"Verbaselt Bayern jetzt die Champions League?" Kaum ein Medium hat sich nach dem Debakel der Münchner Kicker beim Hinspiel gegen Basel vor drei Wochen dieses hübsche Wortspiel entgehen lassen. Seit dem 7:0 vom Dienstagabend wissen wir, dass diese Angst unbegründet war. Dagegen haben jetzt die Basler ihr Weiterkommen in Europas Spitzenfußballwettbewerb verbaselt.
Wobei sich schon einmal die Frage aufdrängt, was dieses verbaseln eigentlich bedeutet. Wie zu erwarten, hat das Wort mit der Schweizer Stadt und ihren schaffigen Bürgern rein gar nichts zu tun. Verbaseln im Sinn von verbocken, verschlafen, verschlampen, verschwitzen, verbummeln, versieben kommt von einem mittelniederdeutschen Wort vorbasen, und das gehört wiederum zu basen = unsinnig reden, unsinnig handeln.
So kann der Schein trügen.
Aber apropos Schein: Journalisten sind ohnehin nie dagegen gefeit, in der Schnelle des aufreibenden Tagesgeschäfts dem Schein zu erliegen. Weil unsere Leser jedoch stets ein waches Auge auf die Zeitung haben, entgehen ihnen solche Schnitzer nicht, und sie melden sich.
Drei Ordnungsrufe aus jüngerer Zeit seien hier zitiert: Wenn ein Pfarrer das Amt des Dekans begleitet, so ist das falsch. Er bekleidet es, und dabei klingt wirklich die alte Sitte an, jemand bei Antritt seines Amtes feierlich einzukleiden (lateinisch investire). So ging es ja beim Investiturstreit im Mittelalter darum, wer Bischöfe einkleiden, sprich: ernennen durfte – ob der Kaiser oder der Papst.
Eine Fehlleistung war es auch, als unlängst in einem Bericht eine Stehle auftauchte, die jetzt in einer oberschwäbischen Kleinstadt steht. Gemeint war vielmehr eine Stele, und so nannten schon die alten Griechen freistehende Säulen, Pfeiler oder hohe, schlanke Grabmäler.
Kaum ausrotten lässt sich schließlich ein weiterer Lapsus: Immer wieder einmal treten Leute eine Gradwanderung an. Aber auch das ist selbstredend Unsinn, weil hier ja niemand über einen Grad, also eine Einheit für Temperatur oder Winkel, hinweg marschiert, sondern über einen Gebirgskamm – ob in Wirklichkeit oder im übertragenen Sinn.
Um den Grad geht es allerdings in der Formulierung von hohen Graden. Jemand ist zum Beispiel ein Musiker von hohen Graden, und nicht von hohen Gnaden, wie man es oft liest, weil da an begnadet gedacht wird.
Beim richtigen Sprachgebrauch bewegt man sich eben auf schmalem Grat, und sehr schnell ist da etwas verbaselt. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt – zum Beispiel die Hoffnung auf Besserung. Siehe FC Bayern!
Freitag, 16. März 2012
Wer stiehlt schon eine Stele!
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