Zumindest Matthias Claudius hat das anders gesehen, als er um 1789 sein berühmtes Kartoffellied schrieb:
"Schön rötlich die Kartoffeln sindAllein schon der Vergleich mit Alabaster, diesem in noblem Weiß schimmernden Material, zeigt seine Wertschätzung für die unscheinbare Erdknolle. Daneben könne man jede Pastete vergessen, meinte er. Also von wegen ordinär!
und weiß wie Alabaster!
Sie däun sich lieblich und geschwind
und sind für Mann und Frau und Kind
ein rechtes Magenpflaster."
Edel ist aber auch die Herkunft des Wortes Kartoffel an sich. Auf Italienisch heißt die Kartoffel heute patata, und dieser Begriff für das aus Amerika stammende Nachtschattengewächs geht – wie spanisch patata, englisch potato oder schwedisch potatis – auf ein indianisches Wort von der Insel Haiti zurück.
Zunächst benützten die Italiener allerdings das Wort tartufolo – in Anlehnung an tartufo = Trüffel. Beide Pflanzen haben nun mal vergleichbare Knollen im Erdreich. Während das Wort im Italienischen aber unterging, weil man dann doch den großen kulinarischen Unterschied zwischen den beiden Pflanzen empfand, kam es zunächst als Tartüffel zu uns, wurde zur Kartoffel und blieb.
Aparterweise gibt es heute unzählige Rezepte, bei denen wieder zusammenwächst, was zusammengehört – Kartoffel-Trüffel-Suppe, Kartoffel-Trüffel-Ravioli, Kartoffel-Trüffel-Mousse, Kartoffel-Trüffel-Macchiato, Kartoffel-Trüffel-Carpaccio…
Unter der Kochanleitung für eine dieser Kartoffel-Trüffel-Fantasien steht im Internet ein kurzer sarkastischer Kommentar:
"Wie schneiden alleinerziehende Mütter, Rentner oder Studenten Trüffel in dünne Scheiben?"In der Tat. Weltweit werden jährlich etwa 300 Millionen Tonnen Kartoffeln geerntet, aber nur 120 Tonnen Trüffel – mit sinkender Tendenz. Das schlägt auf den Preis durch. Vor zwei Jahren wurde bei einer Versteigerung im Piemont für eine 750 Gramm schwere weiße Trüffel (Trüffel ist bei uns weiblich!) 143000Euro geboten – stolze 190 Euro pro Gramm.
Überhaupt: Ob Kartoffeln, wenn man sie mit Trüffeln versetzt, noch lieblich und geschwind däun, wie Claudius meinte, steht auf einem anderen Blatt. Däun ist ein altes Wort für verdauen, und Trüffel liegen dann doch etwas schwerer im Magen.
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