Nehmen wir das Wort Kreolen, dessen enorme Vieldeutigkeit hier nur angedeutet werden kann. Auf portugiesisch crioulo und spanisch criollo in der Bedeutung Zögling (von lateinisch creare = erschaffen) zurückgehend, bezeichnet es – streng genommen – zum einen Nachfahren afrikanischer Sklaven in Brasilien (schwarze Kreolen), zum anderen Nachfahren weißer Einwanderer aus romanischen Ländern in Mittelamerika (weiße Kreolen). Da sich aber vor allem in der Karibik die Ethnien – Europäer, Afrikaner und indianische Urbevölkerung – stark mischten, wurde der Begriff kreolisch immer schwammiger. Heute steht er unter anderem für typische Mischformen in Sprache, Musik und Küche aus jener Region, gerade auch aus Haiti.
Klarer zu definieren sind dagegen die beiden Bezeichnungen Mestize und Mulatte. Mestizen – auf spätlateinisch mixticius = Mischling basierend – sind Kinder mit einem indianischen und einem weißen Elternteil, Mulatten sind Kinder mit einem schwarzen und einem weißen Elternteil. Dabei geht spanisch mulato auf mulo = Maultier zurück, also die Kreuzung aus Pferd und Esel. (Nebenbei angemerkt, wird hier im Deutschen genau unterschieden: Maultier heißt das Junge von Eselhengst und Pferdestute, Maulesel das Junge von Pferdehengst und Eselstute).
Nun ist die Überheblichkeit der Weißen, die bei der Worterklärung von Mulatte anklingt, nicht zu überhören. So soll kurz noch ein Problem angerissen werden, das auch unsere Leser immer wieder umtreibt: Kann man heute noch von Negern sprechen, oder hat sich das endgültig erledigt?
In aller Deutlichkeit: Es hat! Stand im Großen Meyer von 1975 noch, die Bevölkerung von Haiti bestehe zum Großteil aus Nachfahren von Negern, so wird in heutigen Nachschlagewerken von Schwarzen oder Einwohnern afrikanischer Herkunft gesprochen.
Und woher dieser Sinneswandel?
Die Gründe sind vielschichtig: Aber letztlich hat vor allem die Nähe von englisch negro zum üblen Schimpfwort nigger eine Rolle gespielt. Gerade die schwarzen Bürgerrechtsbewegungen operierten deswegen immer mit dem Begriff black people (schwarze Menschen). Gedankenlose Diskriminierung – zum Beispiel durch Kinderlieder wie „Neger, Neger, Schornsteinfeger“ – fiel irgendwann auch in Deutschland auf. Und so hat sich dieser Begriff Schwarze für Menschen mit dunkler Hautfarbe auch bei uns als unbedenklich eingebürgert.
Farbige ist dagegen eine umstrittene Bezeichnung. Denn colored people – von weißer Seite in der Ära der Rassentrennung gezielt abwertend eingesetzt – wird von den Schwarzen selbst auch vermieden.
Dazu kursiert ein Text:
"Wenn ich zur Welt komme, bin ich schwarz; wenn ich aufwachse, bin ich schwarz; wenn ich krank bin, bin ich schwarz; wenn ich sterbe, bin ich schwarz. Wenn du zur Welt kommst, bist du rosa; wenn du in die Sonne gehst, bist du rot; wenn du krank bist, bist du grün; wenn du frierst, bist du blau; wenn du stirbst, bist du grau. Und du nennst mich farbig?"
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