"Immer mehr Bürger lehnen Stuttgart 21 in Bausch und Bogen ab", so war im Radio zu hören.
Jeder versteht, was mit in Bausch und Bogen gemeint ist: ganz und gar, im Ganzen, zur Gänze, alles in allem, insgesamt.
Aber woher kommt diese gängige Redensart? Sie stammt aus der alten Kaufmannssprache und wurde vor allem beim Kauf und Verkauf von Grundstücken verwandt. Nahm man bei der Vermessung eines Terrains keine Rücksicht auf einzelne Abweichungen im Grenzverlauf, so hatte man es in Bausch und Bogen taxiert.
Bausch – verwandte Wörter finden sich in Sätzen wie "Der Wind bauscht die Segel" oder "Die ganze Affäre ist aufgebauscht" – stand dabei für nach außen gehende, also konvexe Ausbuchtungen, Bogen für nach innen gehende, also konkave Biegungen. Da sich solche Abweichungen immer irgendwie ausglichen, ließ man quasi fünf gerade sein und rechnete einfach Länge mal Breite.
Dass diese Wendung trotz ihrer altertümlichen Bedeutung noch immer so beliebt ist, dürfte am Stabreim liegen. Mag dieses einst beherrschende Element der deutschen Dichtung ansonsten auch aus der Mode gekommen sein, in Redensarten lebt es weiter. Lang ist die Liste von Formulierungen, die ihren Reiz aus der Wiederholung der Anfangslaute beziehen: mit Mann und Maus untergehen, Haus und Hof verlieren, Geld und Gut verspielen, über Stock und Stein gehen, um Kopf und Kragen reden, nach Lust und Laune vorgehen, bei Wind und Wetter losfahren, zwischen Baum und Borke sitzen, mit Kind und Kegel verreisen, Land und Leute kennenlernen, mit Haut und Haar verspeisen…
Und um bei Stuttgart 21 zu bleiben: Die Gegner werden weiterhin Gift und Galle spucken und Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um das Projekt doch noch mit Stumpf und Stiel auszurotten. Das ist so klar wie Kloßbrühe.
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