Das neue Jahr 2010 ist noch jung, und so lässt sich auch eine Frage noch nicht umfassend beantworten: Wie nennen die Deutschen dieses Jahr eigentlich, zweitausendzehn oder zwangzighundertzehn oder kurz zwanzigzehn – wie Bundeskanzler Schröder vor sieben Jahren schön griffig seine Agenda taufte?
Und wie wird es weitergehen? Sagen wir nächstes Jahr zweitausendelf oder zwanzighundertelf oder zwanzigelf?
Der Blick in den Duden hilft hier nichts, da es ums Sprechen geht, nicht um eine Rechtschreibregel. Und die immerhin 1344 Seiten starke Duden-Grammatik speist uns mit einem einzigen Satz ab: "Vor allem bei Jahreszahlen sagt man statt zum Beispiel tausendneunhundertsechzig gewöhnlich neunzehnhundertsechzig."
Schauen wir uns das einmal näher an: Bis zum Jahr 999 ist alles klar. Für die Zeit von 1001 bis 1099 wird dann normal weitergezählt – tausendeins bis tausendneunundneunzig. Der Gang nach Canossa fand also im Jahr tausendsiebenundsiebzig statt. Niemand würde zehnhundertsiebenundsiebzig sagen, und auch die Kurzform zehnsiebenundsiebzig ist nicht die Norm.
Das ändert sich aber vom Jahr 1100 an. Barbarossa wurde im Jahr 1122 geboren, und da sagt man dann nicht eintausendeinhundertzweiundzwanzig, sondern elfhundertzweiundzwanzig oder kurz elfzweiundzwanzig.
Im Jahr vierzehnhundertzweiundneunzig entdeckte Columbus Amerika, und neunzehnhundertvierzehn begann der 1. Weltkrieg. Logisch ist das alles eigentlich nicht. Denn ein Stück Rindfleisch wiegt ja auch nicht elfhundertsechzig Gramm, sondern eintausendeinhundertsechzig, und die Entfernung von Berlin nach Rom beträgt auch nicht fünfzehnhundertfünfundzwanzig Kilometer, sondern eintausendfünfhundertfünfundzwanzig.
Aber wie auch immer: Von elfhundert bis neunzehnhundertneunundneunzig ist diese Zählweise bei Jahreszahlen die Regel, vielleicht weil diese Formen manchmal etwas kürzer sind.
Denken wir das nun analog weiter, so ergibt sich folgendes Bild: Wie schon seit dem Millennium gewohnt, zählen wir zweitausendeins, zweitausendzwei …. Derzeit sind wir bei zweitausendzehn, dann kommt zweitausendelf etc. Formulierungen wie zwanzigzehn sind allenfalls plakative Eigennamen. Beim jüngsten Roland-Emmerich-Katastrophenfilm "2012" geht die Tendenz derzeit allerdings auch eher zu zweitausendzwölf als zu zwanzigzwölf. Was aber nach dem Jahr 2100 kommt, liegt in den Sternen. Vielleicht sagen unsere Nachfahren dann – wie es konsequent wäre – für das Jahr 2101 wirklich einundzwanzighunderteins und nicht zweitausendeinhunderteins…
1969 landeten "Zager and Evans" mit ihrem Song "In the year 2525 if men are still alive" einen Welthit. Sie sangen twenty-five twenty-five, also in der Tat fünfundzwanzigfünfundzwanzig. Aber da ist der zweite Teil des Satzes ohnehin der wichtigere: "… wenn die Menschen noch am Leben sind."
Wenn nicht, dann hat sich's ausgezählt.
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