Hier interessiert nun der Gebrauch von illegitim und illegal. Während das Wort illegal bei mafiösen Mauscheleien logisch erscheint, ist der Begriff illegitime Konten zumindest ungewöhnlich.
Beide Wörter gehen auf lateinisch lex, legis = Gesetz zurück. Illegal kam im Sinn von ungesetzlich, gesetzwidrig, unrechtmäßig im 17. Jahrhundert als Entsprechung von lateinisch illegalis ins Deutsche. Aber kurze Zeit später wurde ein zweites Mal auf diesen Wortstamm zurückgegriffen und für die gehobene Rechtssprache der Begriff illegitim (lateinisch illegitimus) entlehnt. Illegitim heißt ebenfalls ungesetzlich, aber die Betonung liegt nicht so sehr auf dem Gesetzesverstoß – und deswegen setzte der Spiegel-Journalist es hier ein.
Im Gebrauch gibt es also Nuancen. So brennt jemand wohl illegal Schnaps, aber nicht illegitim. Auf der anderen Seite spricht man von einer illegitimen Thronfolge, aber nicht von einer illegalen.
Allgemein bekannt geworden ist das Wort illegitim aber vor allem im Sinn von unehelich, wobei heute – weil der Begriff uneheliches Kind abwertend klingt – immer häufiger von nichtehelichen Kindern gesprochen wird.
Schließlich kennen wir illegitim auch noch in der Bedeutung nicht vertretbar, nicht berechtigt.
Da bietet sich heute ein schöner Beispielsatz an: Ist es illegitim, die Frage zu stellen, wozu ein Bischof einen 31 Millionen teuren Palast braucht?
Palast ist ein gutes Stichwort, wenn es um solche Bedeutungsverschiebungen bei doppelten Entlehnungen geht. Bleiben wir beim lateinischen Erbe: Auf palatium beruhen zwei Wörter : zum einen Pfalz, ein Begriff für die Residenzen deutscher Herrscher im Mittelalter, zum anderen Palas/Palast, von 1100 an die Bezeichnung für die Herrschaftsräume einer Burg und später für ein Schloss. Sowohl der Pfeiler (frei stehende Säule) als auch der jüngere Spezialbegriff Pilaster (flacher Wandpfeiler) gehen auf pilarium zurück.
Aus moneta wurde schon sehr früh unser Wort Münze, und als Moneten tauchte es ein zweites Mal im 18.Jahrhundert auf.
Dichten und diktieren kommen beide von dictare, was so viel heißt wie etwas zum Nachschreiben vorsagen.
In doppelt steckt auch eine lateinische Wurzel: duplus. Die brachte uns noch das Fachwort Duplex und auf dem Umweg über das Französische auch Wörter wie Double und Doublette.
Da fällt einem ein hübsches Dada-Poem von Kurt Schwitters ein:
Der Herr von DoppelmoppelNur noch der Vollständigkeit halber: Falls er mit dem Doppelweib keine zweite Ehe einging, so galt das nicht als illegal. Wenn ihr Doppelzeitvertreib allerdings Kinder zeitigte, so waren diese illegitim.
hat alle Dinge doppel.
Er hat ein Doppelkinn
mit Doppelgrübchen drin.
Er führt ein Doppelleben,
das zweite stets daneben.
Er hat ein Doppelweib
zum Doppelzeitvertreib.
Der Herr von Doppelmoppel
hat eben alles doppel.