Schlagfertig muss man sein. Vor Jahren stand im Text einer SZ-Volontärin das Wort Athmosphäre. Auf die Ermahnung hin, hier sei doch wohl ein h zu viel, meinte die junge Dame mit entwaffnendem Augenaufschlag: "Bei Protese haben Sie mir gestern auch ein h reingeschrieben."
Bei Fremdwörtern kann man eben schnell in die Irre laufen. Aber durch die Zeitungen, die unsere inbegriffen, geistern auch genug deutsche Wörter, die falsch geschrieben werden – oft eine Folge von Fehlinterpretationen.
Drei Beispiele:
"Die Kanzlerin verbietet sich jede Einmischung vonseiten der Fraktion". So etwas steht locker im Blatt, aber es ist falsch. Verbieten und verbitten klingen zwar ähnlich, doch ihre Bedeutung ist verschieden. Bei verbieten geht es darum, dass jemand etwas untersagt, bei sich verbitten wird darauf abgehoben, dass etwas unterlassen werden soll. Ein Vater kann also zu seinem Sohn sagen: "Ich verbiete dir, heute Abend wegzugehen." Wenn der dann wütend aufbegehrt, legt der Papa nach: "Ich verbitte mir diesen Ton." Aber auch verbieten kann reflexiv gebraucht werden. Denn kommt gerade die Mutter um die Ecke, so sagt sie womöglich: "Streitereien dieser Art verbieten sich in einer Familie wie der unsrigen“ – und verbittet sich für die Zukunft solche Auftritte.
Ein anderer Fall: "Wer zuerst kommt, malt zuerst." Wer das schreibt, meint wohl, da dürfe einer zu Pinsel und Palette greifen, nur weil er einen Tick schneller gewesen ist. Aber mit angehenden Picassos hat die alte Redensart nichts zu tun. Weil das Mahlen von Mehl in früheren Zeiten recht langwierig war, mussten die Bauern Schlange stehen – und da zahlte sich aus, wenn man früh aufstand.
Schön schräg ist schließlich ein Satz wie "Bayern München hat die Meisterschaft schon abgehackt." Da sind die beiden Wörter hacken = Holz zerkleinern, den Boden lockern und haken = mit einem Haken versehen durcheinander geraten. Und dieses ck tummelt sich fälschlicherweise in vielen Texten. Da wird munter abgehackt statt abgehakt und nachgehackt statt nachgehakt, und mit dem Verständnis hackt es auch schon mal.
Aber Schluss jetzt mit dem Herumhacken auf Sprachsündern! Sonst heißt es noch, hier herrsche eine Atmosphäre der Scharfrichterei – Atmosphäre mit einem h, wohlgemerkt.
Freitag, 21. Januar 2011
Wenn Bayern die Meisterschaft abhackt
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