Im Vorfeld der in zwei Wochen anlaufenden großen Mannheimer Staufer-Ausstellung beschäftigen sich manche Zeitgenossen ja gerne mit diesem Herrschergeschlecht des Mittelalters, und da wimmelt es dann zwangsläufig von Friedrichen, Heinrichen und Konraden.
Familientradition wurde in solchen Dynastien hochgehalten, und so griff man zur Identitätsstiftung beim Nachwuchs immer wieder auf die gleichen Vornamen zurück. Das bringt uns zu einem anderen Phänomen. Die Verehrung jener Kaiser und Könige muss so groß gewesen sein, dass sich auch das einfache Volk dieser Namen bediente – und zwar geradezu inflationär, was dann für Bedeutungsverschiebungen sorgte.
So wurden etwa die Kurzformen Hinz für Heinrich und Kunz für Konrad sehr schnell sprichwörtlich. Frühe Belege für einen spöttischen Gebrauch der Floskel Hinz und Kunz im Sinn von jedermann finden sich schon im ausgehenden Mittelalter.
Wer sich etwas vornehmer ausdrücken will, spricht in diesem Fall nicht von Hinz und Kunz, sondern von Krethi und Plethi, denn auch in dieser Redewendung geht es abwertend um allerlei Leute. Aber hier standen keine Salier und Staufer Pate, sondern die bunt zusammengewürfelte Palastwache König Davids. Im 2. Buch Samuel 8,18 ist – hier in der Luther-Übersetzung – die Rede von Kretern und Plethern, und gemeint sind damit ausländische Söldner in Davids Diensten. Die einen stammten wohl aus Kreta – Vorstöße aus der kretisch-griechischen Ägäis bis nach Palästina lassen sich nachweisen. Plether aber ist hier ein anderer Name für Philister, also Angehörige jenes Volkes, das direkt an der Mittelmeerküste saß und den Juden erbitterte Kämpfe lieferte.
Der eine berühmte Kampf ging allerdings verloren: Der Philisterkrieger Goliath war zwar riesengroß, aber gegen die Schleuder des frechen, kleinen David hatte er keine Chance. Auch diese Geschichte ist sprichwörtlich geworden.
Freitag, 10. September 2010
Hinz, Kunz und der kleine David
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