Im Namen steckt allerdings noch die Erinnerung an jene Szene der Apostelgeschichte, da die Jünger Jesu zusammensaßen, ein Sturm aufbrauste, Feuerzungen vom Himmel fielen, sie alle vom Heiligen Geist erfüllt wurden und in verschiedenen Sprachen redeten. Denn geschehen ist dieses Wunder am 50. Tag nach Ostern, und griechisch pentekoste (hemera), von dem unser Wort Pfingsten kommt, ist der 50. (Tag). Französisch pentecôte, italienisch pentecoste und spanisch pentecostés haben dieselbe Wurzel. Im Englischen allerdings gibt es sowohl pentecost als auch ein altes Whitsun. Das heißt nichts anderes als Weißer Sonntag und geht wohl darauf zurück, dass Täuflinge an diesem Tag weiß gekleidet waren - wie bei uns die Kommunionkinder.
Aber das Wort Pfingsten ist noch aus einem anderen Grund interessant: Blättert man in Reclams Lexikon der Reime mit seinen 25 000 Beispielen, so fällt auf, dass es nur wenige Wörter gibt, die sich lediglich auf ein einziges anderes Wort reimen. Etwa Pfingsten. Dazu passt nur geringsten. Dichter haben sich das nicht entgehen lassen. In Pfingstpredigten wird gerne Bert Brecht zitiert, der in seinem "Kinderbuch" schrieb: Pfingsten sind die Geschenke am geringsten, während Ostern, Geburtstag und Weihnachten was einbrachten. Pfarrer widersprechen hier. Oberflächlich habe Brecht zwar recht, weil Weihnachten und Ostern viel geschenkträchtiger seien. Aber spirituell betrachtet, bedeute Gottes Geschenk des Heiligen Geistes natürlich sehr viel - was unbestreitbar richtig ist.
Nebenbei bemerkt: Während Brechts Zeilen reimtechnisch noch ausbaufähig gewesen wären, dichtete Heinz Erhardt raffinierter - wobei man die Fallhöhe verzeihen möge:
Wer ahnte, dass zum WeihnachtsfestJoachim Ringelnatz wiederum trieben ganz andere Gedanken um:
Cornelia mich sitzen lässt?
Das war noch nichts: zu Ostern jetzt
hat sie mich abermals versetzt!
Nun freu' ich mich auf Pfingsten
- nicht im geringsten!
Wenn sich der Himmel grau bezieht,
mich stört's nicht im geringsten.
Wer meine weiße Hose sieht,
der merkt doch: Es ist Pfingsten.
Wir haben Glück: Am Pfingstsonntag soll Schluss sein mit dem grauen Himmel. Und dann passt die weiße Hose eh.