"Ich fliege dann am Mittwoch, wenn mir die Fluglotsen mit ihrem Streik keinen Streich spielen."
"Ich komme dann in die Innenstadt, wenn mir die Straßenbahner mit ihrem Streik keinen Streich spielen."
Diese Woche waren das zwei ganz normale Sätze, aber für Freunde der Etymologie dann doch wieder nicht ganz normal. Denn die beiden Wörter Streik und Streich haben viel mehr miteinander zu tun, als man auf den ersten Blick meint.
Unser Wort Streik kommt vom englischen Substantiv strike im Sinn einer meist gewerkschaftlich gesteuerten Arbeitsniederlegung. Als frühe Entlehnung des 19. Jahrhunderts wurde es zunächst nur auf Verhältnisse auf der Insel bezogen, wo man ja mit der Industrialisierung schon weiter war als auf dem Kontinent. Aber als dann 1865 die Buchdrucker in Leipzig in den Ausstand gingen, setzten sie das Wort Streik sofort auch für ihren Arbeitskampf ein.
Das englische Verb to strike heißt eigentlich streichen, schlagen, und seine übertragene Bedeutung entwickelte sich wohl aus der Formulierung to strike work, auf Deutsch die Arbeit streichen oder die Arbeit niederschlagen im Sinn von das Arbeitsgerät weglegen. Wir kennen ja auch solche Formulierungen wie die Segel streichen oder einen Aufstand niederschlagen.
Dass dieses to strike nun mit dem deutschen Wort streichen urverwandt ist, liegt auf der Hand. Und wie die Engländer ihren stroke = Schlag haben, kennen die Deutschen ihren Streich = Schlag. So gibt es den Backenstreich, den Staatsstreich oder den Zapfenstreich, bei dem ursprünglich mal an den Zapfhahn geschlagen wurde, um allzu trinkfreudigen Soldaten das Ende des Ausschanks anzukündigen.
Und auch jenes berühmte Schneiderlein kommt einem in den Sinn, das sieben Fliegen auf einen Streich erledigte.
Wenn aber jemand einem anderen einen Streich spielt, dann versetzt er ihm im übertragenen Sinn einen Schlag. Man denke nur an Witwe Bolte, Schneider Böck, Lehrer Lämpel, Onkel Fritz und den Bäckermeister. Die müssen Schlag um Schlag wegstecken. Dann aber wendet sich das Blatt: "Dieses war der sechste Streich, doch der letzte folgt sogleich.“ Und dieser siebte Streich geht daneben. In Bauer Mecke und dem Müller finden Max und Moritz ihre Meister.
Wie genau, lassen wir jetzt offen.
Schlag nach bei Busch!
Freitag, 14. Oktober 2011
Zwei Streiks auf einen Streich
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