Das Hinschauen lohnt bei diesem Wort aber aus einem anderen Grund: Wir haben es nämlich den Türken zu verdanken. Mit dem Vorrücken der osmanischen Reiterkrieger auf dem Balkan im 17. Jahrhundert landete ihr caprak in unserer Sprache. Über die Importe aus dem Lateinischen, Französischen und vor allem Englischen wird viel geredet. Aber Wörter mit türkischem Migrationshintergrund haben wir eben auch – und zwar schon seit Zeiten, als noch kaum ein anatolischer Arbeiter seine Koffer packte, um hierzulande sein Brot zu verdienen. Zwar sollen es insgesamt nur rund 150 Begriffe sein und damit ein verschwindend geringer Anteil im 300 000 bis 500 000 umfassenden Wortschatz der deutschen Gegenwartssprache. Doch einige prominente Beispiele sind darunter.
Um bei Heidi Klum zu bleiben: Wenn sie in ihrem deutsch-englischen Kauderwelsch loslegt, mag so mancher Mitbürger einen Dolmetscher brauchen – unser gängiges Wort für Übersetzer, das auf das türkische dilmac zurückgeht.
Und wenn sich ihre Models von Kefir zu Joghurt hungern, so sind auch diese zwei Begriffe der Sprache der Osmanen entnommen. Der Pascha ist türkischen Ursprungs, der Kiosk, der Kelim, aber auch die Tulpe, deren schon vor Jahrhunderten bei uns eingebürgerter Name von türkisch tülbend kommt, was nichts anderes heißt als Turban und auf die blütenähnliche Form dieser typisch orientalischen Kopfbedeckung anspielt.
Auf die sich häufenden Einsprengsel türkischer Begriffe in unserer Jugendsprache einzugehen, würde hier den Rahmen sprengen. Aber ein Wort gehört natürlich noch hierher: Döner Kebap. Der Name für das Lammfleisch vom Drehspieß, das längst auch Deutsche tonnenweise vertilgen, setzt sich zusammen aus dönmek (drehen) und kebap (Fleisch). Als das Goethe-Institut vor einigen Jahren bei einem Wettbewerb die nettesten Beiträge zum Thema Wortimporte prämierte, war auch ein Gedicht über diese Spezialität aus Kleinasien darunter. Hier die letzten Verse:
Beim Grübeln ist mir unter allenKeine hohe Lyrik, aber nachvollziehbar.
Begriffen dann als bestes Wort
der Döner Kebap eingefallen, Migrant aus einem Türkenort.
Mal ist dabei die Kurzform Döner
für mich der klare Favorit.
Dann wieder find ich Kebap schöner,
doch beide machen Appetit.