Vor dem Schreiben von Sprachplaudereien braucht es immer zweierlei: Erstens muss man die Muße haben, und zweitens muss einen die Muse küssen.
Damit wären wir schon mitten im Thema, denn diese beiden Schreibweisen werden doch sehr oft durcheinander gebracht. Das alte deutsche Wort Muße im Sinn von innere Ruhe, freie Zeit schreibt man mit ß. Meint man aber mit Muse eine der antiken Göttinnen der Künste, so reicht ein einfaches s. Wobei sich dann noch die Frage stellt, von welcher Muse man eigentlich geküsst wird, denn es gibt immerhin neun davon.
Auf die Gefahr hin, dass jetzt jemand Bildungshuberei wittert, seien sie hier mal wieder aufgezählt: Klio (Geschichtsschreibung), Melpomene (tragische Dichtung), Terpsichore (Tanz), Thalia (komische Dichtung), Euterpe (Lyrik), Erato (Liebesdichtung), Urania (Sternenkunde), Polyhymnia (Hymnendichtung) und Kalliope (Epik).
Aber wie um aller griechischen Götter willen merkt man sich ihre Namen? Sagen wir es in Abwandlung eines frühen Peter-Maffay-Songs: Über Eselsbrücken musst du gehen. Und für die Musen gibt es eine recht hübsche: Kliometerthal Euer Urpokal. Klio-Me-Ter-Thal Eu-Er Ur-Po-Kal – und schon hat man die Anfänge der neun Namen.
Solche Gedächtnisstützen sind ja sehr beliebt: Wer schnell wissen will, auf welche Töne die Saiten einer Gitarre gestimmt sind, denkt an den Satz Eine alte Dame geht Haifisch essen (E-A-D-G-H-E). Wer gerade nicht alle ostfriesischen Inseln (Wangerooge, Spiekeroog, Langeoog, Baltrum, Norderney, Juist, Borkum) parat hat, fragt sich kurz: Welcher Seemann liegt bei Nina im Bett? – und schon hat er (j = i) zumindest die Anfangsbuchstaben. Und ist man wieder mal unsicher beim Gebrauch von konkav und konvex, so hilft der – zugegeben – ebenfalls etwas frivole Satz: War das Mädchen brav, ist sein Bauch konkav, ist sein Bauch konvex, dann hatte es wohl Sex.
Manchmal bricht eine solche Eselsbrücke aber auch einfach zusammen: Der Satz Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten war ein probates Mittel, um sich anhand seiner Anfangsbuchstaben die Reihenfolge der Planeten nach ihrer Entfernung von der Sonne zu merken: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, Pluto. Jetzt hat die Weltastronomenunion dem armen, kleinen Pluto den Status als Planet genommen, und schon ist es aus mit der Hilfskonstruktion.
Mnemotechnik nennt man übrigens den Einsatz solcher Eselsbrücken – von griechisch mneme = Gedächtnis. Als Göttin des Gedächtnisses aber galt Mnemosyne, und sie war – geschwängert vom alten Schwerenöter Zeus – die Mutter der neun Musen. So schließt sich der Kreis, wobei auch hier ein kurzer Ausflug in die griechische Mythologie vonnöten war. Aber so viel Muße muss sein.
Freitag, 23. Januar 2009
Wenn man Geld in die Hand nimmt
Unser Staat ist derzeit arm dran. Angesichts all der notleidenden Banken – gerade zum Unwort des Jahres erklärt – bleibt ihm ja nichts anderes übrig, als Geld in die Hand zu nehmen. So hört man es allerorten. Aber Hand aufs Herz: Haben Sie sich nicht auch schon mal gewundert, wie inflationär seit geraumer Zeit Geld in die Hand genommen wird – von der Kanzlerin und vom Finanzminister, vom Bankdirektor und vom Firmenchef, vom TV-Moderator und vom Zeitungsredakteur? Unwort-verdächtig ist dieses In die Hand nehmen zwar nicht, aber ein schönes Beispiel dafür, wie eine Redewendung plötzlich auftaucht und dann als so schick empfunden wird, dass Hinz und Kunz meinen, sie benutzen zu müssen.
Sucht man in unserem SZ-Archiv, so findet sich der erste Eintrag in einem Wirtschaftsartikel aus dem Jahr 2000. Bei der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) spuckt die Suchmaschine einen noch etwas älteren Beleg aus: Schon in einem Antrag der Grünen von 1999 war die Rede davon, dass man Geld in die Hand nehmen müsse. Aber vorher: Fehlanzeige. So führt etwa der Redensarten-Duden von 1992 die Wendung gar nicht an. Im 20. Jahrhundert hat der Deutsche wohl Geld ausgegeben, bezahlt, berappt, hingeblättert, entrichtet, gelöhnt, aber nicht in die Hand genommen.
Geht man allerdings um einiges weiter zurück, so taucht der Ausdruck durchaus mal auf. Und jetzt wird es interessant: Könnte es sein, dass eine der grünen Parteigrößen mal zufällig – nomen est omen – im „Grünen Heinrich“ von Gottfried Keller las und dort die Redewendung fand? In dem 1851 erschienenen Entwicklungsroman des großen Schweizer Autors steht tatsächlich: Du musst jetzt bares Geld in die Hand nehmen.
Diese Formulierung bares Geld, also echtes, richtiges Geld, weist dann auch den Weg, wie man sich die Entstehung der Redewendung erklären kann. Obwohl zwischendurch vergessen, stammt sie aus einer Zeit, da man nicht per Online Banking bezahlte, sondern Geld vor allem noch etwas wortwörtlich Handfestes war. Daher rühren auch viele andere Beispiele: Da kostet etwas eine Stange Geld, weil man die Münzen in Papier rollt, da wird Geld vorgeschossen, weil man es schnell über den Tisch hinüber schiebt, da liegt das Geld auf der Straße, da zieht man es jemand aus der Tasche, lässt es springen oder wirft es zum Fenster hinaus.
Eine berühmte Redewendung wollen wir nicht vergessen: Geld stinkt nicht. Das erklärte einst Kaiser Vespasian, weil er sich durch die Besteuerung der öffentlichen Latrinen, wo die Römer bei der Erledigung ihrer Geschäfte stundenlang debattierten, große Einnahmen erhoffte. Und das waren dann, pardon, die sprichwörtlichen Geldscheißer – natürlich nur im übertragenen Sinn.
Sucht man in unserem SZ-Archiv, so findet sich der erste Eintrag in einem Wirtschaftsartikel aus dem Jahr 2000. Bei der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) spuckt die Suchmaschine einen noch etwas älteren Beleg aus: Schon in einem Antrag der Grünen von 1999 war die Rede davon, dass man Geld in die Hand nehmen müsse. Aber vorher: Fehlanzeige. So führt etwa der Redensarten-Duden von 1992 die Wendung gar nicht an. Im 20. Jahrhundert hat der Deutsche wohl Geld ausgegeben, bezahlt, berappt, hingeblättert, entrichtet, gelöhnt, aber nicht in die Hand genommen.
Geht man allerdings um einiges weiter zurück, so taucht der Ausdruck durchaus mal auf. Und jetzt wird es interessant: Könnte es sein, dass eine der grünen Parteigrößen mal zufällig – nomen est omen – im „Grünen Heinrich“ von Gottfried Keller las und dort die Redewendung fand? In dem 1851 erschienenen Entwicklungsroman des großen Schweizer Autors steht tatsächlich: Du musst jetzt bares Geld in die Hand nehmen.
Diese Formulierung bares Geld, also echtes, richtiges Geld, weist dann auch den Weg, wie man sich die Entstehung der Redewendung erklären kann. Obwohl zwischendurch vergessen, stammt sie aus einer Zeit, da man nicht per Online Banking bezahlte, sondern Geld vor allem noch etwas wortwörtlich Handfestes war. Daher rühren auch viele andere Beispiele: Da kostet etwas eine Stange Geld, weil man die Münzen in Papier rollt, da wird Geld vorgeschossen, weil man es schnell über den Tisch hinüber schiebt, da liegt das Geld auf der Straße, da zieht man es jemand aus der Tasche, lässt es springen oder wirft es zum Fenster hinaus.
Eine berühmte Redewendung wollen wir nicht vergessen: Geld stinkt nicht. Das erklärte einst Kaiser Vespasian, weil er sich durch die Besteuerung der öffentlichen Latrinen, wo die Römer bei der Erledigung ihrer Geschäfte stundenlang debattierten, große Einnahmen erhoffte. Und das waren dann, pardon, die sprichwörtlichen Geldscheißer – natürlich nur im übertragenen Sinn.
Freitag, 16. Januar 2009
Auf dem Höhepunkt des Irak-Krieges kursierte in den USA folgender Witz: "Eine entsetzliche Nachricht kommt aus dem Weißen Haus: Die Bibliothek von George W. Bush ging in Flammen auf. Dabei verbrannten auch seine drei Bücher. Und was das Schlimmste ist: Das Dritte hatte er noch nicht fertig angemalt."
Dieser – zugegeben – sehr böse Witz kommt einem wieder in den Sinn, wenn jetzt schon darüber spekuliert wird, ob wir den scheidenden Präsident demnächst als Autoren erleben. Den Präsident als Autoren? Oder den Präsidenten als Autor? Letzteres ist richtig.
Die Beugung unserer Substantive ist ein sehr komplexes Thema, und zurzeit kommt auch einiges ins Rutschen. So gibt es diese Tendenz, schwach gebeugte Substantive mit Endungen aus anderen Sprachen plötzlich stark zu beugen: statt der Präsident (Nominativ), des Präsidenten (Genitiv), dem Präsidenten (Dativ), den Präsidenten (Akkusativ) sagen dann manche der Präsident, des Präsidents/des Präsidenten, dem Präsident, den Präsident. Das mag zwar Internet-Deutsch sein, Standardsprache ist es nicht.
Als Richtschnur gilt in der Regel der Nominativ Plural: Es heißt der Absolvent – die Absolventen, der Dirigent – die Dirigenten und der Student – die Studenten, also folglich im Dativ, Genitiv und Akkusativ Singular: des Absolventen, dem Absolventen, den Absolventen etc.. Gleich verhalten sich übrigens Wörter wie Proband, Musikant, Artist, Gymnasiast, Prolet, Kandidat, Bandit, Idiot, Ökonom.
Bei Wörtern auf -or ist der Trick mit dem -en im Nominativ Plural allerdings irreführend. Denn da heißt es wohl der Autor – die Autoren, der Direktor – die Direktoren oder der Präparator – die Präparatoren, aber die Formen im Singular sind stark gebeugt: der Autor, des Autors, dem Autor, den Autor etc.
Was diese Wörter eint: Das -or am Schluss ist unbetont.
Ist das -or aber betont wie bei der Ma'jor, der Te’nor, der Mete’or, so sind sie zwar ebenfalls stark gebeugt, also der Ma’jor, des Ma’jors, dem Ma’jor, den Mete’or etc, enden aber im Plural auf -e: die Ma’jore, die Te’nöre (mit Umlaut!), die Mete’ore. Und bei der Motor wird es vollends verrückt: Betont man auf der ersten Silbe (Motor im übertragenen Sinn als Anreger), so heißt es der ’Motor, des ’Motors, dem ’Motor, den ’Motor und im Plural die Mo’toren (!). Betont man auf der zweiten Silbe (Motor im praktischen Sinn als Antriebsmaschine), so heißt es der Mo’tor, des Mo’tors, dem Mo’tor, den Mo’tor und im Plural die Mo’tore… Wie sagt da der Ausländer? Deitsche Sprack, schwäre Sprack, vor allem die Betonierung…
Eine Schlussfrage zu Bush drängt sich noch auf: Können wir künftig ohne diesen Präsidenten leben? Yes, we can!
Dieser – zugegeben – sehr böse Witz kommt einem wieder in den Sinn, wenn jetzt schon darüber spekuliert wird, ob wir den scheidenden Präsident demnächst als Autoren erleben. Den Präsident als Autoren? Oder den Präsidenten als Autor? Letzteres ist richtig.
Die Beugung unserer Substantive ist ein sehr komplexes Thema, und zurzeit kommt auch einiges ins Rutschen. So gibt es diese Tendenz, schwach gebeugte Substantive mit Endungen aus anderen Sprachen plötzlich stark zu beugen: statt der Präsident (Nominativ), des Präsidenten (Genitiv), dem Präsidenten (Dativ), den Präsidenten (Akkusativ) sagen dann manche der Präsident, des Präsidents/des Präsidenten, dem Präsident, den Präsident. Das mag zwar Internet-Deutsch sein, Standardsprache ist es nicht.
Als Richtschnur gilt in der Regel der Nominativ Plural: Es heißt der Absolvent – die Absolventen, der Dirigent – die Dirigenten und der Student – die Studenten, also folglich im Dativ, Genitiv und Akkusativ Singular: des Absolventen, dem Absolventen, den Absolventen etc.. Gleich verhalten sich übrigens Wörter wie Proband, Musikant, Artist, Gymnasiast, Prolet, Kandidat, Bandit, Idiot, Ökonom.
Bei Wörtern auf -or ist der Trick mit dem -en im Nominativ Plural allerdings irreführend. Denn da heißt es wohl der Autor – die Autoren, der Direktor – die Direktoren oder der Präparator – die Präparatoren, aber die Formen im Singular sind stark gebeugt: der Autor, des Autors, dem Autor, den Autor etc.
Was diese Wörter eint: Das -or am Schluss ist unbetont.
Ist das -or aber betont wie bei der Ma'jor, der Te’nor, der Mete’or, so sind sie zwar ebenfalls stark gebeugt, also der Ma’jor, des Ma’jors, dem Ma’jor, den Mete’or etc, enden aber im Plural auf -e: die Ma’jore, die Te’nöre (mit Umlaut!), die Mete’ore. Und bei der Motor wird es vollends verrückt: Betont man auf der ersten Silbe (Motor im übertragenen Sinn als Anreger), so heißt es der ’Motor, des ’Motors, dem ’Motor, den ’Motor und im Plural die Mo’toren (!). Betont man auf der zweiten Silbe (Motor im praktischen Sinn als Antriebsmaschine), so heißt es der Mo’tor, des Mo’tors, dem Mo’tor, den Mo’tor und im Plural die Mo’tore… Wie sagt da der Ausländer? Deitsche Sprack, schwäre Sprack, vor allem die Betonierung…
Eine Schlussfrage zu Bush drängt sich noch auf: Können wir künftig ohne diesen Präsidenten leben? Yes, we can!
Freitag, 2. Januar 2009
Na, haben Sie das süße, rosa Marzipanschweinchen vom Silvesterabend schon vernascht? Und glauben Sie nun wirklich, dass Sie künftig Schwein haben?
Keine Angst, auf einen tiefgründelnden Exkurs über Glaube und Aberglaube wollen wir uns hier nicht einlassen. Aber die Frage, warum man Schwein hat, warum also ein von uns überheblichen Menschen als schmutzig, unrein, gefräßig, dumm und sexualtriebgesteuert verschrieenes Tier – ob als Schwein oder als Sau – durch so viele Redensarten geistert und im speziellen Fall zum Glückssymbol wurde, darf uns schon kurz interessieren.
Mehrere Deutungen kursieren:
Zum einen wird argumentiert, dass Ausdrücke der Verstärkung wie saudumm, saugrob, sauschwer, Sauarbeit, Saubande zu der Formulierung Sauglück oder Schweineglück geführt haben könnten. Dazu würde auch die Redensart passen, dass jemand ein Schweinegeld verdient, also einen ganzen Haufen Geld.
Zum anderen spricht sehr vieles dafür, dass ein alter Brauch bei Schützenfesten eine Rolle gespielt hat. Danach wurde dem Letzten eines Wettschießens als Spott- oder Trostpreis ein Schwein überreicht. Wer also das Schwein bekam, erhielt etwas, ohne es eigentlich verdient zu haben, hatte somit Schweineglück oder einfach Schwein.
Sehr hübsch ist aber auch eine dritte Variante, die vor allem jedem Kartenspieler einleuchtet. Ein alter Ausdruck für das Ass, also die höchste Karte im Spiel, ist die Sau – vor allem bei einem deutschen Blatt. Auf dem Schellen-Ass oder der Schellen-Sau war sogar oft ein Schwein abgebildet. Schwein haben würde demnach einfach bedeuten, dass man mit der besten Karte auftrumpfen kann, also besonderes Glück hat.
Wobei Glück ja relativ ist. Für Abraham a Santa Clara war Kartenspiel ein Unglück an sich. Der gestrenge Kapuziner der Barockzeit aus dem Meßkircher Geniewinkel wetterte in einer seiner berühmten Predigten: "So sind in den Karten vier Säu: Eichel-Sau, Schellen-Sau, Herz-Sau und Gras-Sau, und weil die Säu mehr gelten als der König, so ist das ja ein säuisch Spiel!"
Man mag sich gar nicht ausdenken, wie er sich über die heutige weltweite Poker-Manie aufgeregt hätte. Wahrscheinlich wäre er – schwäbisch-deftig ausgedrückt, wie es seine Art war – schlichtweg auf der Sau naus.
Keine Angst, auf einen tiefgründelnden Exkurs über Glaube und Aberglaube wollen wir uns hier nicht einlassen. Aber die Frage, warum man Schwein hat, warum also ein von uns überheblichen Menschen als schmutzig, unrein, gefräßig, dumm und sexualtriebgesteuert verschrieenes Tier – ob als Schwein oder als Sau – durch so viele Redensarten geistert und im speziellen Fall zum Glückssymbol wurde, darf uns schon kurz interessieren.
Mehrere Deutungen kursieren:
Zum einen wird argumentiert, dass Ausdrücke der Verstärkung wie saudumm, saugrob, sauschwer, Sauarbeit, Saubande zu der Formulierung Sauglück oder Schweineglück geführt haben könnten. Dazu würde auch die Redensart passen, dass jemand ein Schweinegeld verdient, also einen ganzen Haufen Geld.
Zum anderen spricht sehr vieles dafür, dass ein alter Brauch bei Schützenfesten eine Rolle gespielt hat. Danach wurde dem Letzten eines Wettschießens als Spott- oder Trostpreis ein Schwein überreicht. Wer also das Schwein bekam, erhielt etwas, ohne es eigentlich verdient zu haben, hatte somit Schweineglück oder einfach Schwein.
Sehr hübsch ist aber auch eine dritte Variante, die vor allem jedem Kartenspieler einleuchtet. Ein alter Ausdruck für das Ass, also die höchste Karte im Spiel, ist die Sau – vor allem bei einem deutschen Blatt. Auf dem Schellen-Ass oder der Schellen-Sau war sogar oft ein Schwein abgebildet. Schwein haben würde demnach einfach bedeuten, dass man mit der besten Karte auftrumpfen kann, also besonderes Glück hat.
Wobei Glück ja relativ ist. Für Abraham a Santa Clara war Kartenspiel ein Unglück an sich. Der gestrenge Kapuziner der Barockzeit aus dem Meßkircher Geniewinkel wetterte in einer seiner berühmten Predigten: "So sind in den Karten vier Säu: Eichel-Sau, Schellen-Sau, Herz-Sau und Gras-Sau, und weil die Säu mehr gelten als der König, so ist das ja ein säuisch Spiel!"
Man mag sich gar nicht ausdenken, wie er sich über die heutige weltweite Poker-Manie aufgeregt hätte. Wahrscheinlich wäre er – schwäbisch-deftig ausgedrückt, wie es seine Art war – schlichtweg auf der Sau naus.
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