Um es gleich klarzustellen: Rehgalantine ist richtig, und dieser Spezialbegriff steht für mit einer feinen Aspikschicht überzogene Scheiben einer kalten Pastete aus Fleisch und Farce.
Aber beide Wörter sind eng verwandt. Die gemeinsame Wurzel von Galantine, Gelatine (farblose, leimartige Substanz aus Knochensud), Gallert (eingedickter Fleischsaft, Sülze) und Gelee (eingedickter Frucht- oder auch Fleischsaft) ist das lateinische gelare (gefrieren). Und wer nun – un gelato, prego! – an Eiskaltes in Italien denkt, liegt richtig.
Aspik ist übrigens das Gleiche wie Gallert, aber ob das Wort wirklich auf die kalte, glänzende Haut der Aspisviper, einer bei uns nur im Südschwarzwald vorkommenden Giftschlange, anspielt, ist nicht restlos geklärt. Sehr appetitlich klingt es eh nicht.
Auf jeden Fall hat sich damit erledigt, was man ja kurz argwöhnen könnte, dass nämlich Galantine die weibliche Form von Galan wäre – analog zu heute leicht altmodisch klingenden Paaren wie Albert/Albertine, Clemens/Clementine, Ernst/Ernestine oder Leo/Leontine, und an Brillant/Brillantine denkt man ja auch kurz.
Zu Galan – früher: ein gegenüber Damen sehr höflicher Herr, heute etwas abwertend: ein Liebhaber – gibt es keine weibliche Form.
Wobei, pardon, die Parallele naheliegt: Die Sultanine ist ja auch nicht die Frau eines Sultans. Ein echter Sultan, zumindest einer von diesen alten Muselmanen aus "Tausendundeiner Nacht", hatte ohnehin viele, in manchen Fällen vielleicht auch zu viele Frauen.
Insofern machte es sich Heinz Erhardt zu einfach:
"Es war einmal ein Muselmann, der trank sich einen Dusel an, wann immer er nur kunnt, er rief dann stets sein Muselweib, wo sie denn mit dem Fusel bleib, denn Durst ist nicht gesund..."So dichtete er, und um des hübschen Reims willen wollen wir ihm den Singular durchgehen lassen. Aber da dieses Poem – wie viele heute sagen – ohnehin nicht political correct ist, verzichten wir auf den Rest.
So schweift man an Stehtischen ab – anstatt bei Schuberts Andante Sostenuto zu bleiben. Es war überirdisch.