Was hat man sich vor rund 50 Jahren über die Wurstel con Krauti schief gelacht, jenen rührenden italienischen Versuch, den ersten deutschen Gästen nach dem Munde zu reden - und zu kochen! Aber auch mit zunehmendem Tourismus sind solche Verballhornungen nicht verschwunden. Im Gegenteil. Gerade in letzter Zeit haben zwei Langenscheidt-Bücher – „Übelsetzungen“ und „Würste der Hölle / Neue Übelsetzungen“ – Sprachpannen aus aller Welt aufgespießt. Eine herrliche Nonsensparade!
Jeder kennt ja selbst solche Schnitzer: Unvergessen ist das Gericht, mit dem man einst nach vier Stunden Marathon durch den Vatikan seinen Heißhunger stillte: Brelte Bandnu delmit flaissos stand da auf der Speisekarte – eine recht eigenwillige Übersetzung von Tagliatelle alla bolognese. Provencale Gebraten Rindfleish mit Shmelzend Kartofeln – vor kurzem in einem südfranzösischen Restaurant entdeckt – ist als Menü auch nicht ohne. Da muss man doch einfach dahinshmelzen. Und unlängst kam eine Kollegin aus Madeira zurück: Ein erlebnis das zurückprallen örtlichkeit pfege und erbschaft hatte ihr der Hotelprospekt volltönend versprochen. Gemeint war das Kennenlernen des lokalen Kulturerbes…
Nun sollten wir uns allerdings jede Schadenfreude verkneifen, denn solchen Wortsalat gibt es auch hierzulande – nicht zuletzt durch falsche Übersetzungen. Groß war die Aufregung über einen Café-Besitzer in einer badischen Kleinstadt, als er mit Blick auf die wachsende Zahl ausländischer Besucher seine Speisekarte übersetzte und den Negerkuss zum Nigger Kiss machte. Er musste sie einstampfen lassen, wobei dann auch die Schiller Curls verschwanden - so hatte er seine Schillerlocken umgetauft. Was Amerikanern eh wenig gesagt hätte. Denn wie flötete einst die Sex-Diva Jayne Mansfield bei ihrem ersten Deutschlandbesuch auf die Frage: „Do you like Schiller?“ geflötet „Yes, he is a very nice man.“
Aber auch Hörfehler oder Unwissenheit sorgen für seltsame Neuschöpfungen. In einem Berliner Kaufhaus wurden kürzlich Geniepullover angepriesen. Dabei ging es jedoch nicht um Wollwaren für kleine Einsteins, sondern irgendjemand hatte das Wort chenille falsch verstanden, eine spezielle Textilart nach französisch chenille = Raupe. Einer Fehlinterpretation saß einmal ein Küchenchef auf, der Pastetchen mit Wurstersoße anbot – das Worcester in Worcestersauce spricht sich zwar wie Wuster aus, aber mit Wurst hat dieses Gebräu aus England nichts zu tun. Und dann noch ein schönes Beispiel aus unserem geschätzten Blatt: Als vor Jahren ein großer Gartenmarkt eröffnet wurde, prangte auf der Extraseite folgendes Sonderangebot: Da geht es ab 75 Pfennig. Was da abging, erschloss sich erst nach längerem Nachdenken: Die Anzeige war telefonisch durchgegeben worden, und angepriesen werden sollten Tagetes, also Studentenblumen ...