Schon lange steht ein Wort auf der Liste strittiger Fälle für diese Rubrik. Jetzt war es wieder einmal in der Zeitung, und jetzt wird es abgehakt: "Natalie Portman wirbt umsonst für die Klinik in Jerusalem, in der sie zur Welt kam."
Da erhebt sich die Frage: Wirbt die Oscar-Preisträgerin nun ohne Bezahlung? Oder wirbt sie vergeblich? Beides ist sprachlich korrekt, aber logisch nur ersteres.
Dass Wörter verschiedene, ja manchmal sogar konträre Bedeutungen haben, kommt häufig vor. Aber meist denken wir kaum darüber nach, weil sich die richtige Interpretation aus dem Zusammenhang ergibt. Dazu gehört auch umsonst.
Es heißt dreierlei: 1. ohne Gegenleistung, kostenlos, gratis;
2. ohne die erwartete Wirkung, vergebens;
3. ohne Zweck, grundlos.
Und je nachdem, wie wir es einsetzen, ergibt sich der jeweilige Sinn: Nehmen wir einmal den Satz: "A. ist es leid, im Geschäft seines Vaters umsonst arbeiten zu müssen." Hier verstehen wir sofort: A. will endlich auch einmal eigenes Geld sehen.
Nun ein anderer Satz: "Manchmal beschleicht B. abends das Gefühl, den ganzen Tag umsonst gearbeitet zu haben". Hier kommt die zweite Bedeutung ins Spiel: Da lief diesem B. die Arbeit einfach nicht richtig von der Hand.
Schließlich noch Satz Nr. 3: "C. schaffte es gerade noch, bis zum Abend mit der Arbeit fertig zu werden. Er hatte nicht umsonst so früh morgens angefangen." Will heißen: Er war mit gutem Grund rechtzeitig aufgestanden.
Zurück zu Miss Portman: Auch hier erschließt sich der Sinn eben über den Kontext. Dass die Schauspielerin vergeblich die Werbetrommel für ihr Geburtskrankenhaus schlägt, scheidet eigentlich aus. Da müsste man schon um die Ecke denken: Sie wirbt umsonst, also sinnloserweise, weil die Klinik ohnehin schon pleite ist und demnächst geschlossen wird… Nein, die gute Natalie tut es vielmehr aus Sentimentalität und deswegen unentgeltlich. Schreibt man gleich unentgeltlich, ist dann auch jedes Missverständnis ausgeschlossen.
Was uns aber kurz noch zu einer anderen Frage bringt: Warum schreibt sich Geld eigentlich mit d, aber Entgelt mit t? Etwas vereinfacht dargestellt: Beide Wörter stammen zwar aus derselben alten germanischen Wurzel geldan = eine Abgabe entrichten, etwas bezahlen, aber irgendwann haben sich die Schreibweisen auseinanderentwickelt. Da hilft nur eines: Man muss es sich merken.
Und uns bleibt nur noch anzumerken: Hoffentlich war jetzt diese Plauderei nicht umsonst.
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