Wie hier schon öfters angemerkt, wächst die Willkür bei der Zeichensetzung. So wollen wir uns – auch wenn das ein eher trockener Stoff ist – mal wieder dem Komma zuwenden, und zwar in einem speziellen, nicht ganz unproblematischen Fall: Eingeschobene Zusätze (auch als Appositionen oder Beifügungen bezeichnet) grenzt man mit paarigem Komma ab, so steht es unter anderem in der Regel 77 der deutschen Rechtschreibung.
Hier ein aktuelles Beispiel: Heißt der Satz Finanzminister Wolfgang Schäuble und sein Pressesprecher Michael Offer haben sich nichts mehr zu sagen, so muss man keine Kommas setzen. Finanzminister und Pressesprecher sind Berufsbezeichnungen, die wie Titel (Dr. Angela Merkel) oder Verwandtschaftsgrade (Onkel Herbert) mit dem Namen zu einer Einheit verschmelzen.
Anders liegt der Fall, wenn nach den Eigennamen nähere Erläuterungen folgen: Wolfgang Schäuble, lang gedienter Minister in mehreren Kabinetten, und Michael Offer, sein Pressesprecher seit einem Jahr, sind seit Dienstag geschiedene Leute. Bei solchen Beifügungen muss man Kommas setzen.
Steht der Eigenname allerdings nicht vor, sondern nach einer näheren Bezeichnung, so sind die Kommas ins Ermessen des Schreibers gestellt: Vor seiner Tätigkeit für Schäuble hatte Michael Offer an der Seite des haushaltspolitischen Sprechers der Unionsfraktion(,) Steffen Kampeter(,) gearbeitet.
Diese Wahlfreiheit hat allerdings ihre Tücken. Nehmen wir einmal einen Satz aus einem anderen Umfeld: Der neue Chef der Firma Anton Müller stellt sich heute vor. Hier wäre immerhin möglich, dass Anton Müller der Name der Firma ist und nicht der des neuen Chefs. Um gleich gar keine Zweifel aufkommen zu lassen, setzt man in solchen Fällen also besser immer Kommas. Nebenbei bemerkt: Sie erhöhen auch die Lesbarkeit.
Kein Komma steht jedoch, wenn die Beifügung ein Teil des Namens ist – etwa bei Heinrich dem Löwen, Ludwig dem Gebarteten oder Karl dem Einfältigen. Denkbar ist also folgender Satz: Das öffentliche Abwatschen von Offer hat Schäubles Ruf als Wolfgang der Schreckliche wieder einmal bestätigt.
Freitag, 12. November 2010
Alles Komma oder was?
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