Wenn an dieser Stelle Dialektthemen selten aufgegriffen werden, so hat das seinen Grund: Gebrannte Kinder scheuen das Feuer.
Denn die Unstimmigkeiten fangen schon bei der ungeregelten Schreibweise an. Nehmen wir nur mal das Wort Brestling, wie die Schwaben gern zur Erdbeere sagen. Da ist von Brestling über Breschtling, Bräschtling, Bräschtleng, Prestling, Prestleng, Präschtling bis Präschtleng zwar alles möglich, aber jede Bevorzugung der einen oder anderen Variante löst einen Glaubenskrieg aus.
Und bei der Bedeutung ist es nicht besser. Nur ein Beispiel: Wenn ein Schwabe einen anderen Schwaben als Schoofmelker beschimpft, so variiert die Feinabstimmung dieses Begriffs gar von Ort zu Ort. Damit werden einschichtige Erklärungsversuche schnell zum Bumerang, und es hagelt Belehrungen.
Weil aber schon mehrfach danach gefragt wurde, wollen wir jetzt doch kurz ein schwäbisches Allerweltswort unter die Lupe nehmen: heidenei.
Dieses heidenei wird als Ausdruck des Erstaunens verwendet: "Heidenei, do isch was los!" Oder aber als Ausruf des Unwillens, also mit eher negativem Beiklang: "Jetzt nemm de halt zamme, heidenei!"
Sprachforscher führen den ersten Bestandteil auf das Wort Heide = Ungläubiger zurück. Weil Christen das Heidentum als etwas Schwer-Einzuordnendes, Unheimliches, Monströses empfanden, wurde Heide vor anderen Wörtern zur Verstärkung eingesetzt. Aus dem Standarddeutschen kennen wir einige solcher Begriffe: Heidenarbeit, Heidengeld, Heidenkrach, Heidenmühe, Heidenschreck, Heidenspaß, Heidenspektakel...
Ob beim schwäbischen heidenei nicht auch noch das Phänomen der verhüllenden Entstellungen bei Flüchen mit hineinspielt und Heide für ein verkapptes Heiland steht, lässt sich schwer sagen. Möglich wäre es, denn neben dem sehr deftigen schwäbischen Heilandsakrament gibt es ja die abschwächenden Formen Heilandsackzement und Heidesackzement.
Das -nei am Schluss des schwäbischen heidenei ist allerdings nicht abschwächend gemeint, sondern eher als weitere Verstärkung.
Und wem das jetzt alles noch nicht stark genug ist, der sagt halt Heidebimbamsackzementnochamol - auf die Gefahr hin, dass er dann als oghobelter Siech gilt. Aber das erklären wir jetzt nicht - siehe oben.
Freitag, 12. März 2010
Heidenei, ein Heidenproblem!
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#1
Wilhelm Leuprecht
am
30.03.2010 22:45
(Antwort)
Also dass "Heidenei" nun "Heiden hinein" bedeutet, hab ich soweit ja verstanden. Aber was genau bedeutet was wiederrum? Wo sollen die Heiden rein? In die Kirche? Oder wie ist "Heiden hinein" zu deuten?
#2
Heide
(Homepage)
am
25.08.2011 18:34
(Antwort)