Während sich dieser Tage Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst in Richtung Vatikan aufmachte, flog ein anderer hoher geistlicher Würdenträger in die Gegenrichtung: Abtprimas Notker Wolf, der weltweit Oberste aller Benediktiner, kam aus Rom zum Leutkircher „Talk im Bock“, einer weit über die Grenzen der Region hinaus beachteten, hochkarätig beschickten Reihe.
Und der aus dem Allgäu stammende Star-Mönch machte, wie bei ihm gewohnt, eine sehr gute Figur – ob beim Gespräch, an der Querflöte oder im schwarzen Skapulier.
Skapulier? Im Bericht unserer Zeitung über seinen denkwürdigen Auftritt war es richtig geschrieben, wohlgemerkt. Was aber gar nicht so selbstverständlich ist, denn sehr oft stößt man auf die unfreiwillig komische Variante dieses Wortes: Skalpulier.
Skapulier kommt nicht von Skalp
Nun ist dieser Name eines Kleidungstücks von Ordensleuten nicht gerade alltäglich. Er steht für den langen Umhang aus zwei hinten und vorne herunterhängenden Stoffbahnen, der von Mönchen oder Nonnen über ihrem Gewand getragen wird und oft auch mit einer Kapuze versehen ist.
Aber mit einem Skalp hat das Skapulier natürlich nichts zu tun. Da geht mit manchen wohl die Erinnerung an Karl May durch. Dieses englische Wort für die Kopfhaut mitsamt den Haaren, die in manchen alten Kulturen, vor allem bei den Indianern, als Trophäe im Kampf galt, stammt vielmehr aus Skandinavien.
Auch zum Skalpell besteht keinerlei Bezug. Das chirurgische Instrument hat seinen Namen vom lateinischen scalpellum, einer Verkleinerungsform von scalprum = das Messer, Meißel. Das Skapulier hingegen geht auf die lateinische Wurzel scapelarium zurück. So nannten die Römer ein Schulterkleid – von scapula = das Schulterblatt, was bei uns auch der medizinische Fachausdruck für diesen Teil des Knochengerüsts ist.
Sinnfällige Symbolik
Aus dem Lateinischen kommen eben die meisten Ausdrücke für die Bekleidung des geistlichen Standes, wobei hier die oft sehr sinnfällige Symbolik eine große Rolle spielt – vor allem bei liturgischen Handlungen. Kasel (casula = Häuschen, Zelt) heißt das Messgewand und erinnert somit an das Zeltheiligtum, das die Israeliten des Alten Testaments bei ihrer Wüstenwanderung mit sich führten.
Die Albe (alba = weiß) ist das Kleid unter der Kasel und soll die anzustrebende Reinheit des Herzens symbolisieren.
Unter Manipel (manipulus = eine Hand voll) versteht man das steife Stück Stoff am Handgelenk, das auf das Schweißtuch des Arbeiters in Gottes Weinberg anspielt.
Und die Stola (stola = Rüstung, Kleidung), die als schalartige Binde um den Hals gelegt wird, deutet man als das Joch Christi, das der Priester in aller Bescheidenheit und Demut auf sich nehmen soll.
Machtfülle und Bescheidenheit
In aller Bescheidenheit und Demut. Wenn in den letzten Wochen Bilder von Tebartz-van Elst durch die Medien gingen, so trug er oft eine Mitra (ursprünglich griechisch für Stirnbinde, Turban). Diese typische, spitz zulaufende Kopfbedeckung der Bischöfe lässt sich aus Herrschaftszeichen der Antike herleiten und demonstriert vor allem Machtfülle.
Keiner in der Kirche trägt allerdings jemals eine Mitra ohne Stola. Vielleicht war dem Limburger Bischof diese enge Verbindung nicht klar genug.
Freitag, 18. Oktober 2013
Keine Mitra ohne Stola
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