Nun sind solche Fehler Legion. Da wird etwas zur Gradwanderung, was eine Gratwanderung sein soll. Da nimmt jemand eine Geißel in der Bank statt einer Geisel. Da findet einer einen Wehmutstropfen statt eines Wermutstropfens. Und da hebt - gerade jetzt wieder passiert - eine Partei einen Politiker auf das Schild (Plural: die Schilder), wo doch der Schild (Plural: die Schilde) gemeint ist…
Aber der Fairness halber sei es gesagt: Zwar gibt es solche Schnitzer in den Print-Medien. Wachsende Rechtschreibschwäche ist allerdings längst ein gesamtgesellschaftliches Problem, und Zeitungsartikel sind da noch blitzsaubere Zonen verglichen mit dem unsäglichen Wortmüll in vielen Mails, SMS und Internet-Foren.
In unserem Fall Fersen/Versen sorgt das Internet sogar gezielt für Verwirrung. So gibt es bei Spiegel Online eine Rubrik namens Achilles' Verse, in der ein Journalist unter dem Pseudonym Achim Achilles Fitness-Tipps gibt und dafür das Wortspielchen mit der Achillesferse bemüht.
Wobei dieser Begriff durchaus einen kurzen Ausflug ins klassische Altertum verdient: "Das ist seine Achillesferse", sagt man, wenn es um die Schwachstelle eines Menschen geht. Hintergrund ist eine Sage aus dem Umfeld der Ilias. Danach kam Achilleus oder Achilles, einer der griechischen Helden des Trojanischen Krieges, als Sohn der Meeresgöttin Thetis und des Myrmidonen-Königs Peleus auf die Welt. Obwohl also Halbgott, war er dennoch sterblich. Um ihn wenigstens unverwundbar zu machen, tauchte Thetis den kleinen Jungen in den Fluss Styx am Rande der Unterwelt. Die Stelle an der rechten Ferse, wo sie ihn festhielt, blieb allerdings unbenetzt, und just dort traf ihn schließlich der tödliche Pfeil des Trojaners Paris.
Um aber die Sache mit den Versen und Fersen noch etwas komplizierter zu machen, wollen wir die Färsen nicht vergessen. Färse nennt man - Vorsicht, Fachausdruck! - ein noch unbesamtes junges weibliches Rind. Solchen Färsen sind dann die Farren auf den Fersen, und dann werden aus den Kalbinnen Kühe.
Sprachplaudereien leben auch vom Gedankenaustausch. So kam beim abendlichen Umtrunk nach der Chorprobe das Gespräch auf dieses Thema Versen/Fersen/Färsen, und schon fühlte sich Sangesfreund Werner bemüßigt, den Pegasus zu satteln. Hier sein Poem:
"Manch Metzger zahlt für Färsen Geld,So sorgt Rechtschreibschwäche wenigstens für kreative Schübe.
die geben darauf Fersengeld.
Und der hier diesen Reim erstellt,
will jetzt für seine Verse Geld!"
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