Wenn die Deutschen heute Abend das EM-Viertelfinale bestreiten, ist die Taktik des Gegners schon ausgemacht: Quer durch alle Medien warnen die Sportreporter vor dem Beton, den die Defensivstrategen aus Griechenland wohl anrühren werden.
So weit, so klar. Aber wie spricht man den Namen dieses Materials aus der Abteilung Bau-Steine-Erden eigentlich korrekt aus? Beton ist ein im 18. Jahrhundert aus dem Französischen als béton zu uns gekommenes Fremdwort für die Mischung aus Zement, Sand und Wasser, übrigens urverwandt mit dem aus dem Keltischen stammenden Wort Bitumen, wie man zu Erdpech oder Naturasphalt sagt. Deswegen ist die vom Duden favorisierte Aussprache auch wie beim französischen Original Be’tõ, mit einem Nasal oder Nasenlaut am Ende und der Betonung auf der zweiten Silbe.
In großen Teilen Süddeutschlands sowie in Österreich findet sich allerdings auch die im Duden angegebene zweite, umgangssprachliche Variante Be’ton mit einem langen o am Ende. Andere halten es für schick, statt des Nasals einfach ein ong anzuhängen, also Be’tong zu sagen – ähnlich wie bei der Aussprache der ebenfalls von unseren gallischen Nachbarn übernommenen Wörtern Bal’kong, Fla‘kong und Fa‘ssong.
Diese Version Be’tong stand bis vor wenigen Jahren auch noch als Favorit im Duden, heute taucht sie nicht mehr auf. Dafür wird die schweizerdeutsche Variante erwähnt, die ‘Beton lautet, also mit der Betonung auf der ersten Silbe.
Manche Schwaben wiederum betonen zwar wie die Schweizer auf der ersten Silbe, aber sie weichen das t zu einem breimäuligen d auf: "Karle, mach et zviel Zement in de Bedo, der isch duier!"
Wie auch immer: Löw & Co. müssen sich heute etwas einfallen lassen gegen diesen griechischen Beton – ob mit oder ohne Nasal.
Vielleicht hilft da der Gedanke an eine Nebenbedeutung des Wortes Nasal: Ein Nasal oder Naseneisen war ein starkes Blech an antiken oder mittelalterlichen Helmen, um das Gesicht zu schützen. So liegt ein Schlachtruf für Danzig nahe: Nasalhelm auf zum Gefecht!
Aber war da nicht was mit Danzig und den Deutschen vor 73 Jahren? Da war was. Viel schöner wäre es also, wenn alles friedlich abginge zwischen den Germanen und den Hellenen in der Arena Gdansk ab 20.45 Uhr. Wir Deutsche haben ja aus jüngerer Zeit beste Erfahrungen als Betonmauerspechte.
Stetes Klopfen höhlt den Stein.
In diesem Sinne: Glückauf!
Freitag, 22. Juni 2012
Die Griechen und der Bedo
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