Unlängst kam beim Essen das Gespräch auf Erdnüsse. Da überraschte die Dame des Hauses den Rest der Familie mit der Information, dass die Erdnuss eigentlich gar keine Nuss sei, sondern eine Hülsenfrucht, also verwandt mit Bohnen, Linsen oder Erbsen. Und auf das ungläubige Hochziehen der Augenbrauen konterte sie triumphierend mit einem zunächst unwiderlegbar erscheinenden Argument. Man müsse sich ja nur das englische Wort für Erdnuss anschauen. Das heiße peanut, also auf Deutsch übersetzt Erbsennuss, damit sei doch alles klar.
Klingt überzeugend, büßt aber schnell die Stichhaltigkeit ein, wenn man sich die komplizierten botanischen Kriterien näher anschaut. Da gibt es viele seltsame Dinge: So ist die Erdbeere eigentlich eine Nuss, die Banane wiederum zählt streng genommen zu den Beeren, und die Kokosnuss gehört zum Steinobst. Hat sich was mit Eindeutigkeit bei peanuts! Interessant ist das Wort allerdings im Zusammenhang mit Anglizismen.
Wir schwören uns zwar immer wieder, an dieser Stelle nicht mehr über die unaufhaltsam anschwellende Springflut von englischen Begriffen in unserer Alltagssprache zu lamentieren, weil eh alles zu spät ist. Irgendwann heften wir Deutsche uns - bildlich gesprochen - den 51. Stern der US-Flagge an, und das war's dann. …
Aber die Sache mit den peanuts reizt zur Inkonsequenz. Denn was passiert denn da? Der Amerikaner empfindet bei peanuts automatisch die Verbindung zu Erbse, der Deutsche aber nicht unbedingt, weil er den Begriff einfach aus der fremden Sprache übernimmt und ihn gedanklich nicht in seine Bestandteile zerlegt.
Manche zerlegen zwar wacker, aber es nützt trotzdem nichts. Unlängst erzählte eine Bekannte, sie habe bei einem Kuchenrezept aus einer Illustrierten - einer deutschen, wohlgemerkt! - zunächst völlig danebengelegen. Man brauche dazu short bread, hatte da gestanden. Also kaufte sie schlichtweg Kleinbrot - kurz und klein ist ja fast dasselbe. Gefragt war allerdings etwas ganz anderes: short bread heißt englisch Mürbteig.
Und manche sind mit diesem Sprachmischmasch einfach nur überfordert. Am Gemüsestand im Supermarkt standen vor Kurzem zwei Kistchen, im einen Cherry-Tomaten, im anderen Kirschtomaten. Eine kurze - zugegeben: etwas hinterhältige - Stichprobe bei der Verkäuferin ergab Verblüffendes: Auf die Frage, ob das nicht dasselbe sei, schüttelte sie milde lächelnd den Kopf. Nein, nein, das eine seien Cherry-Tomaten, und das andere Kirschtomaten . . .
Hauptsache Paradeiser, kann man da nur sagen. So heißt die Tomate bekanntlich in Österreich, Paradiesapfel. Apropos: Hat Eva ihrem Adam also keinen Apfel gereicht, sondern eine Tomate? Wir wissen es nicht. Denn bei der Geschichte vom Baum der Erkenntnis und vom Sündenfall in der Genesis ging es ganz einfach nur um eine Frucht. Das kann alles gewesen sein - und vielleicht ist die Botanik deswegen ja auch so verzwickt.
Freitag, 13. Februar 2015
Eva und die Tomate
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