"Nach 84 Tagen Albtraum ein Lichtblick im Kampf gegen die Ölpest".
So stand es vorgestern auf der Seite 1 unserer Zeitung. Und prompt kam ein ziemlich unwirscher Anruf: "Was ist nun eigentlich richtig, Alptraum oder Albtraum?"
Die Antwort lautet: Beides, aber die SZ schreibt Albtraum.
Zur Vorgeschichte: Bis 1996 gab es nur die Schreibweise Alptraum. Albtraum galt als falsch. Dann kam die Rechtschreibreform, und da wurde das Paar Albtraum/Alptraum unter die so genannten Variantenschreibungen eingereiht, bei denen man die Wahl hat. Diese Regelung blieb auch von der Reform der Reform im Jahr 2006 unangetastet.
Die deutschen Presseagenturen plädierten zunächst für die althergebrachte Form Alptraum. Aber mittlerweile geht die Tendenz wieder in Richtung Albtraum.
Auch der Duden kommt hier ins Spiel: Da er so schnell wie möglich wieder die Lufthoheit über den Schreibtischen der Nation erlangen will, spricht er seit der Ausgabe von 2006 bei Varianten Empfehlungen aus, und zwar unterlegt mit einem Balken in der Hausfarbe Gelb.
Der Hintergedanke dabei: Wenn sich nur genug an solche Vorgaben halten, wird man die Varianten irgendwann wieder vergessen können. In unserem Fall hat er sich für Albtraum entschieden.
Diese Duden-Empfehlungen sind zwar oft von Otto Normalschreiber nicht nachvollziehbar, aber in unserem besonderen Fall kann man damit leben. Denn für Albtraum spricht die Herkunftsgeschichte des Wortes. Mit den Alpen, an die man natürlich sofort denkt, hat es nichts zu tun.
Der Bestandteil Alb- (die Nebenform Alp- gab es allerdings auch) ist ein altes germanisches Wort, das wiederum verwandt ist mit Elfe und zunächst einmal unterirdischer Geist bedeutet. Weil man sich solche Fabelwesen aber oft als unheimliche Dämonen vorstellte, wurde den Alben bald allerlei Schlimmes angedichtet – unter anderem dass sie sich den Menschen nachts auf die Brust setzen, ihnen den gesunden Schlaf rauben, sie schlecht träumen und dann wie gerädert aufwachen lassen.
Für das b spricht übrigens auch ein berühmter Vertreter der Alben: Als Zwergenkönig Alberich taucht er in der Nibelungensage auf, in der ihm Siegfried die Tarnkappe entwendet und so den Nibelungenschatz an sich bringen kann. Alberich wurde deshalb im Zweiten Weltkrieg zur Geheimbezeichnung für die akustische Tarnung von deutschen U-Booten mittels einer gelochten Gummifolie. U 480 war zunächst ein voller Erfolg. Aber auch ihm schlug letztlich die Stunde.
Apropos Lichtblick im Kampf gegen die Ölpest: Nichts war es bislang. Der Albtraum geht weiter.
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