Zurzeit ist Kirchentag in München, und zum zweiten Mal nach Berlin 2003 ist er ökumenisch ausgerichtet, vereint also Christen aus den beiden großen Kirchen und andre religiöse Gruppierungen.
Aber sicher haben Sie auch schon viele Leute getroffen, die vom Ökonomischen Kirchentag reden. Die Begriffe ökumenisch und ökonomisch werden häufiger verwechselt, als man gemeinhin annimmt. Was bei ihrer Ähnlichkeit ja nicht verwundert. Beide stammen schließlich aus der gleichen Wurzel.
Oikos heißt griechisch das Haus. Oikumene ist das Bewohnte, die bewohnte Erde als menschlicher Siedlungsraum, und dieser Begriff wurde schon in der Antike für die Gesamtheit aller Christen des Weltkreises benutzt. Wenn bei Konzilen alle Bischöfe der damaligen katholischen, sprich allumfassenden Kirche versammelt waren, nannte man sie ökumenisch.
Seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts wird das Wort Ökumene vor allem für Bewegungen eingesetzt, die auf die verloren gegangene Einheit der Christen ausgerichtet sind. So entstand unter anderem der Ökumenische Rat der Kirchen, in dem die Katholiken auf Grund des Alleinvertretungsanspruchs des Papstes allerdings nicht vertreten sind. Andererseits hat gerade die katholische Seite durch das 2. Vatikanische Konzil vor knapp 50 Jahren eine neue ökumenische Initiative angestoßen.
Dieses griechische Oikos für Haus steckt nun auch in allen Wörtern, die mit Öko- beginnen. Da kann erstens der Lebensraum gemeint sein, wobei sich dann ausgehend vom Wort Ökologie für Wissenschaft von den Wechselbeziehungen zwischen den Lebewesen und ihrer Umwelt in der letzten Zeit eine ganze Reihe von Begriffen gebildet hat: Ökosystem, Ökoaudit, Ökoarchitektur, Ökosponsering, Ökoladen, Ökofreak.
Zweitens kann es abgeleitet vom griechischen Oikonomos (Haushalter, Verwalter) um Haushaltung und Wirtschaft gehen, und hierzu gehören dann die Begriffe Ökonomie (Wirtschaftswissenschaft, früher auch Landwirtschaft), Ökonom (Wirtschaftswissenschaftler, früher auch Landwirt, Bauer) und ökonomisch (das Haushalten betreffend, wirtschaftlich, sparsam).
Eines ist sicher: Auf diesem Münchner Kirchentag wird es um beide Begriffe gehen. Denn angesichts der Krise dürfte ein Gutteil der ökumenischen Debatten ökonomischen Fragen gelten.
Apropos Krise: Auch das ist ein griechisches Wort und bedeutete ursprünglich vor allem den Punkt, an dem sich zum Beispiel bei einer schweren Krankheit etwas zum Guten oder zum Schlechten wendet. Heute wird es allgemein im Sinn von gefährliche Entwicklung benutzt.
Zurzeit kriselt es gewaltig. Aber auf Kirchentagen hat man ja die Losung parat: Da hilft nur noch beten!
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