Nach Hinweisen aus dem Ausland "soll Ende November ein mutmaßliches Anschlagsvorhaben umgesetzt werden".
Es mag an der Anspannung des Innenministers gelegen haben, dass seine Terrorwarnung am Mittwoch vor der Presse recht verschraubt klang. Aber ein verklausulierter Stil birgt auch Gefahren: Beim schnellen Vorbeirauschen einer solchen Nachricht in Funk und Fernsehen versteht man leicht nur Bahnhof.
Was uns zu der Frage bringt, was eigentlich ein Bahnhof mit Verständnisschwierigkeiten zu tun hat. Genau genommen heißt die Redensart: immer nur Bahnhof verstehen, und laut Hans Fallada, jenem unerbittlichen Chronisten der Weimarer Republik, war sie "die gängigste der Inflationszeit". Entstanden ist sie angeblich unter kriegsmüden Soldaten, die gegen 1918 nur noch eines im Sinn hatten: so schnell wie möglich raus aus dem widerwärtigen Schlachtengetümmel, zum Bahnhof und zurück in die Heimat. Wollte jemand noch irgendetwas von ihnen, so verstanden sie immer nur Bahnhof.
Alles andere als kriegsmüde sind nun jene Islamisten, die unser Land ins Visier genommen haben. Und was sie besonders gefährlich macht: Sie kommen als Wölfe im Schafspelz. Auch hier rückt eine bekannte Redensart ins Blickfeld, und sie stammt – wie so viele bildmächtigen Zitate in unserer Sprache – aus der Bibel. Im Matthäus-Evangelium (7,15) ist von den falschen Propheten die Rede, die in Schafskleidern auftreten, aber inwendig wie reißende Wölfe sind.
"Es gibt Grund zur Sorge, aber keinen Grund zur Hysterie", erklärte de Maizi̬re mit Nachdruck. Will sagen: Die Gefahr ist da, aber wir sind gewappnet.
Auch er hätte die Bibel zitieren können: Seid nüchtern und wachet! (1. Petrusbrief, 5, 8 ).
Freitag, 19. November 2010
Warum man nur Bahnhof versteht
Trackbacks
Trackback-URL für diesen Eintrag
Keine Trackbacks