch immer: Auf jeden Fall ist es stimmig.
Denn manchmal geht so etwas ja auch daneben. Als VW 2002 seine neue Luxuskarosse mit bewusst antiker Note Phaeton nannte, wunderten sich die Kenner der Mythologie. Denn Phaeton heißt zwar auf Altgriechisch der Strahlende, aber dem Sohn des Sonnengotts Helios verging das Strahlen, da er – vom Vater nach langem Betteln ans Steuer des Himmelswagens gelassen – die Pferde nicht bändigen konnte, abstürzte und in einem Fluss ertrank.
Die Verkaufszahlen des VW-Phaeton stürzten auch ab. Dumm gelaufen.
(Seite 1 von 1, insgesamt 1 Einträge)
Kommentare