Eltern kennen es: Auf langen Autofahrten spielt man mit nervigen Kindern gerne mal eine Runde Teekesselchen. Dabei denkt sich einer einen mehrdeutigen Begriff aus, nennt ihn Teekesselchen, die anderen müssen ihn erraten.
Ein Beispiel: "Mein Teekesselchen schwimmt im Wasser und wird beim Zelten gebraucht". Gesucht ist natürlich der Hering.
Das Schöne bei diesem Spiel: Der Stoff geht einem nicht so schnell aus, denn in unserer Sprache wimmelt es von identisch geschriebenen Wörtern mit verschiedenen Bedeutungen. Manche haben verschiedene Artikel und auch verschiedene Wurzeln: der Tau (Niederschlag) – das Tau (Seil).
Manche haben verschiedene Artikel, aber gleiche Wurzeln: der Heide (Ungläubige) – die Heide (Landschaft). Manche haben den gleichen Artikel und auch die gleiche Wurzel: der Hahn (Geflügel) – der Hahn (Wasserauslauf).
Besonders schöne Paare wie die Bremse (Vorrichtung zum Anhalten) – die Bremse (Stechfliege), die Dichtung (Poesie) – die Dichtung (Material zum Abdichten), der Pickel (Spitzhacke) – der Pickel (Abszess) oder der Ton (Lehm) – der Ton (Klang) haben zwar den gleichen Artikel, stammen aber aus verschiedenen etymologischen Wurzeln.
Nun ist schon mehrfach aus Leserkreisen nach dem Begriff Klamotte gefragt worden, den man zum einen für alte Kleider verwendet, zum anderen für ein niveauloses Theaterstück. Beide Wörter gehen auf die gleiche Wurzel zurück. Wahrscheinlich stammt der Begriff Klamotte (zerbrochener Ziegelstein) aus der Gaunersprache und wurde später für etwas Wertloses angewendet. "Das stammt aus Großmutters Klamottenkiste", ist heute noch ein gängiger Satz.
Auch Satz ist übrigens ein Teekesselchen, sogar ein multiples: von grammatikalischer Einheit über Sprung, Teil eines Musikstücks, Teil eines sportlichen Wettkampfs und Herstellung von Text bis zum Rest im Kaffeefilter.
Und apropos Kaffeesatz: Beim Kinder-Ablenkungsprogramm helfen auch Rätsel weiter: Wer hat es bequemer, der Kaffee oder der Tee? Natürlich der Kaffee: Er darf sich setzen, der Tee muss ziehen…
Wie weit ist es noch bis Kalau?
Dienstag, 2. November 2010
Kaffeesatz im Teekesselchen
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