Ist der Trollinger wirklich eine Strafe Gottes? Ein paar Leser haben den Schlusssatz der Maultaschen-Plauderei von letzter Woche etwas ernster genommen, als er gemeint war. Wohl in Kenntnis seiner Herkunft schrieb einer, der Verfasser solle doch bei seinem süßen Südbadener bleiben und den Schwaben ihren Trollinger lassen. Das ist hiermit versprochen – zumindest was den Trollinger angeht.
Aber ist es eigentlich überhaupt ein schwäbischer Wein, und woher kommt sein Name? Da kann ein kurzer Ausflug in die Ampelografie nicht schaden – was aber nichts mit dem Straßenverkehr zu tun hat. Die Ampelografie – von griechisch ampelos = Weinstock – ist die Rebsortenkunde. Selbige Ampelografen verorten die Herkunft der Trollingertraube gemeinhin im heutigen Südtirol. Tirolinger hätten ihn die Schwaben einst genannt, und daraus sei dann irgendwann der Trollinger geworden. In Südtirol heißt er heute übrigens Vernatsch. Diese Bezeichnung geht ihrerseits auf italienisch Vernaccia zurück, womit aber auch andere Weine als der Trollinger gemeint sein können …
Also ein weites Feld. Rebsorten können nach Ländern und Landschaften benannt sein: Denken wir an den Portugieser oder den Spät-, Weiß- und Grauburgunder. Manche gehen auf Ortsnamen zurück wie der Traminer, der Chablis, der Chardonnay oder der Barolo. Sehr oft haben die Züchter Pate gestanden: Den Morio-Muskat hat ein Herr Morio kreiert, die Scheurebe ein Herr Scheu, und den Müller-Thurgau ein Herr Müller aus dem Schweizer Kanton Thurgau. Nach dem schwäbischen Dichter und Viertelesschlotzer Justinus Kerner wurde ein Weißwein benannt, und dann gibt es auch noch die Rotweinsorte mit dem schönen Namen Domina – allerdings schon 1927 gezüchtet und damit wohl kaum unter SM-Verdacht.
Beim Riesling weiß man nicht genau, woher sein Name stammt – vielleicht vom typischen Abrieseln der Blüten am noch jungen Austrieb. Und auch bei dem vor allem in Südbaden angebauten Gutedel ist man sich nicht sicher. Natürlich könnte der Name von gut und edel kommen, was Freunde dieses leichten, frischen, süffigen Weißweines – auch den Verfasser – nicht wundern würde. Aber ist er so gut und so edel? Man kann es auch anders sehen: In einem alten französischen Weinlexikon findet sich ein vernichtender Satz: Der Gutedel sei ein petit vin, ein kleiner Wein, bei dem es sich nicht lohne, ihn auf Flaschen zu ziehen …
So hat halt jeder seine Strafe.
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