"Das hat Angela Merkel nun davon, dass sie einen Kandidaten einfach vom Katheter herunter bestimmte." So war dieser Tage in einer Zeitung – nicht der unsrigen – zum Fall Wulff zu lesen, und da wunderte man sich dann doch, was dieser Begriff aus Bereichen wie der Kardiologie oder der Urologie mit der Bundespräsidentenwahl zu tun haben sollte. Gemeint war natürlich der (oder das ) Katheder , also das Pult des Lehrers oder Hochschullehrers, geschrieben mit d – ein Fehler, der übrigens recht häufig gemacht wird. Und auch anders herum kennen wir diesen Lapsus: Vom Einsatz eines Katheders ist sehr oft die Rede, wenn es in Wirklichkeit um Herz oder Blase geht und da ein t stehen müsste.
Im Gegensatz zu dem ähnlich gelagerten Fall Standard/Standarte , den wir hier unlängst abgehandelt haben, stammen die beiden Wörter nicht aus der gleichen Wurzel.
Zunächst zum Katheter (übrigens nur der ): "Im rechtwinkligen Dreieck ist die Fläche des Quadrats über der Hypotenuse gleich der Summe der Flächen der Quadrate über den beiden Katheten." So soll es Pythagoras vor rund 2500 Jahren formuliert haben, und so mussten wir es in der Schule pauken. Kathete ist wörtlich die herabgelassene Linie, also die Senkrechte, und das wurde auf Sonden in der Medizin übertragen, die man zu verschiedensten Zwecken in das Körperinnere einführt.
Lateinisch cathedra , seinerseits auf dem griechischen Wort kathedra beruhend, bedeutet Stuhl, Sitz, Sessel und im übertragenen Sinn geistliches Lehramt . Auch die Kathedrale – die (ecclesia) cathedralis , also die zum Bischofssitz gehörende Kirche – hat ihren Ursprung in diesem Umfeld. Und wenn etwas ex cathedra , vom (päpstlichen) Stuhl herunter, verkündet wird, so hat es den Anspruch der Unfehlbarkeit und ist über jeden Zweifel erhaben.
Von Unfehlbarkeit kann die arme Kanzlerin zurzeit nur träumen.
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