Freitag, 27. Februar 2009
Was hat man sich vor rund 50 Jahren über die Wurstel con Krauti schief gelacht, jenen rührenden italienischen Versuch, den ersten deutschen Gästen nach dem Munde zu reden - und zu kochen! Aber auch mit zunehmendem Tourismus sind solche Verballhornungen nicht verschwunden. Im Gegenteil. Gerade in letzter Zeit haben zwei Langenscheidt-Bücher – „Übelsetzungen“ und „Würste der Hölle / Neue Übelsetzungen“ – Sprachpannen aus aller Welt aufgespießt. Eine herrliche Nonsensparade!
Jeder kennt ja selbst solche Schnitzer: Unvergessen ist das Gericht, mit dem man einst nach vier Stunden Marathon durch den Vatikan seinen Heißhunger stillte: Brelte Bandnu delmit flaissos stand da auf der Speisekarte – eine recht eigenwillige Übersetzung von Tagliatelle alla bolognese. Provencale Gebraten Rindfleish mit Shmelzend Kartofeln – vor kurzem in einem südfranzösischen Restaurant entdeckt – ist als Menü auch nicht ohne. Da muss man doch einfach dahinshmelzen. Und unlängst kam eine Kollegin aus Madeira zurück: Ein erlebnis das zurückprallen örtlichkeit pfege und erbschaft hatte ihr der Hotelprospekt volltönend versprochen. Gemeint war das Kennenlernen des lokalen Kulturerbes…
Nun sollten wir uns allerdings jede Schadenfreude verkneifen, denn solchen Wortsalat gibt es auch hierzulande – nicht zuletzt durch falsche Übersetzungen. Groß war die Aufregung über einen Café-Besitzer in einer badischen Kleinstadt, als er mit Blick auf die wachsende Zahl ausländischer Besucher seine Speisekarte übersetzte und den Negerkuss zum Nigger Kiss machte. Er musste sie einstampfen lassen, wobei dann auch die Schiller Curls verschwanden - so hatte er seine Schillerlocken umgetauft. Was Amerikanern eh wenig gesagt hätte. Denn wie flötete einst die Sex-Diva Jayne Mansfield bei ihrem ersten Deutschlandbesuch auf die Frage: „Do you like Schiller?“ geflötet „Yes, he is a very nice man.“
Aber auch Hörfehler oder Unwissenheit sorgen für seltsame Neuschöpfungen. In einem Berliner Kaufhaus wurden kürzlich Geniepullover angepriesen. Dabei ging es jedoch nicht um Wollwaren für kleine Einsteins, sondern irgendjemand hatte das Wort chenille falsch verstanden, eine spezielle Textilart nach französisch chenille = Raupe. Einer Fehlinterpretation saß einmal ein Küchenchef auf, der Pastetchen mit Wurstersoße anbot – das Worcester in Worcestersauce spricht sich zwar wie Wuster aus, aber mit Wurst hat dieses Gebräu aus England nichts zu tun. Und dann noch ein schönes Beispiel aus unserem geschätzten Blatt: Als vor Jahren ein großer Gartenmarkt eröffnet wurde, prangte auf der Extraseite folgendes Sonderangebot: Da geht es ab 75 Pfennig. Was da abging, erschloss sich erst nach längerem Nachdenken: Die Anzeige war telefonisch durchgegeben worden, und angepriesen werden sollten Tagetes, also Studentenblumen ...
Freitag, 20. Februar 2009
Ich habe dich/Dich zum Fressen gern
Mit dem Duzen geht es heute bekanntlich viel schneller als noch vor wenigen Jahrzehnten. Nur ein Indiz: In den Internet-Foren sind wildfremde Menschen sofort auf Du und Du — allerdings schreiben sie dann meistens klein. „Was du zu diesem Thema anmerkst, mag dir richtig erscheinen, ich halte deine Theorie allerdings für einen Schmarren!“. So sehen solche Sätze aus. Sehr persönlich, sehr direkt.
Gedeckt wird diese Schreibweise durch die Rechtschreibreform. Während die Anredepronomen — das offizielle Sie sowie das vertrauliche Du (Einzahl) / Ihr (Mehrzahl) — mit all ihren flektierten Formen in Briefen früher prinzipiell großgeschrieben wurden, ist das heute anders. Bei Briefen an einen Adressaten, mit dem man nicht per Du ist, muss weiterhin großgeschrieben werden. Bei der Geschäftspost allemal: „Nennen Sie uns bitte Ihre zeitlichen Vorstellungen, dann werden wir Ihnen einen Vorschlag für ein Treffen machen!“ Aber auch auf anderen Sektoren. Nehmen wir nur einen Satz aus der Eheanbahnungsbranche: „Schon die Beschreibung Ihrer Person lässt mich annehmen, dass Sie für mich die Dame meines Herzens werden könnten, weshalb ich einem Treffen mit Ihnen freudig entgegensehe.“
Beim Du/Ihr ist es anders. Ursprünglich sollte hier bei der Reform mit der Großschreibung rigoros aufgeräumt werden — also kein Du/Dir/Dich/Dein mehr, auch kein Ihr/Euch/Euer. So wollte man es auch in den Schulen generell lehren. Aber dann haben sich die Reformer doch noch einmal besonnen, dass Höflichkeit ja eine Zier ist, und lassen es heute in bestimmten Fällen frei. Gewöhnlich werden du und ihr sowie deren flektierte Formen kleingeschrieben — zum Beispiel in der Literatur und auch bei einem Zeitungsinterview mit einem Partner, den man duzt. Im Brief aber darf man je nach Belieben auch die Großbuchstaben wählen. Man kann also schreiben: „Ich habe dich zum Fressen gern“ oder „Ich habe Dich zum Fressen gern.“
Das Reflexivpronomen sich wird allerdings immer kleingeschrieben. So heißt es also: „Sie mögen sich noch so sehr bei mir anbiedern, aber ich könnte Sie auf dem Kraut fressen.“ Das ist dann nicht nur sehr direkt, sondern auch sehr unhöflich — und sehr schwäbisch noch dazu.
Gedeckt wird diese Schreibweise durch die Rechtschreibreform. Während die Anredepronomen — das offizielle Sie sowie das vertrauliche Du (Einzahl) / Ihr (Mehrzahl) — mit all ihren flektierten Formen in Briefen früher prinzipiell großgeschrieben wurden, ist das heute anders. Bei Briefen an einen Adressaten, mit dem man nicht per Du ist, muss weiterhin großgeschrieben werden. Bei der Geschäftspost allemal: „Nennen Sie uns bitte Ihre zeitlichen Vorstellungen, dann werden wir Ihnen einen Vorschlag für ein Treffen machen!“ Aber auch auf anderen Sektoren. Nehmen wir nur einen Satz aus der Eheanbahnungsbranche: „Schon die Beschreibung Ihrer Person lässt mich annehmen, dass Sie für mich die Dame meines Herzens werden könnten, weshalb ich einem Treffen mit Ihnen freudig entgegensehe.“
Beim Du/Ihr ist es anders. Ursprünglich sollte hier bei der Reform mit der Großschreibung rigoros aufgeräumt werden — also kein Du/Dir/Dich/Dein mehr, auch kein Ihr/Euch/Euer. So wollte man es auch in den Schulen generell lehren. Aber dann haben sich die Reformer doch noch einmal besonnen, dass Höflichkeit ja eine Zier ist, und lassen es heute in bestimmten Fällen frei. Gewöhnlich werden du und ihr sowie deren flektierte Formen kleingeschrieben — zum Beispiel in der Literatur und auch bei einem Zeitungsinterview mit einem Partner, den man duzt. Im Brief aber darf man je nach Belieben auch die Großbuchstaben wählen. Man kann also schreiben: „Ich habe dich zum Fressen gern“ oder „Ich habe Dich zum Fressen gern.“
Das Reflexivpronomen sich wird allerdings immer kleingeschrieben. So heißt es also: „Sie mögen sich noch so sehr bei mir anbiedern, aber ich könnte Sie auf dem Kraut fressen.“ Das ist dann nicht nur sehr direkt, sondern auch sehr unhöflich — und sehr schwäbisch noch dazu.
Freitag, 13. Februar 2009
Der Streit um Kaisers Brezel
Gestern Nachmittag in der Redaktion: Ein Kollege lädt per E-Mail zum Ausstand. Unter anderem soll es Butterbretzeln geben. "Sieht dem ähnlich"“, sagen sich die gestandenen Oberschwaben, "er kommt halt aus dem hohen Norden. Bei uns heißt das Brezeln."
Und schon sind wir mitten in der Diskussion, wie man das gute Stück nun wirklich schreibt.
Gehen wir ganz korrekt vor und schauen in den neuesten Duden: Dort ist Brezel die normale Schreibung, Bretzel wird als Schweizer Variante angeführt. Das Wörterbuch von Wahrig kennt nur die Brezel.
Nimmt man allerdings die "Etymologie des Schwäbischen" von Hermann Wax zur Hand, so ist bei Brezel Fehlanzeige. Dafür führt das Werk an, was sich der Schwabe im Lauf der Zeit alles ausgedacht hat für sein Lieblingsgebäck: Bretzel, Bretz und Bretzg.
Aber war Eduard Mörike kein Schwabe? In seinem "Haushaltsbüchlein" notiert der schwäbische Dichter-Pfarrer um 1850 den Kauf von Fastenbretzen. Was uns direkt ins Bayerische führt, wo man meist Bretzen, aber auch Brezen schreibt. Und wie hält man es nun im deutschen Norden? In älteren Ausgaben von Wilhelm Buschs „Max und Moritz“ steht: „Aber schon mit viel Vergnügen / sehen sie die Bretzeln liegen“, in neueren ist das t gestrichen.
Kultgebäck aus der Antike
Also eher ein Streit um Kaisers Brezel! Viel interessanter ist der kulturhistorische Hintergrund des typischen Kringels. Nach dem neuesten Forschungsstand taucht die Brezel schon in der Antike als kultisches Gebäck auf, das dann in den Klöstern des Mittelalters zum Abendmahlsgebäck wurde. Frühere Theorien, dass es sich ursprünglich um ein germanisches Sonnenrad-Symbol handelte, gelten heute als überholt.
Was die Herleitung des Namens angeht, so ist das althochdeutsche brezzitella auf eine Verkleinerungsform von lateinisch bracchium (= Arm) zurückzuführen. Benannt wurde das Gebilde also nach den Armen in Bethaltung, als die man die geschlungenen Teigstränge deuten kann. Jedenfalls trat die Brezel – heute Symbol der Bäckerzunft schlechthin – schon bald nach dem Mittelalter ihren weltweiten Siegeszug an. Bis nach Amerika. Schon im 17. Jahrhundert verkauften deutsche Bäckersleute Brezeln an die Indianer, und dass George W. Bush nach den Genuss von pretzels – so die US-Schreibung! – fast sein Leben ausgehaucht hätte, ist uns ja noch in schlimmer Erinnerung.
Nahrung fürs Gehirn
Zurück nach Schwaben. Hier sind die braunen Dinger – mit oder ohne Butter, mit oder ohne Trollinger – aus dem öffentlichen Leben überhaupt nicht wegzudenken. Und wenn man Manfred Rommels Versen glaubt, so hat das auch einen triftigen Grund: "Der Schwaben Klugheit? Dieses Rätsel, die Lösung heißt: Die Laugenbrezel. Schon trocken gibt dem Hirn sie Kraft, mit Butter wirkt sie fabelhaft, erleuchtet mit der Weisheit Fackel noch das Gehirn vom größten Dackel."
Das bringt uns nun ins Grübeln, wie Zeitgenossen, die nicht die Gnade der schwäbischen Geburt hatten, jemals in den Stand der hiesigen Klugheit kommen können ...
Aber wie auch immer, ein oberschwäbischer Kollege brachte es gestern auf den Punkt: Ob tz oder z, das sei letztlich doch egal. "Hauptsache, die Brezel ist nicht lommelig!" Was so viel heißt wie weich, schlaff, kraftlos.
Und woher kommt lommelig? In diese diffizile Materie steigen wir jetzt nicht mehr ein, sonst sind die besagten Butterbretzeln beim Ausstand gevespert, ehe wir hinkommen.
Und schon sind wir mitten in der Diskussion, wie man das gute Stück nun wirklich schreibt.
Gehen wir ganz korrekt vor und schauen in den neuesten Duden: Dort ist Brezel die normale Schreibung, Bretzel wird als Schweizer Variante angeführt. Das Wörterbuch von Wahrig kennt nur die Brezel.
Nimmt man allerdings die "Etymologie des Schwäbischen" von Hermann Wax zur Hand, so ist bei Brezel Fehlanzeige. Dafür führt das Werk an, was sich der Schwabe im Lauf der Zeit alles ausgedacht hat für sein Lieblingsgebäck: Bretzel, Bretz und Bretzg.
Aber war Eduard Mörike kein Schwabe? In seinem "Haushaltsbüchlein" notiert der schwäbische Dichter-Pfarrer um 1850 den Kauf von Fastenbretzen. Was uns direkt ins Bayerische führt, wo man meist Bretzen, aber auch Brezen schreibt. Und wie hält man es nun im deutschen Norden? In älteren Ausgaben von Wilhelm Buschs „Max und Moritz“ steht: „Aber schon mit viel Vergnügen / sehen sie die Bretzeln liegen“, in neueren ist das t gestrichen.
Kultgebäck aus der Antike
Also eher ein Streit um Kaisers Brezel! Viel interessanter ist der kulturhistorische Hintergrund des typischen Kringels. Nach dem neuesten Forschungsstand taucht die Brezel schon in der Antike als kultisches Gebäck auf, das dann in den Klöstern des Mittelalters zum Abendmahlsgebäck wurde. Frühere Theorien, dass es sich ursprünglich um ein germanisches Sonnenrad-Symbol handelte, gelten heute als überholt.
Was die Herleitung des Namens angeht, so ist das althochdeutsche brezzitella auf eine Verkleinerungsform von lateinisch bracchium (= Arm) zurückzuführen. Benannt wurde das Gebilde also nach den Armen in Bethaltung, als die man die geschlungenen Teigstränge deuten kann. Jedenfalls trat die Brezel – heute Symbol der Bäckerzunft schlechthin – schon bald nach dem Mittelalter ihren weltweiten Siegeszug an. Bis nach Amerika. Schon im 17. Jahrhundert verkauften deutsche Bäckersleute Brezeln an die Indianer, und dass George W. Bush nach den Genuss von pretzels – so die US-Schreibung! – fast sein Leben ausgehaucht hätte, ist uns ja noch in schlimmer Erinnerung.
Nahrung fürs Gehirn
Zurück nach Schwaben. Hier sind die braunen Dinger – mit oder ohne Butter, mit oder ohne Trollinger – aus dem öffentlichen Leben überhaupt nicht wegzudenken. Und wenn man Manfred Rommels Versen glaubt, so hat das auch einen triftigen Grund: "Der Schwaben Klugheit? Dieses Rätsel, die Lösung heißt: Die Laugenbrezel. Schon trocken gibt dem Hirn sie Kraft, mit Butter wirkt sie fabelhaft, erleuchtet mit der Weisheit Fackel noch das Gehirn vom größten Dackel."
Das bringt uns nun ins Grübeln, wie Zeitgenossen, die nicht die Gnade der schwäbischen Geburt hatten, jemals in den Stand der hiesigen Klugheit kommen können ...
Aber wie auch immer, ein oberschwäbischer Kollege brachte es gestern auf den Punkt: Ob tz oder z, das sei letztlich doch egal. "Hauptsache, die Brezel ist nicht lommelig!" Was so viel heißt wie weich, schlaff, kraftlos.
Und woher kommt lommelig? In diese diffizile Materie steigen wir jetzt nicht mehr ein, sonst sind die besagten Butterbretzeln beim Ausstand gevespert, ehe wir hinkommen.
Freitag, 6. Februar 2009
Warum man bei Trab auf Trab sein muss
"Der Sportlehrer brachte seine Schüler auf Trapp".
"Frau Maier hielt ihren Gatten ganz schön auf Trapp".
"Die Soldaten setzen sich in Trapp".
Drei Sätze, drei Fehler: Trapp ist jeweils falsch, es muss Trab heißen. Denn gemeint ist bei solchen Redensarten der Trab, also die mittelschnelle Gangart von Tieren, vor allem Pferden, zwischen Schritt und Galopp.
Aber warum wird das so häufig falsch geschrieben? Es gibt einige Wörter, die hier wohl in die falsche Richtung denken lassen: Mit pp schreibt man die Trappe, einen bei uns selten gewordenen Großvogel, der übrigens auch im Wappenschild jenes österreichischen Adelshauses auftaucht, aus dem die berühmte singende Trapp-Familie kam.
Ebenfalls so geschrieben werden die Trappisten, jene zu Stillschweigen verpflichteten Mönche, deren Orden einst im französischen La Trappe gegründet wurde.
Ein doppeltes p haben zudem die Trapper aus dem Wilden Westen, deren Name vom englischen Wort trap = Falle, Wurfmaschine herrührt, das auch in der Bezeichnung für die Sportart Trapschießen steckt.
Dass Gottfried August Bürgers immerhin schon über 200 Jahre alte schaurig-schöne Ballade von der armen Lenore nachwirkt, möchte man weniger annehmen, obwohl es dort lautmalerisch heißt: "Und außen, horch, ging’s trapp, trapp, trapp, und klirrend stieg ein Reiter ab…". Da drängt sich eher das bekannte Kinderlied auf: "Mit den Händchen klapp, klapp, klapp, mit den Füßchen trapp, trapp, trapp…".
Und nicht zu vergessen: Trappen bedeutet in manchen Gegenden mit kurzen und lauten Schritten gehen.
Letztlich könnte der Fehler aber auch mit der süddeutschen Eigenart zusammenhängen, das a in einem Wort wie Trab, das im Standarddeutschen lang sein muss, kurz auszusprechen und damit den Konsonanten am Schluss automatisch zu härten – also vom stimmhaften b zum stimmlosen p. Aus dem langen -ab wird so ein kurzes -app – und dann schreiben es die Leute auch so.
Ein ähnliches Phänomen haben wir bei Spaß, das im Süden – gegen die Regel – ebenfalls kurz gesprochen wird und dann zu der falschen Schreibweise Spass mit ss führt, die seit der Rechtschreibreform bei Wörtern mit langem Vokal ja nicht mehr erlaubt ist.
Aber wie auch immer: An der richtigen Form Trab führt nichts vorbei. Und man ist auch gut beraten, sich daran zu halten: Sonst heißt es womöglich, man sei in Rechtschreibung nicht auf Trab.
"Frau Maier hielt ihren Gatten ganz schön auf Trapp".
"Die Soldaten setzen sich in Trapp".
Drei Sätze, drei Fehler: Trapp ist jeweils falsch, es muss Trab heißen. Denn gemeint ist bei solchen Redensarten der Trab, also die mittelschnelle Gangart von Tieren, vor allem Pferden, zwischen Schritt und Galopp.
Aber warum wird das so häufig falsch geschrieben? Es gibt einige Wörter, die hier wohl in die falsche Richtung denken lassen: Mit pp schreibt man die Trappe, einen bei uns selten gewordenen Großvogel, der übrigens auch im Wappenschild jenes österreichischen Adelshauses auftaucht, aus dem die berühmte singende Trapp-Familie kam.
Ebenfalls so geschrieben werden die Trappisten, jene zu Stillschweigen verpflichteten Mönche, deren Orden einst im französischen La Trappe gegründet wurde.
Ein doppeltes p haben zudem die Trapper aus dem Wilden Westen, deren Name vom englischen Wort trap = Falle, Wurfmaschine herrührt, das auch in der Bezeichnung für die Sportart Trapschießen steckt.
Dass Gottfried August Bürgers immerhin schon über 200 Jahre alte schaurig-schöne Ballade von der armen Lenore nachwirkt, möchte man weniger annehmen, obwohl es dort lautmalerisch heißt: "Und außen, horch, ging’s trapp, trapp, trapp, und klirrend stieg ein Reiter ab…". Da drängt sich eher das bekannte Kinderlied auf: "Mit den Händchen klapp, klapp, klapp, mit den Füßchen trapp, trapp, trapp…".
Und nicht zu vergessen: Trappen bedeutet in manchen Gegenden mit kurzen und lauten Schritten gehen.
Letztlich könnte der Fehler aber auch mit der süddeutschen Eigenart zusammenhängen, das a in einem Wort wie Trab, das im Standarddeutschen lang sein muss, kurz auszusprechen und damit den Konsonanten am Schluss automatisch zu härten – also vom stimmhaften b zum stimmlosen p. Aus dem langen -ab wird so ein kurzes -app – und dann schreiben es die Leute auch so.
Ein ähnliches Phänomen haben wir bei Spaß, das im Süden – gegen die Regel – ebenfalls kurz gesprochen wird und dann zu der falschen Schreibweise Spass mit ss führt, die seit der Rechtschreibreform bei Wörtern mit langem Vokal ja nicht mehr erlaubt ist.
Aber wie auch immer: An der richtigen Form Trab führt nichts vorbei. Und man ist auch gut beraten, sich daran zu halten: Sonst heißt es womöglich, man sei in Rechtschreibung nicht auf Trab.
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