Am Rosenmontag um 11.48 Uhr war die Welt sprachlos. Aber nur für kurze Zeit. Dann entlud sich ein Metapherngewitter in den Medien, das seinesgleichen sucht – und das für einige Sprachplaudereien gut wäre.
Aber greifen wir hier nur mal eine Formulierung auf: "Der Papst hat Knall auf Fall seinen Rücktritt erklärt." Dieses Knall auf Fall (früher auch Knall und Fall) ist ein schönes Beispiel, wie der Ursprung einer Redensart in Vergessenheit geraten kann. Gemeint ist ganz plötzlich, wobei hier sowohl die Jägerei als auch das Kriegswesen Pate standen. Ein Johann Balthasar Schuppius schrieb schon 1663, bei den Wildschützen seien Knall und Fall eins. Und ähnlich formulierte Grimmelshausen 1669 in seinem "Simplizissimus" – allerdings bezogen auf seine Schießkünste in der Schlacht.
Zur heutigen Verunklarung hat sicher beigetragen, dass man Knall auf Fall sagt und nicht Fall auf Knall, was ja logischer wäre. Zuerst fällt der Schuss, dann das Tier oder der Gegner. Aber vielleicht färbte da eine andere Redensart ab, nämlich Schlag auf Schlag.
Wie auch immer: Zu dem friedfertigen Greis in Weiß passt das alles nicht.
Aber wenn wir es schon vom Knall haben: Was ist eigentlich der Plural von Knall? Und gibt es ihn überhaupt? Das wollten Leser schon mehrfach wissen. Der Duden bezieht klar Stellung: Es gibt einen Plural, und der heißt die Knalle.
Knall zählt nicht zu den sogenannten Singulariatantum, jenen Wörtern wie Obst, Fleisch, Stroh, Lärm, Regen, Schnee, Rauch, Gold, Armut, Glück, Jugend, Ruhe, Treue, Kälte, Stolz, Hass, Furcht, Fleiß, Neid, Scham, Vernunft oder Gesundheit, die alle keinen Plural kennen. Aber zugegeben: die Knalle hört man doch selten.
Und zu der Frage des Umlauts: Es heißt zwar der Fall - die Fälle, und bei der Schall sind sogar beide Pluralformen möglich, also die Schalle und die Schälle (auch sehr ungewöhnlich), aber die Knälle mit Umlaut ist falsch. "Es gibt hier keine klaren Regeln, wann Umlaut eintritt", befindet die große Duden-Grammatik lakonisch. Das heißt also, man muss es sich merken.
Geregelt ist dagegen ein ähnlich gelagerter Fall, der unsere Leser immer wieder umtreibt: Beim Verb fragen gelten die früheren, zum Teil auch in manchen Gegenden noch gebräuchlichen Formen du frägst, er frägt als veraltet. Heute sagt man korrekt du fragst und er fragt.
Apropos fragt: Alle Welt fragt sich nun, wie es in Rom weitergeht. Eine Wette kann man abschließen: Der Nachfolger Benedikts XVI. wird wohl nicht so – Pardon! – Knall auf Fall gewählt, wie sein Vorgänger abtrat. So müssen wir halt im März geduldig warten, bis über der Sixtinischen Kapelle weißer Rauch aufsteigt. Auch das ist übrigens eine Redewendung, die sich längst sinnfrei verselbstständigt hat: Weißer Rauch steigt in den Medien immer auf – ob ein Bundespräsident gewählt wird, ein Gewerkschaftsboss oder der Vorsitzende vom Hühnerzüchterverein.
Freitag, 15. Februar 2013
Ein Knall im Vatikan
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