Vor wenigen Tagen haben wir an dieser Stelle über die große Alamannen-Ausstellung in Ellwangen berichtet. Dazu gab es nun Reaktionen von befremdeten Lesern. Warum wir von Alamannen sprächen und nicht von Alemannen, wurde gefragt und auf den Duden verwiesen. Dort suche man die Form Alamannen vergebens. Das stimmt. Während größere Nachschlagewerke die Alamannen durchaus erwähnen, aber zur Erklärung auf den Begriff Alemannen verweisen, hat sich der Duden gleich für die gebräuchlichere Form entschieden: Alemanne = Angehöriger eines germanischen Volksstammes.
Der Hintergrund ist schillernd, wobei wir hier nicht bis ins letzte Detail gehen können. In der Tat bezeichnete der römische Historiker Cassius Dio jene feindliche Truppen, die Kaiser Caracalla um 213 im heutigen Südwesten das Leben schwer machten, als alamanni, und für ihren späteren Einflussbereich bürgerte sich der Begriff Alamannia ein.
Aber bald trat auch die Bezeichnung Alemannen hinzu. An Bedeutung verlor der Begriff ohnehin, als sie nach ihren Niederlagen gegen die merowingischen Franken 496 bei Zülpich und erneut gegen deren karolingische Erben 746 beim berüchtigten Blutbad von Cannstatt in anderen historischen Konstellationen aufgingen. Namensgeber für das Herzogtum, das im 10. Jahrhundert auf dem einstigen Territorium der Alamannia entstand, wurden die Schwaben, einst von den Römern suebi genannt und ursprünglich wohl eine Gruppierung innerhalb der alamanni des Cassius Dio. Und das lässt sich – so hat man es mit einem Anflug von volksetymologischer Vereinfachung immer gern getan – ja auch als die Übertragung eines uralten germanischen Begriffes für alle Mannen deuten.
Zurück zur Schreibweise: Archäologen und Museumsleute – vor allem im Süden – reden mit ihrem gezielten Blick auf die Frühgeschichte heute eher von Alamannen, bundesdeutsche, aber auch schweizerische Historiker bevorzugen dagegen den Begriff Alemannen. In der Sprachwissenschaft beschäftigt man sich seit rund zweihundert Jahren ebenfalls mit dem Alemannischen und meint damit gemeinhin den Sprachraum vom Elsass über Südbaden und die Nordschweiz bis nach Vorarlberg. Und auch in der Volkskunde geht es um alemannisches Brauchtum, zum Beispiel um die alemannische Fasnet.
Übrigens haben die Alemannen auch für viele Bezeichnungen der Deutschen im Ausland gesorgt – bis über Europa hinaus. Almanlar nennen uns die Türken, Elman und Alman finden sich im Arabischen und Persischen. Vor allem aber in romanischen Sprachen hat der alte Stamm seine Spuren hinterlassen. Allemands sind wir für die Franzosen, alemaes für die Portugiesen, und alemanes für die Spanier.
Morgen Mittag geht es also für die Argentinier gegen die alemanes. Und da wollen wir unsererseits doch hoffen, dass gegen die Gauchos alle Mannen fit sind und dann ebenso furchteinflößend auftreten wie zu Caracallas Zeiten.
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