„Wenn ich ein Mundschmiss wär
und auch zwei Schaufeln hätt,
grüb ich mich ein.
Da ich kein Mundschmiss bin
und auch keine Schaufeln hab,
lass ich es sein.“
Für solche hirnrissigen Verse lieben wir Heinz Erhardt bis heute. Das Wort Maulwurf sei ihm zu grob, so hatte er damals die Verniedlichung des Namens in Mundschmiss begründet. Den etymologischen Hintergrund der Sache übersah er dabei geflissentlich.
Denn mit dem Wort Maul hat der Maulwurf nichts zu tun. Es gibt die Maultrommel, den Maulhelden, den Maulkorb, die Maulschelle und den Maulaffen.
Dass Maul aber nicht immer gleich Maul im Sinn von Schnauze ist, kennen wir schon vom Maultier. Das hieß auf lateinisch mulus, wurde eingedeutscht und zur Verdeutlichung noch mit -tier kombiniert.
Ähnlich liegt der Fall bei der Maulbeere. Auch sie wird nicht etwa ins Maul gesteckt, sondern geht auf das mittelhochdeutsche mulber zurück, das wiederum auf lateinische morum = Maulbeere, Brombeere beruht. Und für die Freunde des Französischen sei angemerkt: Dieselbe Wurzel steckt natürlich auch in mûre = Maulbeere, Brombeere.
Im Namen Maulwurf aber haben wir zunächst ein altenglisches muha = Haufen, das unsere Altvorderen irgendwann nicht mehr verstanden und dann als das mittelhochdeutsche molt = Erde interpretierten. Später wurde dieses Molt dann zu Maul umgedeutet. Der samtschwarze Geselle ist also ursprünglich Haufenwerfer und Erdschmeißer in einem, weswegen er ja auch mit viel Tatendrang die bei Landwirten und Gärtnern so sehr beliebten dunklen Hügel ins satte Grün baut.
Wie sang die Berliner Kabarettistin Claire Waldow in den Dreißigern? "Wer schmeißt denn da mit Lehm, der sollte sich was schäm’, der könnte doch was andres nehm’ als ausgerechnet Lehm."
Na bitte, der Maulwurf hält sich dran.
Freitag, 26. Juni 2009
Warum der Maulwurf kein Maulwurf ist
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