Die Zeit nach einer Bundestagswahl ist etwas Besonderes – auch in sprachlicher Hinsicht. Selten greifen die Medien so bilderselig in die Harfe, und so liefert dieser anhebende Koalitionshickhack schon wieder Stoff für etliche Abhandlungen in Metaphorik. Da fressen die einen Kreide, raspeln Süßholz und legen Köder aus, da wollen die anderen keine Kröten schlucken, sich nicht in Fallstricken verheddern und keine Steigbügelhalter sein.
Starke Worte allenthalben, aber andererseits sind solche Metaphern – um jetzt ebenfalls betont metaphorisch zu werden – ja auch das Salz in der Suppe der Kommunikation.
Bei manchen Redewendungen gerät man allerdings leicht ins Grübeln. Die SPD und die Grünen könnten sich jetzt nicht benehmen wie die beleidigten Leberwürste, nur weil sie schlecht abgeschnitten haben. So tönte ein Unionspolitiker dieser Tage. Aber warum sollte eine Leberwurst eigentlich beleidigt sein?
Wie so oft führt eine solche Betrachtung stracks in die Tiefen der Geschichte hinab. Dass die antike Medizin manchmal von falschen Voraussetzungen ausging, ist bekannt. Für Aristoteles etwa war das Gehirn allenfalls eine Art Klimaanlage des Körpers mit der Nase als Abflussventil. Das Herz galt vielen frühen Kulturen als Sitz der Seele, in der Milz wurde die Heiterkeit verortet, in der Galle die Schwermut. Die Leber aber war für alle Lebenssäfte zuständig und regelte auch die unterschiedlichen Temperamente. Vor allem der Zorn ging nach Ansicht der Altvorderen von der Leber aus. Darauf basieren bis heute einige Redensarten: Dem ist eine Laus über die Leber gelaufen, sagt man, wenn einer wütend ist. Und frei von der Leber weg reden bedeutet, seinem Ärger über eine Kränkung freien Lauf lassen.
Irgendwann muss dieses alte Wissen um die Leber einen absurden Dreh bekommen haben und in der Wurstküche gelandet sein. Und jemand schob noch eine hübsche Erklärung nach: So habe ein Metzger einmal zweierlei Würste gekocht und dann die Blutwurst – weil sie nicht so lange kochen sollte – vor der Leberwurst aus dem Kessel genommen. Weil sie allein im Kessel bleiben musste, war sie beleidigt und platzte vor Wut.
Metaphorisch gesehen, kann das Geschacher auf dem politischen Parkett noch extreme Folgen haben. Gesetzt den Fall, die beleidigten Leberwürste SPD und Grüne zeigen – noch eine Metapher! – den Unionsparteien endgültig die kalte Schulter, so können diese dann wiederum die beleidigte Leberwurst spielen.
Nicht auszudenken: Deutschland – ein Platzkonzert.
Freitag, 20. September 2013
Dass diese Pädophilie-Geschichte ausgerechnet wenige Tage vor der Wahl lanciert wird, kann man auch mokieren“. Dieser Satz fiel jetzt in einer Rundfunkdiskussion – und es hätte natürlich monieren heißen müssen statt mokieren. Vielleicht war es ein Versprecher in der Hitze des Wortgefechts. Aber diese beiden Begriffe der gehobenen Sprache werden in der Tat oft verwechselt.
Dabei liegt der Fall ganz einfach: Sich mokieren ist ein Fremdwort aus dem Französischen (se moquer) und bedeutet sich über jemanden oder etwas lustig machen, sich abfällig oder spöttisch äußern.
Monieren dagegen kommt vom lateinischen monere = ermahnen und wird gemeinhin als Fremdwort für beanstanden, bemängeln, tadeln, missbilligen eingesetzt.
Aber um das Ganze nun doch etwas komplizierter zu machen: Spricht man von einer Monierzange, so geht es nicht – analog zur Beißzange – um ein Schimpfwort für ein weibliches Wesens mit dem Hang zum Nörgeln. Mit einer Monierzange verdrillt man vielmehr Eisendraht, und ihren Namen hat sie von einem französischen Gärtner namens Joseph Monier aus dem 19. Jahrhundert. Weil der sich ärgerte, dass seine Blumenkübel aus Beton mit der Zeit immer vom wachsenden Wurzelwerk gesprengt wurden, zog er in das Zement-Sand-Kies-Gemisch Metallstäbe ein, die er miteinander verdrahtete – und schon war der Stahlbeton erfunden.
Weil wir nun schon in Frankreich sind, können wir nebenbei auch noch ein ähnlich klingendes Wort abhaken. Nehmen wir folgenden Satz aus der Abteilung Kulinarisches: „Der Chefkoch monierte, dass die Sauce nicht genügend montiert war.“ Der Internet-Duden kennt zwar montieren (französisch monter = aufsteigen, hinaufbringen) in den Bedeutungen irgendwo aufstellen, aus Einzelteilen zusammensetzen, einen Film gestalten oder Edelsteine fassen. Aber in die Küche sind die Sprachexperten wohl noch nicht vorgedrungen. Ein Großteil unserer TV-Hobbykochgemeinde weiß schon, dass man unter montieren das Aufschlagen einer Sauce mittels Butter und Schneebesen versteht. So wird sie cremiger, aber auch luftiger. Man denke nur an eine so richtig fluffige Hummersauce!
Wer aber zur Annäherung an das edle Krustentier eine Monierzange nimmt statt einer Hummerzange, läuft Gefahr, dass man sich über ihn mokiert.
Dabei liegt der Fall ganz einfach: Sich mokieren ist ein Fremdwort aus dem Französischen (se moquer) und bedeutet sich über jemanden oder etwas lustig machen, sich abfällig oder spöttisch äußern.
Monieren dagegen kommt vom lateinischen monere = ermahnen und wird gemeinhin als Fremdwort für beanstanden, bemängeln, tadeln, missbilligen eingesetzt.
Aber um das Ganze nun doch etwas komplizierter zu machen: Spricht man von einer Monierzange, so geht es nicht – analog zur Beißzange – um ein Schimpfwort für ein weibliches Wesens mit dem Hang zum Nörgeln. Mit einer Monierzange verdrillt man vielmehr Eisendraht, und ihren Namen hat sie von einem französischen Gärtner namens Joseph Monier aus dem 19. Jahrhundert. Weil der sich ärgerte, dass seine Blumenkübel aus Beton mit der Zeit immer vom wachsenden Wurzelwerk gesprengt wurden, zog er in das Zement-Sand-Kies-Gemisch Metallstäbe ein, die er miteinander verdrahtete – und schon war der Stahlbeton erfunden.
Weil wir nun schon in Frankreich sind, können wir nebenbei auch noch ein ähnlich klingendes Wort abhaken. Nehmen wir folgenden Satz aus der Abteilung Kulinarisches: „Der Chefkoch monierte, dass die Sauce nicht genügend montiert war.“ Der Internet-Duden kennt zwar montieren (französisch monter = aufsteigen, hinaufbringen) in den Bedeutungen irgendwo aufstellen, aus Einzelteilen zusammensetzen, einen Film gestalten oder Edelsteine fassen. Aber in die Küche sind die Sprachexperten wohl noch nicht vorgedrungen. Ein Großteil unserer TV-Hobbykochgemeinde weiß schon, dass man unter montieren das Aufschlagen einer Sauce mittels Butter und Schneebesen versteht. So wird sie cremiger, aber auch luftiger. Man denke nur an eine so richtig fluffige Hummersauce!
Wer aber zur Annäherung an das edle Krustentier eine Monierzange nimmt statt einer Hummerzange, läuft Gefahr, dass man sich über ihn mokiert.
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