Heute scheint ein Nachklapp zum letzten Freitag angebracht: Rief doch eine Dame an und beschwerte sich, wer dauernd über Sprache plaudere, solle Wörter vermeiden, die keiner kennt. Dem Begriff Zombie sei sie noch nie begegnet. Nun hätte man spontan sagen können: Glück gehabt! Aber man hat es sich verkniffen. Doch im Ernst: Da vielleicht auch andere Leser stutzten, sei das kurz geklärt.
Das Wort Zombie für den Geist eines Toten oder heute oft vereinfachend für einen Untoten stammt aus einer zentralafrikanischen Sprache und kam wohl schon mit den ersten Sklaventransporten in die neue Welt. Große Bedeutung erlangte es insbesondere in dem auf alten afrikanischen Religionen basierenden Voodoo-Kult der Karibik als Bezeichnung für einen durch Zauber oder Gift in den Scheintod versetzten Zeitgenossen, der anschließend wiedererweckt wird und fortan als williges Werkzeug des Hexers durchs zweite Leben geistert.
Nun hat der Scheintod die Menschen schon immer umgetrieben. Die Angst vor der Wiederkehr von zuvor ungeliebten oder gar verbrecherischen Verstorbenen zieht sich durch die Mythen und Märchen vieler Völker. Der heutige exzessive Zombie-Boom in der westlichen Kultur ist allerdings nur mehr schwer zu erklären. Zombies – abstoßende, grünlich-bleiche, halbverweste Grusel-Kreaturen – gehören heute zum festen Personal unzähliger Horror-Filme. Wenn damit die Entmenschlichung von Bürgern durch skrupellose Mächte symbolisiert werden soll, mag es ja noch angehen. Wenn allerdings diese Zombie-Manie zum stumpfsinnigen, kollektiven Kitzel verkommt, so sind die Tiefenpsychologen gefragt.
Nur noch am Rande bemerkt: Verwechslungen mit dem Wort Zumba sollte man vermeiden. So heißt ein aus Südamerika zu uns herüber geschwapptes fideles Fitness-Programm, das Elemente von Aerobic, Gymnastik und lateinamerikanischen Tänzen mischt. Auf welche der Bedeutungen von spanisch zumba – Kuhglocke, Knarre, Neckerei, Tracht Prügel – das Wort zurückgeht, scheint unklar zu sein. Aber einem Freund des Stabreims zuckt da sofort noch ein anderer Gedanke durch den Kopf: Für Roman Polanskis ironische Horrorkomödie „Tanz der Vampire“ von 1967 wäre „Zumba der Zombies“ doch ein schöner Titel gewesen. Vampire sind mit ihren Beißerchen zwar eine etwas andere Spezies, aber egal – jener makabre Reigen von fahlen barocken Untoten im Schein der Kandelaber bleibt unvergessen. „So kam das Böse in die Welt“, hieß der letzte Satz jenes Films. Wir haben es damals nicht ernst genommen. Und so hatte Polanski es auch gemeint.
Freitag, 6. Dezember 2013
Zumba der Zombies
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