Frohe Kunde erreichte uns dieser Tage: Das Land will die schwäbische Maultasche bei der EU als regionales Produkt schützen lassen. Echt ist sie bekanntlich nur mit einer Füllung aus Brät, Hackfleisch, Spinat, Petersilie und Zwiebeln. Da kennt der Schwabe auch keinen Spaß, denn auf seine Maultasche bildet er sich einiges ein. Ihn fragen, woher sie ihren Namen hat, darf man allerdings nicht. Da fängt das Raten an.
Zur Entschuldigung sei es gleich gesagt: Auch die Experten wissen es nicht genau. Natürlich steckt man das Ding – schwäbisch gesagt – ins Maul und natürlich sind es irgendwie Taschen aus Teig. Aber so einfach liegt der Fall dann doch nicht. Dass die Maultasche im Kloster Maulbronn kreiert worden sein soll, ist nicht mehr als eine nette Legende. Der Name hat wohl auch nichts mit der Tiroler Herzogin Margarete Maultasch aus dem 14. Jahrhundert und ihrer angeblich gewaltigen Schublade zu tun. Jene Dame war wohl gar nicht so hässlich, wie man sie aus Gründen der politischen Diffamierung machte.
Interessanter ist vielmehr ein Luther-Zitat: „Das ihrer zween einander reufen oder einer dem andern eine maultaschen gibt“, steht da einmal. Demnach hat die Maultasche etwas mit der Maulschelle zu tun, das tasch im Namen käme dann von tatschen = schlagen, und angespielt würde damit auf die Form der dicken Quadratnudel, die man auch als angeschwollene Backe deuten kann. Wir hätten hier also einen bildlichen Begriff – man kennt das ja aus dem Schwäbischen, wo sich so aparte Speisen wie Bubenspitzle und Nonnenfürzle (Schupfnudeln und Brandteigkrapfen) auf der Speisekarte finden.
Aber Name hin oder her: Es ist jedenfalls höchste Zeit, dass durch die Demarche bei der EU einmal klargestellt wird, was in eine schwäbische Maultasche nicht hinein gehört. Zum Beispiel Kängurukutteln. Oder – noch schlimmer – irgendetwas Undefinierbares. Denn wo liegt der Betrug näher als gerade bei Maultaschen! Thaddäus Troll hat einmal gemeint, sie könnten ebenso gut Maultäuscher heißen. Für Täuschmanöver sollen sie ja auch schon immer gedient haben, vor allem in der Fastenzeit. Nicht umsonst nennt man sie im Schwabenland Herrgottsbscheißerle. Um den lieben Gott nicht zu erzürnen, hätten die Altvorderen das verpönte Fleisch kurzerhand im Nudelteig versteckt, heißt es. Aber vielleicht hat es der Herrgott doch gemerkt und deswegen zur Strafe den Trollinger erschaffen.