Am Dienstag wurde die neue, alte Kanzlerin vereidigt, am Mittwoch bekam die evangelische Kirche zum ersten Mal eine Vorsitzende. Nun sind die Erwartungen sehr groß, und um alle Wünsche zu erfüllen, müssten Angela Merkel und Margot Käßmann wohl Zaubererinnen sein. Oder Zauberinnen?
Letzteres ist richtig. Endet ein männliches Substantiv mit -er, so wird die weibliche Form in der Regel durch das Anhängen von -in gebildet: der Sänger – die Sängerin, der Lehrer – die Lehrerin, der Förster – die Försterin, der Pilger – die Pilgerin. Endet die männliche Form jedoch mit -erer, so entfällt das eine -er. Es heißt also der Ruderer – die Ruderin, der Wanderer – die Wanderin, der Förderer – die Förderin, der Bewunderer – die Bewunderin, der Eroberer – die Eroberin.
Das ist zwar an sich unlogisch, aber wahrscheinlich hat man einfach mit der Zeit dieses unschöne Hängenbleiben bei den zwei Zäpfchen-r in -ererin gescheut und dann das Verfahren abgekürzt. Deswegen gibt es auch die Meuterin, die Wilderin und die Stänkerin – so viel Gleichberechtigung muss sein.
Ein Wort existiert allerdings, bei dem sich jedwede grammatikalische Verweiblichung verbietet: der Zwitter. Er trägt ja beide geschlechtlichen Eigenschaften schon in sich.
Und weil es sich hier anbietet, noch kurz ein Ausflug auf ein ganz anderes Feld: Der Begriff Twitter – derzeit als weltweit vernetztes Internet-Tagebuch in aller Munde – hat mit Zwitter (aus der großen Wortfamilie von zwei, zweifach, Zwilling etc.) nichts zu tun. Twitter kommt vom englischen to twitter = zwitschern. Gerade hat das Wort in den neuesten Duden Nr. 25 Eingang gefunden. Und willfährig, wie sich die Duden-Redaktion gegenüber Anglizismen gerne verhält, liefert sie auch gleich die Deklination mit: Ich twittere, du twitterst, er twittert….
Sagen wir es in Anlehnung an einen alten Berliner Spruch: "Nachtigall, ick hör dir twittern."