Was ist - außer dem Zustand von Schweinsteigers Sehne, Neuers Schulter und Lahms Wadenbein - das Wichtigste im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien? Geschäftsauslagen und Anzeigenseiten lassen keine Zweifel: Fernseher, Fahnen, Trikots, Bier - und nicht zuletzt alles, was man so braucht zum Grillen. Denn eines scheinen die Deutschen schon jetzt felsenfest zu glauben: Glotze in den Garten, Grillkohle anheizen - und dann wird es schon werden. Immer nach dem Motto: Gut gegrillt ist halb gewonnen. Was ihnen wohl weniger bewusst ist: Das passt bestens zu Brasilien.
Warum? Schauen wir einmal, woher der südamerikanische Staat eigentlich seinen Namen hat. Brasil heißt glutartig und ist das Adjektiv von portugiesisch brasa = Kohlenglut. Das hat aber nichts mit den glutäugigen Schönheiten von der Copacabana zu tun. Es geht vielmehr auf einen Baum namens Pau-brasil zurück. Dessen Holz wird - wenn geschnitten - glutrot und deshalb auch schon immer zum Färben von Stoffen benutzt.
Nur nebenbei: Das portugiesische brasa hat Entsprechungen in anderen romanischen Sprachen - spanisch ebenfalls brasa, französisch braise, italienisch brace. Die Wurzeln des Begriffes sind aber im Germanischen zu suchen. Wahrscheinlich gehört unsere ganze Wortfamilie rund um brennen/Brand auch dazu.
Nun reicht aber auch die beste Grillkunst auf brasilianische Art nicht für einen Sieg. Da müssen unsere Fußballer mitziehen. Und wie sieht es eigentlich mit dem himmlischen Beistand aus? Gibt es einen Heiligen, der für Fußball zuständig ist? Beim Grillen wird ja gerne der heilige Laurentius angerufen, der - weil er auf einem heißen Rost den Märtyrertod starb - auch als Patron der Köche gilt.
Aber beim Fußballspielen? Blättert man einen einschlägigen Kalender durch, so finden sich Heilige für die verschiedensten Berufe: für Schatzgräber und Butterhändler, Luftschiffer und Erdbeerverkäufer, Seifensieder und Gerichtsdiener, Besenbinder und Stallknechte, Zitherspieler und Ministerialbeamte. Das ließ einen Österreicher nicht ruhen, der vor der WM 2012 einen italienischen Heiligen aus dem 19. Jahrhundert namens Luigi Scrosoppi ausfindig machte. Jener hatte sich angeblich ganz heiligmäßig der Jugendlichen angenommen und sollte deshalb auch als Lichtgestalt für Kicker dienen. Aber San Luigi verschwand bald wieder in der Versenkung.
Diego Maradona hat es uns eigentlich vorgemacht. Er bemühte bei seiner Art von Fußballkunst gerne die Hand Gottes. Aber getoppt wurde er schon in den 1960ern von einem kleinen o-beinigen Linksaußen aus Gelsenkirchen. Der ließ selbst dem Allerhöchsten keine Chance. "An Gott kommt keiner vorbei", stand auf einem Plakat für eine Missionsveranstaltung. Schrieb ein Witzbold darunter: "Außer Stan Libuda".
Herr Löw, übernehmen Sie!
Freitag, 6. Juni 2014
WM-Grillen auf brasilianische Art
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