Auf dem Höhepunkt des Irak-Krieges kursierte in den USA folgender Witz: "Eine entsetzliche Nachricht kommt aus dem Weißen Haus: Die Bibliothek von George W. Bush ging in Flammen auf. Dabei verbrannten auch seine drei Bücher. Und was das Schlimmste ist: Das Dritte hatte er noch nicht fertig angemalt."
Dieser – zugegeben – sehr böse Witz kommt einem wieder in den Sinn, wenn jetzt schon darüber spekuliert wird, ob wir den scheidenden Präsident demnächst als Autoren erleben. Den Präsident als Autoren? Oder den Präsidenten als Autor? Letzteres ist richtig.
Die Beugung unserer Substantive ist ein sehr komplexes Thema, und zurzeit kommt auch einiges ins Rutschen. So gibt es diese Tendenz, schwach gebeugte Substantive mit Endungen aus anderen Sprachen plötzlich stark zu beugen: statt der Präsident (Nominativ), des Präsidenten (Genitiv), dem Präsidenten (Dativ), den Präsidenten (Akkusativ) sagen dann manche der Präsident, des Präsidents/des Präsidenten, dem Präsident, den Präsident. Das mag zwar Internet-Deutsch sein, Standardsprache ist es nicht.
Als Richtschnur gilt in der Regel der Nominativ Plural: Es heißt der Absolvent – die Absolventen, der Dirigent – die Dirigenten und der Student – die Studenten, also folglich im Dativ, Genitiv und Akkusativ Singular: des Absolventen, dem Absolventen, den Absolventen etc.. Gleich verhalten sich übrigens Wörter wie Proband, Musikant, Artist, Gymnasiast, Prolet, Kandidat, Bandit, Idiot, Ökonom.
Bei Wörtern auf -or ist der Trick mit dem -en im Nominativ Plural allerdings irreführend. Denn da heißt es wohl der Autor – die Autoren, der Direktor – die Direktoren oder der Präparator – die Präparatoren, aber die Formen im Singular sind stark gebeugt: der Autor, des Autors, dem Autor, den Autor etc.
Was diese Wörter eint: Das -or am Schluss ist unbetont.
Ist das -or aber betont wie bei der Ma'jor, der Te’nor, der Mete’or, so sind sie zwar ebenfalls stark gebeugt, also der Ma’jor, des Ma’jors, dem Ma’jor, den Mete’or etc, enden aber im Plural auf -e: die Ma’jore, die Te’nöre (mit Umlaut!), die Mete’ore. Und bei der Motor wird es vollends verrückt: Betont man auf der ersten Silbe (Motor im übertragenen Sinn als Anreger), so heißt es der ’Motor, des ’Motors, dem ’Motor, den ’Motor und im Plural die Mo’toren (!). Betont man auf der zweiten Silbe (Motor im praktischen Sinn als Antriebsmaschine), so heißt es der Mo’tor, des Mo’tors, dem Mo’tor, den Mo’tor und im Plural die Mo’tore… Wie sagt da der Ausländer? Deitsche Sprack, schwäre Sprack, vor allem die Betonierung…
Eine Schlussfrage zu Bush drängt sich noch auf: Können wir künftig ohne diesen Präsidenten leben? Yes, we can!