"So du im Steinbock bist geborn,
geh nicht herum wie selbstverlorn!
Die Stützigkeit ist kein Pläsier,
im Hartmond deinen Leib kurier,
der Onyx und der Hyazinth
vor Traurigkeit und Ängsten sind…“
Zum Jahresbeginn blättert man schon mal in einem alten Kalenderbuch, und da reizen Josef Weinhebers Tierzeichen-Verse von 1937 zum Nachhaken. Einmal abgesehen davon, dass Stützigkeit – einst ein süddeutsch-österreichisches Wort für Widerspenstigkeit, Eigensinn – heute nicht mehr sofort verstanden wird, herrscht auch bei Hartmond Klärungsbedarf. Hartmond ist eine veraltete deutsche Bezeichnung für den Januar – und nebenbei ein schlagender Beweis für die These, dass sich Sprache nur sehr schlecht verordnen lässt.
Unsere Monatsnamen haben bekanntlich lateinische Wurzeln: Januar (nach dem römischen Gott Janus), Februar (nach römischen Reinigungsriten Ende dieses Monats), März (nach dem römischen Kriegsgott Mars)...
In der zweiten Jahreshälfte wird es allerdings kurios: September – obwohl bei uns der neunte Monat des Jahres – heißt eigentlich der siebte, Oktober der achte, November der neunte und Dezember der zehnte. Der Grund: Das römische Jahr begann am 1. März…
Aber trotz dieser Unlogik haben sich die römischen Namen im Volksmund immer gehalten, und alle Versuche einer generellen Umstellung auf deutsche Ausdrücke waren zum Scheitern verurteilt. Schon zu der Zeit Karls des Großen um 800 gab es erste Ansätze, und weitere Vorstöße folgten, die bei einer stark vom Latein bestimmten Kultur allerdings scheitern mussten. Vor allem im deutschtümelnden 19. Jahrhundert kam dann neuer Schwung in die Debatte, auch 1927 unternahm der Deutsche Sprachverein noch einmal einen Anlauf zur Eindeutschung, und die Barden der NS-Zeit übertrieben es ja ohnehin mit ihrem Germanen-Wahn – aber mit letztlich kontraproduktiver Wirkung. Denn nach dem Desaster von 1945 war endgültig Schluss.
So geistern die sprachwissenschaftlich durchaus interessanten deutschen Bezeichnungen für die Monate – ob uralte germanische Wörter, auf Dialekte zurückgehende Varianten oder kunstvolle, zum Teil auch unfreiwillig komisch klingende Neuschöpfungen – heute allenfalls noch durch die Literatur:
Hartmond, Hartung, Eismond (Januar);
Hornung, Sellemond (Februar);
Lenzmond, Lenz , Lenzing (März);
Ostermond, Ostmond (April);
Wonnemond, Wunmond, Weidemond (Mai);
Brachet, Brachmond, Sonnwend (Juni);
Heuert, Heumond (Juli);
Ährenmond, Erntemond, Ernting (August);
Herbstmond, Scheiding (September);
Weinmond, Gilbhart, Gilbmond (Oktober);
Windmond, Nebelung, Nebelmond, Nebling (November);
Heiligenmond, Heilsmond, Christmond, Wending, Julmond (Dezember)
– um nur eine Auswahl zu nennen.
Noch einmal zurück zu Weinheber. Das „Wassermann“-Gedicht für den Februar endet:
"…den Amethyst trag überm Bauch,
tilgt flinken Hirnes Rausch und Rauch.
Was sonsten noch? Im Hornung trink
fest Würzwein und das Tanzbein schwing!“
Und sei auch anständig! So möchte man hinzufügen. Denn Hornung hat eine ganz besondere Bedeutung: So nannten die alten Germanen den an Tagen zu kurz gekommenen Monat Februar – in Anlehnung an hornunc = Bastard, also das uneheliche, hinter einer Ecke (hurna = Horn, Spitze, Ecke) gezeugte und damit zu kurz gekommene Kind. Das ist in wilden Fastnachtszeiten schon eine Überlegung wert.
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