Die Toskana-Fraktion hatten wir schon, auch die Pizza-Connection.
Jetzt gibt es die Nabucco-Pipeline. Aber hat jeder parat, was sich hinter dem Namen dieser Röhre verbirgt, durch die irgendwann einmal Öl aus Aserbeidschan und Turkmenistan an Russland vorbei nach Europa gepumpt werden soll?
Stichproben lassen daran zweifeln.
Zunächst könnte man auf die Idee kommen, dass es sich um eine sprechende Abkürzung handelt. Wie bei Amsel, das für Aktion Multiple Sklerose Erkrankter, Landesverband steht.
Oder wie bei Attac. So nennt sich jene Organisation der Gobalisierungkritiker, die immer bei G8-Treffen in Aktion tritt. Da hat man sich aus dem französischen Titel Association pour une taxation des transactions financi̬res pour l'aide aux citoyens (Vereinigung für eine Besteuerung von Finanztransaktionen zum Nutzen der Bürger) einfach jene Buchstaben ausgesucht, die dann – schön programmatisch – an Attacke denken lassen.
Oder aber wie bei Verdi, wie sich die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft heute kurz und griffig nennt.
Verdi ist ein gutes Stichwort. Denn bei dem Ölgeschäft geht es in der Tat um die Verdi-Oper „Nabucco“. Der österreichische Konzern ÖMV hatte die anderen Gründungsmitglieder des Pipeline-Konsortiums 2002 nach dem offiziellen Start in die Wiener Staatsoper eingeladen, wo an jenem Abend „Nabucco“ gespielt wurde. Danach habe man dann kurzerhand die Pipeline benannt, heißt es.
Verdis Oper geht in ihrem Titel bekanntlich auf jenen babylonischen König Nabuchodonosor oder – anders geschrieben – Nebukadnezar zurück, unter dessen Herrschaft im 6. Jahrhundert vor Christus die Israeliten zunächst in Gefangenschaft verschleppt wurden, dann aber doch zurückkehren durften. Damit könnte der Namen der Pipeline als Anspielung auf die Befreiung aus russischer Gasknechtschaft verstanden werden.
Die Betreiberstaaten bestreiten dies zwar seit Beginn entschieden, aber wer weiß.
Wie heißt es doch im Gefangenenchor aus"Nabucco"? "Die Erinnerung allein gibt uns Stärke zu erdulden, was uns hier bedroht".
Das Gas-Diktat der Russen kann man schon als Bedrohung empfinden.