"Künstlich auf Welsch und Deutsch", so heißt eine große kulturhistorische Ausstellung, die heute Abend in Augsburg startet, und angespielt wird mit diesem Zitat aus dem 16. Jahrhundert auf den Kunstaustausch zwischen Italien und Deutschland in der frühen Neuzeit.
Welsch heißt hier also nichts anderes als italienisch. Welsch ist jedoch nicht gleich welsch. Die welsche Nuss oder kurz Walnuss kam zwar ebenfalls aus Italien zu uns, aber die welsche Krankheit, wie die Syphilis zur Zeit der Landsknechte genannt wurde, war damals ein Import aus Frankreich.
Spricht man wiederum von Kauderwelsch und meint damit ein unverständliches Gebrabbel, so geht das auf das Rätoromanische in der Gegend rund um Chur (tirolerisch: Kauder) im Kanton Graubünden zurück. Was übrigens unfair ist gegenüber den armen Berglern. Denn ihr Idiom wird halt nur von sehr wenigen gesprochen und verstanden.
Aber Geringschätzigkeit gegenüber anderen Sprachen hatte schon immer Methode. Die slawischen Bezeichnungen für die Deutschen – niemec etc. – bedeuten nichts anderes als die Stummen, will heißen: die eigentlich gar nicht sprechen können. Und schon bei den alten Griechen waren alle, die nicht die Sprache Homers beherrschten, schlichtweg barbaroi, Barbaren, also Stammler.
Zurück zu welsch: Ursprung ist ein altes germanisches Adjektiv, das im mittelhochdeutschen walhisch, später welsch, weiterlebt, im niederländischen waals für wallonisch steckt, aber auch im englischen walisisch sowie in der Bezeichnung Wallach für verschnittenes Pferd. Im Kern geht es um einen Oberbegriff für alles Romanische und im übertragenen Sinn – auch oft genug polemisch missbraucht – für alles Fremde, Nicht-Deutsche. Wahrscheinlich lassen sich alle diese Wörter zurückführen auf den lateinischen Namen des keltischen Stamms der Volcae, der später, als die Römer die Kelten überrannt hatten, auf das Gebiet der neuen Herrscher überging.
Und kamen die Römer bis Bad Waldsee? Bislang fehlt noch jedes Indiz dafür. Die Kelten könnten allerdings dort gewesen sein. Denn laut mittelalterlichen Quellen hieß der Ort einst Walahse. Der Name hat also nichts mit Wald zu tun, sondern mit irgendwelchen Fremden, die sich an jenem See schon breitgemacht hatten, bevor die Germanen anrückten. Und das muss die Bewohner geprägt haben: Fremde sieht man in dem Kurort bis heute gern.
(Seite 1 von 1, insgesamt 1 Einträge)
Kommentare