Auf ein Vollkornwasser!
"Mach mr a leichte Weiße!" Der Sangesfreund weiß, was ihm frommt, als er nach der schweißtreibenden Chorprobe in der Allgäuer Stammkneipe der Bedienung ruft. Nur nicht zu viel Alkohol gegen den schnellen Durst in diesen verfrühten Hundstagen! Ein weiser Entschluss. Aber uns soll etwas anderes beschäftigen: das Geschlecht des Getränks. Feminine Alkoholika sind bei uns nämlich eine Rarität. Ob es nun am eher männlichen Griff zur Flasche liegt, wollen wir hier in Zeiten der Gender-Diskussion lieber offen lassen - bloß keine sprachspezifischen Blutfehden zwischen TrinkerInnen. Aber auffallend ist das Ganze schon.
Ob bei Weinen oder Spirituosen, die maskulinen Formen überwiegen. Der Wein, der Riesling, der Traminer, der Bordeaux, der Valpolicella, der Lacrimae Christi, der Tokayer, der Sekt, der Champagner, der Veuve Cliquot, der Prosecco, der Cidre, der Schnaps, der Wodka, der Kirsch, der Williams, der Korn, der Cognac, der Whiskey, der Gin, der Bitter, der Rum, der Tequila, der Sherry, der Likör, der Caipirinha…
Beim Suchen nach weiblichen Pendants tut man sich schwer. Die Bloody Mary passt hierher, jener Cocktail aus Wodka, Tomatensaft und scharfen Gewürzen, den sich schon Ernest Hemingway hinter die Binde goss. Auch die Liebfrauenmilch, die vor 250 Jahren noch ein berühmter Weißwein aus Rheinhessen war, aber längst zur Massenware verkommen ist. Und natürlich die Bowle, wie man ein Mischgetränk auf Wein- oder Sektbasis nennt, weil es in einem bowl (englisch für Schale) serviert wird. Zu Nierentischzeiten sehr beliebt, ist sie heute eher aus der Mode gekommen. Aber wer weiß, vielleicht rollt demnächst eine Bowlen-Retro-Welle an und man schnippelt wieder alles Mögliche in die Schüssel.
Da loben wir uns doch das Bier nach dem deutschen Reinheitsgebot - das Bier, wohlgemerkt, denn Bier ist sächlich: das Pils, das Export, das Lager, das Kölsch, das Helle, das Blonde, das Urquell, das Ale, das Guinness - und das Weizen, um wieder ins Allgäu zurückzukehren.
Aber warum nun die Weiße? Berühmt ist die Berliner Weiße, jene meist mit Waldmeister- oder Himbeersirup versetzte Spezialität von der Spree.
Allerdings hat man auch im Süden schon immer Weiße zum Weizenbier gesagt. Nur nebenbei: Weizen und weiß sind sprachgeschichtlich eng verwandt. Der Weizen hat seinen Namen von seinem besonders weißen Mehl.
Eine Leichte Weiße bieten heute viele Brauereien an. Und die alkoholfreie Variante gibt es auch. Vollkornwasser nennt sie ein Allgäuer Schultes.
Also auf ein Vollkornwasser - falls die nächsten Hundstage noch toller werden.